Eine kleine lokale Nachlese zur Bundespräsidenten-Wahl in Österreich Österreich-Wahl: Kleine lokale Nachlese

Von Katharina Wojczenko
Trainer Raoul Korner ist erleichtert über den Ausgang der Bundespräsidenten-Wahl in seiner österreichischen Heimat. Archivfoto: Peter Kolb Foto: red

Vor Beginn des "Watzmann"-Spektakels in der Hofer Freiheitshalle war es der Band und Wolfgang Ambros am Sonntagabend eine Ansage wert: "Wir haben einen Bundespräsidenten. Er heißt Alexander Van der Bellen. Das Ensemble möchte, dass Sie das wissen." Applaus von den Rängen. Auch Bayreuther Österreicher sehen den Wahlausgang mit Erleichterung.

 
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Der Grüne Alexander Van der Bellen holte vor Auszählung der Briefwahl 51,7 Prozent der Stimmen. Sein Kontrahent von der rechtspopulistischen FPÖ, Norbert Hofer, kam auf 48,3 Prozent.

Raoul Korner (42), Trainer von Medi Bayreuth: „Ich habe per Briefwahl gewählt und bin erleichtert. Es ist schon ein Erfolg, dass der Wahlkampf in Österreich ohne Zwischenfälle und Anfechtungen abgeschlossen wurde.

Der US-Wahlkampf war ernüchternd. Als überzeugter Demokrat fand ich ihn extrem interessant und extrem desillusionierend. Auch wenn die Wahl des österreichischen Bundespräsidenten nicht annähernd diese Bedeutung hat: Es ist ein Signal, dass es nicht reicht, massentaugliche Parolen abzusondern.

Es war abzusehen, dass die Rechtspopulisten nach vorne rücken. Das Ergebnis finde ich deutlicher als erwartet, aber erwartet knapp: Alexander Van der Bellen lag schließlich schon im ersten Wahlgang vorne.

Ein Sieg Norbert Hofers hätte nicht mehr als Signalwirkung gehabt. Was mir Sorgen macht: Es scheint immer weniger um Inhalte zu gehen. Die meisten Menschen informieren sich nur aus in den sozialen Medien und bekommen dort nur, was ihren eigenen Überzeugungen entspricht.“

Peter Payr (75) aus Leoben in der Steiermark, lebt seit 1963 in Deutschland und heute in Bischofsgrün: "Das Ergebnis ist schwer in Ordnung. Mich hat es nicht überrascht, weil die Österreicher nicht so blöd sind, wie man sich das so oft denkt. Ich war überzeugt, dass die FPÖ nicht gewinnt.

Prinzipiell ist mir das Ergebnis aber egal. Ich bin mittlerweile deutscher Staatsbürger und sehe das neutral.

Gespannt war ich trotzdem, weil wir noch nie einen Rechtspopulisten zur Wahl hatten. Norbert Hofer ist typisch FPÖ, also populistisch, Alexander Van der Bellen ist der Vernünftigere. Daher bin ich zufrieden."

Hintergrund: Sieg im dritten Anlauf

Es war der dritte Anlauf für die Wahl des Staatsoberhaupts. Am 22. Mai hatte zwar Van der Bellen ganz knapp die Stichwahl gewonnen. Dieser Urnengang wurde aber nach einer Anfechtung der FPÖ vom Verfassungsgerichtshof wegen organisatorischer Schlampereien annulliert.

Der neue Termin am 2. Oktober wurde verschoben, weil Kuverts für die Briefwahl nicht richtig klebten und eine erneute Anfechtung befürchtet werden musste.

Van der Bellen verbesserte sein Ergebnis im Vergleich zur aufgehobenen Stichwahl vom Mai in 2053 der 2100 österreichischen Gemeinden. In mehr als 280 Orten konnte er das Ergebnis sogar zu seinen Gunsten drehen.

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