Operla: Ganz großes kleines Theater

Aufwenig dekoriert, detailverliebt aufgebaut: Eine Szene von "Hänsel und Gretel" am Operla. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Hier spürt man Liebe und Hingabe: Mit Engelbert Humperdincks spätromantischer Oper "Hänsel und Gretel" startete das Operla in die neue Saison. Der Andrang ist groß: Das Marionettentheater hat bereits Zusatzvorstellungen angesetzt.

 
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Dieses eine Mal zieht nicht er die Fäden, sondern er baumelt abgehängt in der Ecke: Links neben der kleinen Bühne des Operla hängt Richard Wagner durch – als Marionette im Urlaub. Denn heute gibt es hier keine Neuinterpretation Wagnerscher Werke im Miniaturformat, sondern einen vorweihnachtlichen Klassiker: „Hänsel und Gretel“ steht auf dem Programm, das Märchen in der Version von Engelbert Humperdinck, der dem Stück - in Anspielung an Wagners "Parsifal" - scherzhaft den Beinamen „Kinderstubenweihfestspiel“ verpasste.

Am 23. Dezember 1893 wurde die Oper unter Richard Strauss uraufgeführt. Nun ist sie, bekannt und ganz anders, in Bayreuth zu sehen. Mit detailverliebt gebauten Marionetten führt das Ensemble des Opera durch die Geschichte zweier Kinder in Angst und Mut. Das Anpassen des Blicks führt zu neuen Ansichten. Die Puppencharaktere überzeugen. Besonderen Anklang finden aber die Tiere: Rührende, neugierige kleine Wesen, die in Luft und auf dem Boden durchs Bild huschen und das Publikum hörbar begeistern.

Klein, aber einzigartig

Das Bühnenbild ist grandios ausstaffiert, die Hintergründe wunderbare Illusionen der Tiefe. Hierfür ist Miguel Angel Rosario Araujo verantwortlich, ein Gewinn fürs Operla. In der Pause fragt ein Radioteam die Zuschauer, wie sich denn das Marionettentheater im Vergleich zum Grünen Hügel positioniere. Nun. Als ironisch lächelnde Schwester vielleicht. Aber eigentlich liegt darin genau die große Stärke des kleinen Hauses: Dass es einzigartig ist und derartige Vergleiche nicht braucht.

All dies beruht auf einem starken Team: Hausherrin Gisela Mösch-Ahner dankt in dieser Saison besonders Gudrun Hartmann-Wild, die in der Regie an allen wichtigen Opernhäusern gearbeitet hat, für die professionelle Hilfe. Und betonte glücklich die ,Verjüngung’ des Teams – Lena Naumann und Anna Müller gehören dazu.

Viel Liebe fürs Detail

Besser kann man’s wohl nicht sagen: Charmant ist das, was das Operla mit „Hänsel und Gretel“ präsentiert, mit Liebe zum Detail und viel Humor. Und die Tatsache, dass Erwachsene stuhlreihenweise einen Abend lang gemeinsam gebannt auf Puppen schauen und sich in der berückenden Aufnahme der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Sir George Solti verlieren, das allein macht einen Besuch wert. Auf keinen Fall verpassen! frl

Nächster Termin: Am 27. November, 16 Uhr (ausverkauft). Zusatztermine am 4. und am 28. Dezember.

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