Patent-Anmeldung: Guten Gewissens glitzern

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Ohne Glitter kein glanzvoller Auftritt. Make-up, Lippenstifte, Shampoos, Seife, Duschgel, Cremes. Überall ist Glitter drin. Einer der europaweit großen Produzenten des Effektstoffes hat seinen Sitz in Warmensteinach: Siliglit, ein Unternehmen der Sigmund Lindner GmbH (Sili). Und Sili hat jetzt das Thema Bio-Glitter weitergedacht: Glitter, der biologisch deutlich besser abbaubar ist als bisheriger Bio-Glitter. Im Lauf des Jahres soll das Produkt auf den Markt kommen.

 
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Rein optisch gibt es keinen Unterschied: Glitter ist Glitter - ist Glitter. Winzig kleine, glänzende Teilchen, die in allen Farben zu haben sind. Je nach Effekt, den sie erzeugen sollen. Was sie seit Jahrhunderten tun. Erst als Nebenprodukt der Glaskugelproduktion - als Glas-Glitter, "seit den 70er Jahren verstärkt als Kunststoff-Glitter, und damit auch als Produkt für die Kosmetik-Industrie", sagt Erwin Pschierer, Produktmanager Glitter bei Sili, am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung.

Forschung läuft seit Jahren

Die Problematik der Verschmutzung der Flüsse und Meere durch Plastik und Mikroplastik, die immer weitere Kreise zieht, hat Sili schon vor rund sieben Jahren dazu bewegt, in die Richtung biologischer Abbaubarkeit der Glitzerstoffe zu denken und zu forschen. "Das erste Produkt kam als Ergebnis vor drei Jahren auf den Markt", sagt Pschierer. "2011 hatten wir die ersten Ideen, die vor fünf Jahren konkret geworden sind. Nach zwei Jahren Forschung und Entwicklung war es so weit: Ein Produkt, das auf einer Folie basiert, die im Verpackungsbereich eingesetzt wird." Polylactose (PLA) ist der Basisstoff, "ein nachwachsender Rohstoff, der hauptsächlich aus Maisstärke besteht". PLA, sagt Pschierer, ist vor allem in industriellen Kompostieranlagen gut biologisch abbaubar, "nach sechs Monaten ist etwa 90 Prozent abgebaut". In Wasser löst sich PLA allerdings verhältnismäßig schlecht auf. "Ein Grund für uns zu sagen, es muss doch etwas Besseres geben", sagt Pschierer.

Durchbruch soll jetzt da sein

Der Durchbruch soll jetzt da sein. Parallel zu Forschung und Produktion des PLA-Glitters, dessen Nachfrage bereits in diesem Jahr signifikant gestiegen sei, wie Pschierer auf Nachfrage sagt - "vergangenes Jahr hatten wir einen Bio-Anteil von 0,5 Prozent, in diesem Jahr sind wir bereits bei etwa zehn Prozent. Es dürfte nicht lange dauern und wir haben 30 bis 40 Prozent Anteil" - forschte man bei Sili an dem neuen Produkt: "Offiziell wird das neue Produkt, mit dem wir bislang einige wenige ausgewählte Kunden bemustert haben, im Lauf des Jahres auf den Markt kommen. Wir haben das Produkt zum Patent angemeldet, weil wir der Ansicht sind, dass es so etwas weltweit noch nicht gibt", sagt Pschierer. Der neue Glitter basiere auf Zellulose-Acetat, ebenfalls ein nachwachsender Rohstoff, der nicht nur eine deutlich bessere biologische Abbaubarkeit als der PLA-Glitter habe, sondern auch noch wesentlich bessere technische Eigenschaften mitbringe: PLA-Glitter ist nur bis etwa 60 Grad temperaturbeständig, in der Lippenstift-Produktion beispielsweise werde das Wachs aber mit 90 Grad eingeschmolzen. "Die Folge: Der Glitter verliert an Glanz." Der neue Glitter sei allerdings bis 120 Grad temperaturbeständig.

Auch in Wasser abbaubar

Was das gute Gewissen bei der Nutzung des Glitters angeht: Der Zelluloseacetat-Glitter sei nicht nur bereits im Hauskompost gut abbaubar, "sondern auch in wässrigen Systemen", sagt Pschierer. "In Kläranlagen ist der Glitter gut abbaubar und vernünftig in fließenden Gewässern." Damit könne beispielsweise auch flüssige Seife mit Glitter-Anteil ohne jeglichen Kunststoffzusatz hergestellt werden, denn auch in flüssigen Formulierungen hatte der PLA-Glitter das Problem, dass er mit der Zeit an Glanz verlor. Der neue Bio-Glitter glänze weiter.

Vorbereitet sein auf die Regularien, die kommen dürften

Wie Pschierer sagt, hätten neben einigen Bundesstaaten in den Vereinigten Staaten sehr strikte gesetzliche Vorgaben, was den Glitter-Einsatz angehe, um den Eintrag in Gewässer zu verhindern. Auch England habe jetzt entsprechende Regelungen geschaffen. Er ist sich sicher: Auch in der EU denke man in diese Richtung. "Wir sehen auch am Interesse der Kunden, dass das Interesse an Bio-Glitter deutlich steigt. Das Bewusstsein hat sich stark verändert für die Thematik. Schließlich ist das Thema durch die öffentliche Diskussion immer stärker präsent." Sili, sagt Pschierer, wollte "vorbereitet sein, wenn entsprechende Regularien kommen". Schließlich verlassen pro Jahr viele Tonnen Glitter das Werk in Warmensteinach, um weltweit in Produkten zum Einsatz zu kommen, die für glänzenden Auftritt sorgen sollen.

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