Die moderne Kuh soll Höchstleistung bringen – Landwirte achten daher auf eine ausgeglichene Energiebilanz „Ohne Kalb keine Milch“

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1800 landwirtschaftliche Betriebe gibt es im Landkreis Bayreuth. Davon sind 580 Milchviehbetriebe, also rund ein Drittel. Im Kreis werden nach Angaben des Landwirtschaftsamtes 22.000 Kühe gehalten. Davon sind etwa 20.000 Milchkühe und etwa 2000 Fleischrinder. Foto: Archiv/Lammel Foto: red

Ein Fußballfeld Gras frisst eine Kuh pro Jahr. Allein. Das sind 57 Kilogramm am Tag. Zur Tagesration kommen noch 42 Kilo Mais, drei Kilo Raps und fünf Kilo Getreide. Die Zahlen von Ernst Heidrich und Katharina Paskuy vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten sagen einiges aus.

 
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Sie verdeutlichen zum einen, welche wichtige Rolle Milchkühe bei der Grünlandverwertung spielen. Zum anderen lässt sich daran erkennen, welche Energiemenge eine Milchkuh aufnehmen muss, um zu überleben, zu kalben und Milch zu geben. Denn eine Kuh benötigt eine ganz bestimmte Menge an Futter und Wasser, um ihre eigenen Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Zum Beispiel für die Atmung, die lebenswichtigen Organe, die Körperwärme, die Bewegung, das Kauen.

Die heutigen Bauern haben dabei die Energiebilanz der Kuh immer im Blick: Sie berechnen, wie viel Futter eine Kuh braucht, damit ihr Energiebedarf gedeckt ist. Was benötigt sie, um gesund zu bleiben und die von ihr erwartete Leistung zu bringen?

Die „moderne Kuh“ ist sozusagen eine Hochleistungskuh. Wenn es der Milchkuh gut geht, dann produziert sie jährlich 7500 Liter Milch. Das sind pro Tag rund 20,5 Liter. Ein Mal im Jahr bringt sie ein Kalb zur Welt. Denn es gilt: „Ohne Kalb keine Milch“, wie es Heidrich griffig formuliert. Das neugeborene Kalb regt nämlich den Milchfluss an. Nach der Geburt steigt er steil an. In der Zeit produziert die Kuh am meisten Milch. Das macht sich der Mensch zunutze.

Nach der Kalbung ist die Milchkuh allerdings besonders sensibel. Die Bauern müssen daher darauf achten, dass keine negative Energiebilanz entsteht. Das wäre der Fall, wenn die Kuh mehr Energie verbrauchen würde, als sie über das Futter aufnimmt. Bereits vor der Kalbung frisst sie weniger.

Eine negative Energiebilanz kann nach Aussage von Fachleuten die Fruchtbarkeit gefährden und sich negativ auf den Eisprung auswirken. Daher wird den Landwirten empfohlen, während der ersten Wochen nach der Kalbung gezielt auf die Futteraufnahme zu achten, um eine bessere Energiebilanz zu erreichen. Bei falscher Fütterung und zu viel Fettabbau kann die Kuh krank werden.

Welche Rolle spielt der Mensch in dem ganzen Kreislauf? Er zieht das Kalb auf, das später selbst zur Milchkuh wird – oder beim Schlachter endet. Er verkauft die Milch an eine Molkerei. Und er versucht, die Gülle zu verwenden. Davon fällt nämlich jede Menge an: Eine Milchkuh scheidet im Jahr 25 Kubikmeter Gülle aus. Die Gülle kann als natürlicher Dünger eingesetzt werden. „Auf einem Fußballfeld ohne Gülledüngung wachsen 17 500 Kilo Gras – das reicht nicht einmal für eine Kuh“, schildert Katharina Paskuy ein Beispiel. „Auf einem Fußballfeld, gedüngt mit der Gülle von zwei Kühen, wachsen 35 000 Kilo Gras – das reicht für 1,5 Kühe!“ Das Wort Gülle verbinden die meisten mit schrecklichem Gestank. Städter kritisierten die Gülle ausfahrenden Bauern aber zu unrecht, wie Heidrich anmerkt. Die Gülle kann nämlich Mineraldünger ersetzen. „Bei Hitze verstärkt sich der Geruch, daher raten wir, die Gülle bei kühleren Temperaturen auszubringen“, erklärt Heidrich.

In einem Kubikmeter Gülle stecken vier Kilo Stickstoff, 1,5 Kilo Phosphor, fünf Kilo Kali und ein Kilo Magnesium. 50 bis 55 Prozent davon sind Methangas. Aus einem Kubikmeter Gülle lässt sich Landwirt Martin Ponfick zufolge ein Biogas-Ertrag von 20 bis 25 Kubikmeter erzielen. Warum er auf die Energiebilanz seiner Kühe achtet? „Man sollte wissen, welchen Futtervorrat man braucht, um eine bestimmte Milchmenge zu erhalten“, sagt der Jungbauer. „Man kann nicht einfach so drauf loswirtschaften.“ Ein Landwirt sei in erster Linie ein Unternehmer: „Es gibt nicht viel, was nicht geregelt wird. Aber es gibt auch nicht viel, was nicht durchgerechnet wird.“

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