Ortsumgehung Mistelbach: Fragt die Leute!

Von Thorsten Gütling
Der bayerische Verwaltungsgerichtshof hat entschieden: Die Ortsumgehung Mistelbach darf weiter geplant werden. Gut ist das Projekt damit aber noch lange nicht. Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, wonach die Mistelbacher Ortsumgehung weiter geplant werden kann, ist gut. Die geplante Straße ist es damit aber noch lange nicht.

 
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In München wurde entschieden: Wozu auch einen Ausbau der bestehenden Ortsdurchfahrt planen, wenn das Ziel doch ist, den Verkehr raus zu bekommen aus dem Ort. Die weitere Planung einer Alternative, die niemand will, verursacht nur eines: weitere Kosten.

Eine fragwürdige Begründung

Warum es aber das Ziel der Gemeinde ist, diese Umgehungsstraße zu bauen, das kann man schon einmal hinterfragen. Die letzte Meinungsbekundung der Bürger, auf die sich Bürgermeister Matthias Mann beruft, ist zehn Jahre her. Und seitdem hat sich viel getan. Seitdem haben sich die geschätzten Kosten für das Bauprojekt von drei auf über fünf Millionen Euro erhöht. Und einige glauben, dass es noch deutlich teurer werden könnte.

In zehn Jahren ändert sich einiges

Seit der letzten Bürgerbefragung hat sich außerdem herumgesprochen, welch gewaltiger Einschnitt in die Natur diese Straße sein wird. Dass dafür nicht nur Wald gerodet, sondern auch 15 Höhenmeter überwunden werden müssen. Auf einem Wall muss sich die Straße dieser Höhe langsam annähern. Entsprechend breit wird die Trasse. Von der Breite zweier Fahrspuren ist eine Ortsumgehung an dieser Stelle weit entfernt.

So groß wie anderswo ist das Problem hier nicht

Und zu guter Letzt haben sich bei der ersten Befragung schon ohne genauere Kenntnisse 35 Prozent der Mistelbacher gegen das Projekt ausgesprochen. Gut vorstellbar, dass diese Zahl heute überschritten würde. Und eines ist auch klar: So viele Autos wie in Heinersreuth, wo eine Ortsumgehung trotz fast doppelt so vieler Fahrzeuge pro Tag höchst umstritten ist, fahren in Mistelbach noch lange nicht. Und nur dass einige Bürger zwar im Ortskern leben wollen, das aber plötzlich ohne die üblichen Begleiterscheinungen, reicht zur Rechtfertigung eines so großen Einschnitts in die Natur noch lange nicht aus. Ganz abgesehen von den Rechten derer, die aus gutem Grund und deshalb auch oft deutlich teurer auf der grüne Wiese gebaut haben.

Der Gemeinderat sieht zu, wie sich der Ort zerstreitet

Der Gemeinderat täte gut daran, die Bürger ein zweites Mal um ihre Meinung zu bitten, bevor er weiter tatenlos zusieht, wie sich der Ort bis über beide Ohren zerstreitet. Und tut er es nicht, sollten die Umgehungsgegner ein Bürgerbegehren beantragen. Danach würde wesentlich mehr Klarheit herrschen, als nach einem Gerichtsurteil, das immer irgendjemand anfechten wird.