Positiv-Rekorde im November – Zahl der Ausländer ohne Job steigt in der Region Oberfranken holt am Arbeitsmarkt auf

Von Peter Rauscher
Ein Schild weist den Weg zur Agentur für Arbeit. Von dort gibt es viele gute Nachrichten. Foto: Jan Woitas/dpa Foto: red

Oberfranken holt am Arbeitsmarkt weiter auf. Im November 2015 sank die Arbeitslosenquote im Bezirk gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,3 Prozentpunkte, das war zusammen mit Mittelfranken der stärkste Rückgang unter den bayerischen Regierungsbezirken.

 
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Im grauen November glänzt die Arbeitsmarktstatistik, die Arbeitsagentur Bayern meint sogar Frühlingsluft zu spüren. Bundesweit wurden noch nie seit der Wiedervereinigung so wenige Arbeitslose registriert. In Oberfranken sank die Zahl der Arbeitslosen sowohl gegenüber dem Vormonat als auch gegenüber dem Vorjahr auf 3,5 Prozent. Die Oberpfalz erreichte mit 2,8 Prozent die niedrigste bislang für einen Regierungsbezirk gemessene Quote.

Im Agenturbezirk Bayreuth-Hof blieb die Arbeitslosenquote bei 4,0 Prozent gegenüber dem Vormonat stabil. Die Zahl der Arbeitslosen stieg um 70 auf 9976. Gegenüber dem Vorjahr sank die Arbeitslosenzahl aber sowohl bei Jüngeren, als auch bei über 50-Jährigen, Langzeitarbeitslosen und Schwerbehinderten, teilte Agenturchef Sebastian Peine mit. Entgegen dem positiven Trend verlaufe die Entwicklung bei Arbeitslosen mit ausländischer Herkunft. Im Vergleich zum Vorjahr waren rund 13 Prozent mehr Ausländer arbeitslos gemeldet, im Vergleich zu allen Arbeitslosen ist die Arbeitslosenquote bei diesem Personenkreis dreimal so hoch. „Allmählich wirkt sich der Zustrom von Menschen unterschiedlichster Herkunftsländer auch auf dem Arbeitsmarkt der Region aus. Derzeit kann dies noch gut kompensiert werden,“ teilte Peine mit.

Bundesweit waren im November 2,633 Millionen Menschen ohne Job. Im Oktober hatte die Zahl der Erwerbslosen noch um 16 000 höher gelegen, vor einem Jahr sogar um 84 000, teilte die die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mit.

Behördenchef Frank-Jürgen Weise zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung: „Die Arbeitslosigkeit ist gesunken, Erwerbstätigkeit und Beschäftigung haben erneut kräftig zugenommen. Damit hat sich der Arbeitsmarkt erneut gut entwickelt und ist für die anstehenden Herausforderungen gerüstet“, sagte Weise mit Blick auf die im nächsten Jahr erwartete steigende Flüchtlings-Arbeitslosigkeit.

Arbeitsmarktforscher rechnen im Jahresdurchschnitt 2016 mit rund 130 000 arbeitslos gemeldeten Asylbewerbern. Stellt man den erwarteten Rückgang bei einheimischen Arbeitslosen dieser Zahl gegenüber, dürfte die Arbeitslosenzahl unter dem Strich 2016 allerdings nur um rund 70 000 steigen, prognostizieren Arbeitsmarktforscher.

Nach Angaben von Bundesagentur-Vorstandsmitglied Raimund Becker sind derzeit in Deutschland 417 000 Menschen aus den Asylherkunftsländern im erwerbsfähigen Alter registriert. Rund 160 000 davon seien im November als Arbeitslose registriert – und damit 22 Prozent mehr als vor einem Jahr. Allerdings fielen unter die Zahlen auch Zuwanderer, die zwar aus Asylzugangsländern stammten, aber schon längere Zeit in Deutschland lebten, gab Becker zu bedenken.

Die Bundesagentur setze auf eine frühzeitige Förderung der Flüchtlinge. Dazu gehörten für Asylbewerber mit guten Aussichten, in Deutschland bleiben zu können, neben Deutschkursen auch die Überprüfung ihrer Talente und Fähigkeiten. „Dies unterscheidet uns vom Umgang mit arbeitssuchenden Flüchtlingen in anderen Ländern“, betonte Becker.

Die Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof hat nach ihren Angaben durch die jüngsten Rechtsänderungen einmalig aktuell die Möglichkeit, auch Sprachkurse zu fördern. Mehr als 350 Personen mit Fluchthintergrund besuchten derzeit einen solchen „Einstiegskurs“. In Bayreuth, Hof, Marktredwitz und Kulmbach wurden außerdem spezielle Maßnahmen zur Kompetenzfeststellung mit je 25 Plätzen eingerichtet.

Bei jungen Asylsuchenden bestehe allerdings oft das Problem, dass sie eine angebotene Berufsausbildung ablehnten, sagte Bundesvorstandsmitglied Raimund Becker. „Viele wollen möglichst gleich arbeiten, um rasch Geld nach Hause überweisen zu können“, berichtete Becker.

Die Unternehmen suchen weiter nach neuen Mitarbeitern: Die Zahl der offenen Stellen stieg im November im Vergleich zum Vorjahr um 96 000 auf 610  000. (Mit Material von dpa)