Bundestrainer hält große Stücke auf Nina-Laura Kreutzer Olympische Spiele realistisches Ziel

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Einzeltraining mit einer Hoffnungsträgerin: Auf dem heimischen Schießstand im Keller des Bad Bernecker Kurhauses verpasst Gewehr-Bundestrainer Claus-Dieter Roth (rechts) Nina-Laura Kreutzer den letzten Feinschliff für die anstehende EM in Arnheim. Dort hat er sich mit seinen Damen eine Medaille fest vorgenommen. Foto: Kolb Foto: red

Die 20-jährige Nina-Laura Kreutzer vertritt am kommenden Freitag die deutschen Farben bei den Luftgewehr-Europameisterschaften im niederländischen Arnheim zusammen mit der gleichaltrigen Selina Gschwandtner und der erfahrenen, 32 Jahre alten Barbara Engleder. Es ist Kreutzers erster ganz großer Wettkampf bei den Damen. Und extra wegen der Bad Berneckerin ist Bundestrainer Claus-Dieter Roth ins Fichtelgebirge gekommen, um einer seiner großen Hoffnungsträgerinnen den letzten Feinschliff zu verpassen.

 
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Keine wartenden Fans mit gezückten Autogrammblöcken, kein Spalier an Presseleuten, kein Blitzlichtgewitter. Bei Jogi Löw wäre sicher mehr los gewesen. Die Ankunft dieses Bundestrainers verläuft komplett unspektakulär. Der Sonneberger Roth parkt vor der Tür des Bad Bernecker Kurhauses, löst ein Parkticket und betritt dann freundlich lächelnd und entspannt den Ort seines Wirkens. Die Ruhe, die der Thüringer bei seiner Arbeit genießt, liegt an der Sportart, in der er Verantwortung trägt: Das Gewehrschießen. Claus-Dieter Roth genießt in Schützenkreisen einen ähnlich guten Ruf wie Jogi Löw im Fußball.

Nachdem Nina-Laura Kreutzer bei den Juniorinnen fast alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt – darunter den Weltmeistertitel mit der Mannschaft –, macht sie nun den nächsten großen Schritt. Ebenso wie Selina Gschwandtner hat sie sich nach dem Wechsel zu den Damen sofort für die EM qualifiziert. „Phänomenal ist das“, sagt der Bundestrainer, „denn gerade bei uns im Damenbereich ist die Leistungsdichte unheimlich groß.“ Unheimlich groß ist auch die Erwartungshaltung mit Blick auf die EM. Gefragt nach den Favoriten antwortet der Bundestrainer: „Die Serben, die Italiener, vielleicht noch die Russen und die Österreicher.“ Dann hält er kurz inne, lächelt selbstbewusst und fügt hinzu: „Und natürlich wir!“

Das Ziel von Nina-Laura Kreutzer, „einfach mein Bestes zu geben und dann schauen, was rauskommt“, ist Roth nicht genug. Er will eine Medaille. Im Teamwettbewerb rechnet er sich das Meiste aus. „Noch mehr als bei den Herren sehe ich bei den Damen Chancen auf Edelmetall“, sagt er. Und auch im Einzel habe jede deutsche Athletin eine reelle Chance, zumindest ins Finale einzuziehen. „Und dann schauen wir einfach mal.“

Bedenken, dass gerade die beiden Küken im Team dem Druck nicht gewachsen sein könnten, hat er nicht. „Die sind schon so abgebrüht und haben schon in der Jugend große Wettkämpfe bestritten“, erklärt der Thüringer. Und auch Nina-Laura Kreutzer sagt, „ein Kribbeln ist schon da, aber nervöser als vor den Wettkämpfen im Jugendbereich bin ich auch nicht“.

Die stabile Psyche – das ist einer der Trümpfe der Bad Berneckerin, die gerade mit der SG Coburg deutscher Mannschaftsmeister geworden ist. Weitere Vorzüge nennt der Bundestrainer: „Sie schießt stabil, schnell und hat einen guten Rhythmus.“ Diesen Rhythmus müsse sie aber dann unterbrechen, sobald sich Fehler einschleichen. „Sie muss aufpassen, dass sie nicht zu schnell ist. Und diszipliniert genug sein, einmal nicht abzudrücken, um einen Fehler sofort korrigieren“, gibt ihr Roth in den Katakomben des Kurhauses mit auf den Weg.

Hier im heimischen Schützenkeller trainiert sie wieder öfters, seit sie Dame und nicht mehr Juniorin ist. Die vertraute Umgebung, immer dann trainieren zu können, wann sie Zeit habe, das tue ihr gut, sagt sie. Und auch Claus-Dieter Roth hat mit dem kleinen Schießstand in Bad Berneck kein Problem. „Es sind zehn Meter Abstand, die Scheiben sind genormt, das Gewehr ist das Gleiche und auch das Licht passt - also! Sie soll da trainieren, wo sie sich im am wohlsten fühlt.“ Und hier in Bad Berneck fühlt sich Nina-Laura Kreutzer am wohlsten. Hier ist sie groß geworden. Sie wohnt gleich gegenüber dem Kurhaus, zwischen ihrem Zimmer und dem Schießstand liegen kaum mehr als 50 Schritte.

Ob sie das Zeug hat zum ganz großen Wurf, ihrer Heimatstadt einmal olympische Ehren zu bescheren? Der Bundestrainer hat dazu eine ganz klare Meinung. „Der ganz große Wurf, so sehe ich das, ist nicht nur ein Start bei den Olympischen Spielen, sondern eine Medaille“, sagt Roth und fügt dann noch hinzu: „Auch darauf hat sie eine Chance. Natürlich. Das traue ich jeder zu, die den Sprung in die Nationalmannschaft schafft.“

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