Interview mit Hartmut Koschyk über Wolfgang Bosbach "Ohne ihn wird die politische Bühne ärmer"

Von Manfred Scherer
Wolfgang Bosbach (CDU) hat angekündigt, nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren. Foto: Jens Wolf/dpa Foto: red

Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach hört auf; er kandidiert nicht mehr für den Bundestag. Wir haben den Bayreuter CSU-Bundestagsabgeordneten Hartmut Koschyk, der mit Bosbach eng zusammengearbeitet hat, gefragt, ob das Parlament nicht ärmer wird.

 
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Herr Koschyk, wird es dann der Politik vollends an Typen fehlen?

Hartmut Koschyk: Wolfgang Bosbach ist in der Tat ein politischer "Typ" besonderer Art! Ohne ihn wird die politische Bühne in Berlin ärmer!

Seit wann kennen sie Wolfgang Bosbach, wann und wie haben Sie ihn kennen- (gegebenenfalls) schätzen gelernt?

Koschyk: Wir kennen und schätzen uns, seit er 1994 in den Bundestag kam. Als ich Innenpolitischer Sprecher und er stellvertretender Fraktionsvorsitzender war, haben wir damals aus der Opposition heraus sehr gut mit dem damaligen Innenminister Otto Schily zusammengearbeitet! Uns ging es um die Sache und nicht um Parteipolitik!

Wolfgang Bosbach ist ein oft gesehener Gast in Polit-Talk-Shows. Hat er der Politik damit einen Gefallen getan? Oder hat er genervt?

Koschyk: Er ist immer ein belebendes Element in einer Talkshow, aber manchmal habe ich ihm geraten: weniger ist mehr!

Bosbach hat nicht nur einmal gegen die eigene Parteiräson opponiert. Wie wichtig ist so etwas für einen Politiker? Fördert so etwas eher die Karriere oder eher die Glaubwürdigkeit?

Koschyk: Ein Politiker sollte in erster Linie seinem Gewissen und nicht der Parteiräson verpflichtet sein! Ich habe immer geschätzt, dass Wolfgang Bosbach seinen Überzeugungen treu geblieben ist! Auch ich habe in den bislang 26 Jahren meiner Bundestagszugehörigkeit mehrfach gegen die Fraktionsmehrheit abgestimmt, zuletzt gegen die Überregulierung bei der Tabakproduktion, weil ich die negativen Auswirkungen für den BAT-Standort Bayreuth vorausgesehen habe! Das bringt einem natürlich nicht nur Freunde ein!

Der ehemalige Kanzleramtschef hat Bosbach mal mit den Worten „Ich kann Deine Fresse nicht mehr sehen“ attackiert? Wie haben sie das empfunden? War das nicht fast ein Ritterschlag!

Koschyk: Da lag Ronald Pofalla völlig daneben! So geht man nicht miteinander um!

Was meinen Sie – wird die Kanzlerin den Querulanten Bosbach vermissen? Oder ihm nachtrauern, weil sich vielleicht die Wähler noch mit solchen Politikern identifizieren können?

Koschyk: Ich bin sicher: die Kanzlerin wird einen "Typen" wie Wolfgang Bosbach vermissen!

Sie selbst hören ja auch auf. Wird es im Ruhestand noch Kontakt zwischen ihnen und dem Rheinländer Bosbach geben?

Koschyk: Ich werde mit Wolfgang Bosbach nach unserem gemeinsamen Ausscheiden aus dem Bundestag freundschaftlich verbunden bleiben und wünsche ihm - vor allem gesundheitlich- alles Gute und Gottes Segen!

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