"Parsifal": Für die Freiheit

Von Susanne Will
Das Bayreuther Festspielhaus: Foto: Karl Heinz Lammel Foto: red

Die Welt verändert sich. Spätestens nach den Bomben in Belgien ist die Angst nach Deutschland gekommen, dass islamistische Terroristen auch hier versuchen werden zu morden. Dieser Terror ist das Gegenteil von unserer Freiheit. Zu unserer Freiheit gehört auch die Freiheit der Kunst. Uwe Eric Laufenberg wird am 25. Juli seine Interpretation von Wagners „Parsifal“ vorstellen. Die Premiere wird mit Spannung erwartet. Die Polizei und die Stadt Bayreuth sind alarmiert, denn Laufenbergs Parsifal soll islamkritische Szenen beinhalten.

 
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Und wenn? Anhand einer Szene kann kein aufgeklärter Mensch beurteilen, auf was Laufenbergs Parsifal hinauslaufen wird. Doch das wird einen Terroristen nicht interessieren. Tunnelblick und Todesverachtung sind schon oft zu einer explosiven Mischung geworden. Und es lässt sich kein Muster ablesen, anhand dessen man weitere Anschläge verhindern könnte. Allein deshalb wäre es verheerend, wenn der Regisseur eine Schere im Kopf hätte. Wenn er sich beschneiden würde, weil wir auf Verdacht Kompromisse eingehen würden, was unsere Freiheit im Denken, im Leben, in der Kunst angeht.

Zensur bedroht die Demokratie letztendlich mehr als Terror

Laufenberg hat sogar angeboten, den verantwortlichen Stellen einen Einblick in seinen Parsifal zu geben. Und dann? Nimmt dann in Zukunft eine staatliche Stelle das Stück ab? Zensur bedroht das Wesen der Demokratie letztendlich mehr als der Terror. Welcher Polizist soll denn beurteilen, was Kunst ist, was Provokation? Und selbst die Provokation ist in Deutschland nicht verboten.

Laufenberg muss sich nur vor dem Publikum rechtfertigen

Laufenberg muss frei in seinem Handeln bleiben können; er muss seine Ideen frei ausleben können. Und nicht im Hinterkopf behalten müssen, dass es irgendwo Menschen geben könnte, die glauben, ihr Gott, ihre Religion werde durch seine Ideen beleidigt. Rechtfertigen muss er sich nicht. Höchsten vor dem Publikum, das entscheidet, ob es ein Bravo gibt oder Buh-Rufe.

Die Welt hat sich verändert

Natürlich: Weil die Welt sich verändert hat, muss der Parsifal – Stand jetzt - die Verantwortlichen bei der Stadt und der Polizei alarmieren. Sie müssen alles Mögliche unternehmen, um für Schutz zu sorgen.

Freiheit - auch in der Kunst

Paris. Belgien. Bayreuth? Gott behüte! – welcher auch immer. Die Wahrheit ist: Es wird weitere Anschläge geben. Und niemand weiß, wo. In Ägypten am Strand, in Paris beim Tanzen. Unvorhergesehen, ohne Provokation. Der Terror der Islamisten ist willkürlich, er will die Demokratie treffen. Unsere Freiheit. Die sollten wir uns nicht nehmen lassen. Auch nicht in der Kunst.

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