Oldschdod: Kult sucht eine neue Heimat

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Gut 20 Mieter gibt es in den Markgrafenhallen.Wenige große Mieter wie die Tanzschule Jahn. Viele Mieter kleiner Flächen, die zum Teil schon seit mehr als zehn Jahren an ihre Adresse an der Markgrafenallee haben. Einer dieser Mieter ist der Kult, der Altstadt-Kult. Ein besonderer Verein mit einem besonderen Museum, das Gäste aus ganz Deutschland und darüber hinaus anlockt. Weil die Markgrafenhallen demnächst saniert werden, muss nicht nur das Altstadt-Museum ausziehen. Der Nürnberger Besitzer, die Alpha-Gruppe, investiert einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Details sind noch nicht bekannt.

 
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Aus der Heimat in die Heimatlosigkeit. In absehbarer Zeit. Das ist das Problem, vor dem Marcel Knötzsch (50), der Vorsitzende des vergleichsweise kleinen Vereins Altstadt-Kult steht. Und mit ihm weitere Mieter, die aber zum Teil noch keine Details kennen. Details über den Zeitpunkt, wann sie ausziehen müssen, zum Beispiel. Knötzsch ist ein bisschen weiter als andere: "Wir haben schon im Herbst gehört, dass sich was tun soll in den Markgrafenhallen. Es ist ja ein gewisser Leerstand im Gebäude, seit der Radladen und das Fitness-Studio raus sind. Vergangenes Jahr war unser Mietvertrag auch geändert worden. Das war ja noch einer der ganz alten", sagt Knötzsch. "Und dabei wurde bekannt, dass die Hallen saniert werden sollen."

Seit 2003 in den Markgrafenhallen

Der Altstadt-Kult ist seit 2003 in den Markgrafenhallen eingemietet, hat drei Zimmer im ersten Stock.  "Der Verein ist 1990 gegründet worden, 2015 hatten wir unser 25-jähriges Bestehen. Eine mächtige Feier war das", sagt er und lacht. "Dem Verein gehören Leute an, die schon seit 1970 zur Altstadt gehen, das jüngste Mitglied ist 25." Aktuell hat der Verein 36 Mitglieder. "Man kann bei uns auch nicht einfach so Mitglied werden, die Leute werden angesprochen. Denn die Chemie muss passen." 

Eingeschworene Gemeinschaft mit einem der ersten Museen dieser Art

Der Altstadt-Kult ist nicht nur eine eingeschworene Gemeinschaft von Fans, denen es "um Fußball und den Erhalt der Fußball-Kultur geht". Der Kult hat auch ein Museum. Auf das sind Knötzsch und die Mitglieder stolz. "Weil es eines der ersten, vielleicht sogar das erste Fußball-Museum dieser Art war. Bayern München etwa war wesentlich später dran als wir." Das Museum, das auf die Idee von Christian Höreth und Jürgen Rank zurückgeht, gab es schon im ersten Domizil des Vereins an der Miedelstraße. "Es ist auch als städtisches Museum anerkannt. Wir sind meines Wissens nach auch die einzigen in der Stadt, die das Geld für den Betrieb komplett alleine aufbringen." Viele bekannte Spieler wie Manfred Größler, Armin Eck, Fritz Semmelmann oder Wolfgang Mahr haben dem Museum ihre schönsten Erinnerungsstücke gegeben."Was wir hier alles aufgebaut haben, ist jetzt in gewisser Weise in Gefahr", sagt Knötzsch. "Es steht im Raum, dass wir zum 30. April hier raus müssen."

Der Platz war schon lange knapp

Im Grunde allerdings war der Platz für die vielen Exponate in dem durch eine Glaswand abgetrennten Raum schon seit langem zu klein. "Wir haben uns deshalb schon auf die Suche begeben, haben auch schon einiges angeschaut. Es steht sogar im Raum, dass wir eine Immobilie erwerben." Das richtige Objekt jedoch war noch nicht dabei. "Wir hoffen, dass wir etwas finden, wenn mehr Leute Bescheid wissen." Dem Verein ist die Nähe zum Hans-Walter-Wild-Stadion wichtig. "Wir haben viele Gäste wie Ground-Hopper - Menschen, die Stadien sammeln - die von weit her kommen, das Spiel anschauen und dann zu uns kommen. Erst neulich waren Eintracht-Frankfurt-Fans da, die stundenlang hier im Museum waren." Das Museum gehört nach dem Magazin für Fußballkultur "11 Freunde" zu "den 100 Fußballorten, die man gesehen haben muss", sagt Knötzsch. Da muss auch der Stadtteil passen: "Wir können nicht ins Kreuz damit. Das hier war für uns ein Glückstreffer damals."    

Mehrere Millionen werden investiert

Das sagt die Alpha-Gruppe: Der Nürnberger Alpha-Gruppe gehören die Markgrafenhallen. Max Müller, der Objektverantwortliche für Bayreuth, sagt auf Anfrage: "Wir sind dran an den Markgrafenhallen. Es muss was passieren. Das soll ein tolles Gebäude werden. Der Lage und der Stadt angemessen." Einen "mittleren einstelligen Millionenbetrag" will die Alpha-Gruppe in das Gebäude investieren. Die Planungen dafür mache der Bayreuther Architekt Karl-Heinz Greim. "Nach dem 1. Mai wollen wir im vorderen Teil loslegen, wenn wir die Baugenehmigung dafür haben", sagt Müller. Den ersten Bauabschnitt mit dem Kopfbau zum großen Parkplatz wolle man noch im Jahr 2017 fertig haben, Mitte des Jahres soll mit der Sanierung auch im Hallenbereich begonnen werden. Was bleibt: "Die Sheddach-Konstruktion, die ist charakteristisch für das Gebäude." Von der Sanierung seien rund 20 Mieter betroffen. "Die großen Mieter wie die Tanzschule Jahn und Campus direkt werden sicher bleiben", sagt Müller. Für den großen Teil der anderen müsse man "das Kapitel schließen, was doof ist. Aber anders wird es nichts".

Mieter wissen zum Teil noch nichts

Das sagen die Mieter: Helmut Jahn von der gleichnamigen Tanzschule will "drin bleiben. Es gab Gespräche, dass wir vielleicht innerhalb des Gebäudes wandern, wenn das Dach gemacht wird. Aber wäre ein Risiko, das nicht leistbar ist. Man muss sehen, dass man das dann macht, wenn beispielsweise in den Ferien kein Tanzschulbetrieb ist". An dem Gebäude schätzt er vor allem: "Die Lage. Es ist super erreichbar, es gibt viele Parkplätze." 

Jürgen Fuhrmann, der das kleine Unternehmen Karopack als Untermieter in Räumen von Campus direkt betreibt, sagt: "Wir suchen eine Halle, die für unsere Zwecke taugt. Die muss mindestens fünf Meter hoch sein, wegen der Maschine. Und sollte eine Laderampe haben. Gefunden haben wir noch nichts." Es wäre auch schwer, wenn er innerhalb von drei Monaten aus den Markgrafenhallen raus müsste. So lange läuft die Kündigungsfrist.

Ähnliche Probleme hat Agus, der Verein, der sich um Suizidtrauernde bundesweit kümmert: "Wir wissen offiziell gar nichts", sagt Elisabeth Brockmann. "Bei uns hat sich noch niemand gemeldet. Über den Flurfunk wissen wir, dass saniert werden soll." Müsste der Verein mit seinem Büro ausziehen, wäre das ein schwerer Schlag. "Wir sind auf niedrige Preise angewiesen. Außerdem ist unsere Adresse in der Markgrafenallee bundesweit etabliert."   

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