Opernhaus: In zwei Stunden um die Welt

Von Gordian Beck
Blech vor Holz und Leinwand:German Brass im Opernhaus. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Nein, aufregend war das zunächst nicht, was German Brass am Donnerstagabend im voll besetzten Markgräflichen Opernhaus im Rahmen der Musica Bayreuth seinem Publikum präsentierte. Denn das Konzertprogramm kam schon arg glatt gebügelt daher - ein Evergreen nach dem anderen. Das aber so rasant wie beschwingt.

 
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Dennoch, für Langeweile war im Opernhaus kein Platz, die Zeit verflog im Nu. Vor allem deshalb, weil die elf Musiker, die unter German Brass firmieren, auch im Ensemble gnadenlos gut sind. Und abseits des Mainstreams ihres Programms eben doch Aufregendes im Gepäck haben. Was sich allerdings erst auf den zweiten Höreindruck erschloss. Dann nämlich, wenn man sich die Frage nach dem „Wie“ stellte.

Wie etwa bildet man das Spinnerlied „Summ und brumm, du gutes Rädchen“ aus dem „Fliegenden Holländer“ Richard Wagners für zehn Blechbläser ab? Und zwar so, dass der Reibungsverlust, der bei der Übertragung unweigerlich entsteht, möglichst gering gehalten werden kann? Im Prinzip, ganz einfach: So verbleiben beispielsweise auch bei German Brass die monoton surrenden Spinnräder wie im Original in den Mittelstimmen; das Tempo, jedoch, das dort nun angeschlagen werden muss, ist für Blechbläser mehr als nur ambitioniert. Dieses exakt zu transportieren, ist daher nicht nur hoch virtuos, sondern auch im Zusammenspiel äußerst herausfordernd. Kurz, die Melange aus solistischer Spielfertigkeit und Spielfertigkeit im Ensemble ist das, was dieses Ensemble auszeichnet und hörenswert macht.

Witzige U-Bahn-Polka

Ebenso bemerkenswert ist dabei, dass die Virtuosität dabei nicht zum Selbstzweck gerät, im Vordergrund steht immer die Musik an sich. Und die wiederum kann gestrickt sein, wie sie will. Denn die zehn Bläserbläser und ihr Perkussionist kennen keine musikalischen Grenzen. Sie sind, wenn man so will, entdeckungsfreudige Weltenbummler.

Entsprechend bunt gestaltete sich ihr Programm. Man stieg mit Johann Sebastian Bachs "Sinfonia" aus der Kantate BWV 29 „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“ ein und brannte mit dessen „Toccata und Fuge in d-Moll“ (BWV 565) ein wahres barockes Musikfeuerwerk ab. Von Bach aus, wiederum, spannte man flugs über Wagner den Bogen zu Leonard Bernsteins „Somewhere“ und „America“ aus der „West Side Story“. Mit George Gershwins „Rhapsody in Blue“ ging es dann in die Pause und von dort aus mit Frank Sinatra „Fly Me To The Moon“ in die weite Welt hinaus. Aus der Reihe der kurzweiligen Stippvisiten „around the World“, so der Programmtitel, ragte Chick Coreas „Spain“, was den musikalischen wie technischen Anspruch des Arrangements betrifft, heraus.

Das Publikum dankte es den Musiker mit begeistertem Applaus, was German Brass zu zwei Zugaben nötigte, unter anderem eine ebenso kurze wie witzige „U-Bahn-Polka“. Klaus Wallendorf (Horn), der den Abend über launig die Weltreise moderiert hatte, reihte dazu die Namen von 19 U-Bahnstationen in Tokio aneinander und kreierte damit einen Zungenbrecher, der ihm allerdings beeindruckend leicht von den Lippen ging. Ein Nummer mit Pfiff, die noch einmal die Kreativität der Truppe unterstrich.