Offene Fragen nach Unfall mit zwei Toten

Von Andreas Gewinner
Schrecklicher Unfall auf der B 303 bei Bischofsgrün am frühen Dienstagabend. Zwei junge Frauen sterben. Der genaue Unfallhergang ist noch unbekannt. Aber es gibt Hinweise auf ein außer Kontrolle geratenes Überholmanöver. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Was genau ist passiert am Dienstagabend auf der B 303 bei Bischofsgrün, als eine junge Frau getötet und eine zweite tödlich verletzt wurde? Der genaue Unfallhergang steht noch nicht fest. Aber es deutet sich an, dass das Ende der Überholspur westlich von Bischofsgrün eine wesentliche Rolle gespielt hat.

 
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"Diese 303 ..." seufzt Stefan Keller. Er sagt: "Das war der dritte tödliche Unfall dort in den drei Jahren, in denen ich wieder bei der Schutzpolizei bin." Er war am Dienstagabend als stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion (PI) Bayreuth Land persönlich vor Ort. So wie vor zwei Jahren, als wenige Kilometer weiter westlich ein Motorradfahrer aus Bischofsgrün tödlich verunglückte. Und nochmal drei Monate später, als fast an der gleichen Stelle eine Frau aus Bischofsgrün starb.

Bekannt für schwere Unfälle sind die Kurven und Überholstrecken weiter unten im Maintal. Nicht aber die Kreuzung, kurz vor welcher am Dienstag der schwere Unfall geschah. Polizeipressesprecher Alexander Czech sagt: "Wir hatten an der Kreuzung selbst fünf Unfälle in sieben Jahren, inklusive Kleinunfällen, ohne Todesopfer. Für uns ist das kein Unfallschwerpunkt." Und östlich der Kreuzung -- hier gilt Tempo 60 -- werde regelmäßig die Geschwindigkeit kontrolliert.

Die Einschätzung deckt sich auch mit den Erfahrungen der Feuerwehr: "Die B 303 ist eine unfallträchtige Strecke", so Pressespecherin Carolin Rausch, "aber auffällig sind eher die beiden Kreuzungen direkt nach der Unfallstelle, wo es meist um Vorfahrtfehler geht."

Überholen auf den letzten Drücker

Kurz vor der Kreuzung endet eine lange Überholstrecke, auf dem Streckenabschnitt, den der rote Opel Astra mit den vier Insassen vor dem Unfall gefahren ist. Das Tempo wird auf 80, dann auf 60 reduziert, eine gerasterte Sperrfläche beginnt. Und jeder, der hier regelmäßig unterwegs ist, weiß: Hier wird oft auf den letzten Drücker mit hohem Tempo auch noch der letztmögliche Lastzug überholt. Und nach dem Wiedereinscheren fährt man direkt in eine leichte Rechtskurve. Anders als gestern berichtet, war der Unfall kein Frontalzusammenstoß. Der Astra mit den zwei tödlich verunglückten jungen Frauen, wurde hinten rechts schwer getroffen. Dies deutet darauf hin, dass der Wagen schon vor dem Zusammenstoß mit dem Opel Meriva aus dem Kreis Kulmbach schwer ins Schleudern geraten ist. Tatsächlich beginnen die Reifen- und Schleuderspuren bereits auf der gerasterten Sperrfläche, deutlich vor der mutmaßlichen Zusammenstoßstelle.

Sachverständiger ermittelt

Ein Sachverständiger nahm noch am gleichen Abend seine Arbeit vor Ort auf, um den Unfallhergang zu rekonstruieren. Die Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Bayreuth an sich gezogen. Obduktionen wurden angeordnet, die beiden Unfallfahrzeuge sind sichergestellt. Ob der Fahrer des Astra unter Drogen oder Alkohol stand, konnte Leitender Oberstaatsanwalt Herbert Potzel am Mittwoch noch nicht sagen.

Hilfe für die Helfer

Außer der Feuerwehr war auch das THW zum Ausleuchten der Unfallstelle im Einsatz. Feuerwehr, Polizei, THW und der Sachverständige waren bis gegen 23.30 Uhr am Dienstagabend vor Ort im Einsatz. Darunter  auch Kreisbrandinspektorin Kerstin Schmidt aus Weidenberg und ein Kollege. Nicht in leitender Funktion, sondern als ausgebildete Ansprechpartner für die Retter bei diesem emotional besonders fordernden Einsatz: "Wir stehen bereit, halten uns aber im Hintergrund. Wenn jemand mit uns reden will, sind wir da. Wenn nicht, ist es auch okay." Polizist Stefan Keller, der am Mittwoch schon wieder um 7 Uhr im Dienst war, ist am frühen Morgen erst gegen 2 Uhr zu Hause gewesen. Zwei junge Frauen kommen nach diesem Dienstagabend nie mehr nach Hause.

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