Straftaten in anderen Bundesländern oder im Ausland könnten hier jedoch nicht angezeigt werden, sagte Marianne Gottwald vom Fortbildungsinstitut der bayerischen Polizei, das die Anwendung entwickelt hat. Der Geschädigte müsse sich durch zwölf Seiten Formulare klicken, könne aber jederzeit unterbrechen und später weitermachen. Je nach Bundesland unterscheide sich die Zahl der Online-Anzeigen stark - von wenigen tausend bis zu mehreren zehntausend pro Jahr. Ob es den Anzeigenerstatter auch wirklich gibt, werde mit Hilfe der Einwohnermeldedaten verifiziert, sagte der mittelfränkische Polizeipräsident Johann Rast.
Gewerkschaft kritisch
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in Bayern steht dem Angebot eher kritisch gegenüber. „Es darf für die Kollegen kein Mehraufwand werden“, betonte der DPolG-Vize-Landesvorsitzende Jürgen Ascherl. Und falls doch, müsse mehr Personal eingestellt werden. Nach den Erfahrungen in anderen Bundesländern würden aufgrund der Vereinfachung durchaus mehr Straftaten angezeigt. „Nicht jeder Bürger geht wegen einem gestohlenem Radl zur Polizei. Jetzt tippt er das schnell ein und schickt es weg“, sagte Ascherl.
Auch der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Peter Schall, geht davon aus, dass die Arbeit der Ermittler zunehmen wird. Es sei aber ein guter Service für die Bürger und aus kriminologischer Sicht zu begrüßen, weil das „Dunkelfeld aufgehellt“ werde.
Niedrige Missbrauchsquote
Es gebe aber auch Anzeigen, die problematisch seien, gab Ascherl zu bedenken - etwa gefälschte. „Auch die muss man verfolgen. Man kann hier ja alles rein stellen.“ Marianne Gottwald sagte jedoch, in anderen Bundesländern liege die Missbrauchsquote bei nur einem Prozent. „Wir hoffen, das das auch bei uns so läuft.“ Die bayerische Polizei verfolgte 2016 mehr als 600.000 Straftaten - der Großteil davon wurde von den Betroffenen selbst angezeigt.
dpa