Öko-Apfel-Bauern dringend gesucht

Von Sonny Adam

Die Plassenburg Kelterei sucht Obstbauern, die sich für den Anbau von Bio-Äpfeln zertifizieren lassen. Denn in Zukunft würde die heimische Kelterei gerne auch eigenen Biosaft herstellen. Denn Bioprodukte werden immer beliebter.

 
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Die meisten Lieferanten und Mitglieder der Plassenburg Kelterei verzichten bereits darauf, die Apfelbäume zu spritzen. Trotzdem wird das Streuobst nicht als Bio-Obst verkauft, sondern als herkömmliche Ware. Beim Jahrestreffen der Plassenburg Kelterei im Gasthaus Geuther warb Geschäftsführer Markus Wolfrum jetzt für eine Zertifizierung.

Drei Jahre Umstellungsphase

„Um Bio-Äpfel anzubauen, darf man keinen mineralischen Stickstoff-Dünger verwenden, sondern lediglich Wirtschaftsdünger und Kompost aus ökologischer Herkunft. Und natürlich muss man auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten.“ Zwar dauere die Umstellung 36 Monate. Doch eine sachverständige Person könne ökologische „Vorbewirtschaftsungszeiten“ anerkennen, ging Wolfrum ins Detail. Für dreißig Obstbauern würden sich die Zertifizierungskosten jeweils auf rund 40 Euro belaufen. Doch der Erlös pro Tonne Bio-Äpfel betrage mit 200 Euro das Doppelte von „herkömmlichen“ Äpfeln.

Nur ein Bio-Bauer in der Genossenschaft

Die Plassenburg Kelterei hat aktuell einen Bio-Apfelsaft im Produkt-Portfolio, allerdings wird dieser Saft zugekauft. Der Absatz steigt von Jahr zu Jahr. Momentan werden 36 Tonnen Bio-Äpfel für die Herstellung von 26.000 Liter Bio-Apfelsaft benötigt. „Leider haben wir nur einen zertifizierten Bioanbauern in unserer Genossenschaft“, erklärte der Geschäftsführer und warb offen für den Bio-Anbau. Die Plassenburg Kelterei blickt auf ein Spitzenjahr zurück und verzeichnete 2015/16 Umsatzerlöse von 2,5 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 183.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr.

Überschüsse kommen in die Rücklage

Abzüglich der Verbindlichkeiten und Ausgaben für Material und Personal blieb ein Jahresüberschuss von 63.830 Euro übrig. „Das ist ein Super-Betriebsergebnis, das operative Ergebnis hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 10 000 Euro verbessert“, fasste Wolfrum zusammen. Im vergangenen Jahr ist ein Flascheninspekteur im Wert von 109 000 Euro angeschafft worden. „Das war eine wichtige Investition – auch für die Lebensmittelsicherheit.“

Aktuelle Saison mit schlechterer Prognose

Das Top-Ergebnis wird vermutlich in der Saison 2016/17 bei der Apfel-Ernte nicht zu halten sein. Denn im vergangenen Jahr klagten Apfelbauern bei ihren Streuobstflächen über Pilzbefall und Ungeziefer. Der September war extrem trocken. Zudem musste die Plassenburg Kelterei den Verlust von zwei Sammelstellen in Kronach und Großwalbur hinnehmen. Die Baywa stellte die Apfelannahme ein. „Wir planen aber 2017 wieder eine Sammelstelle für den Raum Coburg-Kronach.“ Sorgen macht sich der Geschäftsführer auch über den immer tiefer fallenden Mostobstpreis. Denn aus Polen kamen größere Mengen, die wegen des Embargos nicht nach Russland verkauft werden konnten – bewusst unreif geerntetes Obst – auf den deutschen Markt. Dies wurde verwendet, um die fehlende Säure von Tafeläpfeln auszugleichen. „Damit fiel die Nachfrage von Äpfeln aus Streuobstwiesen“, prangerte Wolfrum an.

Apfel-Wein: Absatz soll verdoppelt werden

Eine Neuerung bei der Plassenburg Kelterei war die Markteinführung eines Apfel-Ciders. Der Apfel-Cider, der mit Johannisbeere und Kirsche gemixt und mit Kohlensäure versetzt wird, ist ein süßes, mildes, perlendes Getränk mit nur 2,7 Volumenprozent Alkohol. Bislang beläuft sich die Gesamtabsatzmenge auf 23.000 Flaschen. Aber Ziel ist, den Absatz zu verdoppeln.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Herbert Hubmann blickte auf die positive Entwicklung der Kelterei zurück. Die Abfüllanlage in Bad Berneck konnte besser ausgelastet werden. Die Konzentratanlage in Ansbach ermöglicht es, bei guten Erntemengen, auch Konzentrat aus fränkischem Streuobst herzustellen. „Regionale Überhänge oder Fehlmengen können gut ausgeglichen werden“, stellte Hubmann fest.

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