Palmen für das Fichtelgebirge

Von Andreas Gewinner

Im Fichtelgebirge stehen künftig Palmen. Über 60 Stück, die höchste misst rund neun Meter. Mit dem Klimawandel hat das nichts zu tun. Die Bäume sollen tropisches Flair in die Thermenlandschaft des Gesundzeitresort Siebenquell in Weißenstadt bringen. Und damit die exotischen Bäume erstens heil im Fichtelgebirge ankommen und zweitens zwischen den Badenden weiter gedeihen, braucht es einen Palmenflüsterer.

 
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Walter Siegel ist gelernter Zierpflanzenbauer. Den umgangssprachlichen Beruf des „Gärtners“ gibt es als solchen streng genommen nicht, klärt er auf. Vor fast 30 Jahren hat er sich selbstständig gemacht, bietet Firmen und Privatkunden Beratung und Service rund um die Begrünung von Innenräumen. Hohe Palmen hat er auch schon in ein Penthouse in Moskau verpflanzt. „Ich lasse mir die Details des Raumes und das dortige Klima erklären. Und suche dann die passenden Pflanzenarten aus. Ein Zitronenbäumchen ginge zum Beispiel in der Therme nicht, denn das braucht auch Phasen mit nur fünf Grad Temperatur.“

Die Bäume, die seit diesem Donnerstag in der Therme stehen, stammen aus Indonesien und Florida. Doch ihre Heimat haben sie teils schon vor Jahren verlassen. Mit dem Schiff kamen sie nach Holland, wo sie in riesigen Gewächshäusern an ihr neues Klima gewöhnt wurden. Dort hat sich Thermengeschäftsführer Stephan Gesell vor einiger Zeit seine Bäume ausgesucht. Dann kamen sie im Thermolastwagen, temperiert auf 20 Grad, nach Weißenstadt. Bei fünf Grad Außentemperatur warten an diesem Donnerstagmorgen die letzten Palmen, in Plastik eingewickelt darauf, ins Warme zu kommen.

Exotische Pflanzen an ihre neue Umgebung zu gewöhnen, ist eine Wissenschaft für sich. Und teilweise muss sich die Umgebung an die Pflanze anpassen. Palmenflüsterer Walter Siegel war bereits früh in die Planungen der Therme eingebunden: „Wie viel Lichtdurchlässigkeit haben die Scheiben? Was für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar ist, kann für den Baum schon zu wenig sein. Und er hört auf zu wachsen.“

Die Therme des Siebenquell-Resorts hat kein wegfahrendes Dach. Das gefällt Siegel. Für das Reinhieven der großen Bäume mit einem Kran wäre ein offenes Dach praktisch. Aber wenn es im Sommer geöffnet wäre, würden die Bäume, die ihrer ursprünglichen Umgebung entwöhnt sind, zu verbrennen drohen. Die höchste Palme ist die Kokospalme. Sie hat ihren eigenen Deckenscheinwerfer. „Sonst würde sie nicht mehr in die Höhe wachsen, sondern sich in Richtung des Lichtes neigen.“

Die neue Therme von Weißenstadt richtet sich insbesondere an Leute, die Erholung in Form von Entschleunigung suchen. „Und dazu gehört ein Urlaubsflair“, erläutert Stephan Gesell die Philosophie hinter den tropischen Palmen in der Thermenlandschaft. Und Walter Siegel verblüfft die Anwesenden mit der Auskunft: „Eigentlich sind alle unsere Zimmerpflanzen tropische Pflanzen. Weil es innen in der Regel immer 20 Grad hat.“

Der Zeitplan: Auch wenn im Resort noch überall gearbeitet wird und vieles noch nach Baustelle aussieht: Am 15./16.Oktober sind Tage der offenen Tür. Und am 22. Oktober ist offizielle Einweihung. Der eigentliche Betrieb startet am 30. Oktober. Die Kapelle wird bereits am kommenden Sonntag um 10 Uhr geweiht.

Der Kosten- und Zeitrahmen: Wurde im Wesentlichen gehalten. Gegenüber der Planung vor etwa drei Jahren ist man drei Wochen später dran als damals veranschlagt. Bei den Baukosten für das 60-Millionen-Euro-Projekt spricht Geschäftsführer Stephan Gesell von einer Kostenmehrung von vier Prozent. Die sei ausschließlich auf Baukostensteigerungen in diesem Jahr zurückzuführen. „Die Zinsen sind niedrig, die Leute flüchten in Sachwerte und überall wird gebaut“, erläutert der gelernte Bankfachmann, „und da ist man in einer schlechten Verhandlungsposition gegenüber den Handwerkern.“ Wegen der leichten Kostensteigerung ist Gesell auch weiter für Investoren empfänglich.

Das Personal: 145 Menschen werden in dem neuen Resort arbeiten. Zu Gerüchten, das es Probleme gebe, Personal zu finden, sagt Gesell: „Es war nicht leicht. Wir haben im Wesentlichen unsere Mannschaft beisammen, können aber noch Leute brauchen.“ Resortleiter wird Florian Schönwetter. Er leitete die vergangenen neun Jahre das nahe Kurzentrum Siebenstern.

Das Resort: Neben der Thermen- und Wasserlandschaft mit sieben verschiedenen Heilwässern selbst gibt es Innensaunen, ein Saunadorf, einen Therapiebereich, die „Gesundzeitreise“ durch die Bäder alter Kulturen, einen beauty- und Spabereich sowie einen großen Fitnessraum und mehrere Restaurants. Und ein 4,5-Sterne-Hotel mit 225 Betten. Das Besondere: Alle Angebote können sowohl von Hotel- und Pauschalgästen sowie von Tagesgästen genutzt werden.

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