Oberfranken "demografiefest" machen

Von Rainer Maier
Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (links) und die oberfränkische Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz. Fotos: Andreas Gebert (dpa) / Andreas Harbach Foto: red

Melanie Huml und Heidrun Piwernetz sehen das Demografie-Kompetenzzentrum (Demko) in Kronach als „Taktgeber für die Region“ und als „Plattform für neue Ideen“. Bei der Demko-Jahrestagung in Selb stellten Unternehmer aus der Region vor, wie erfolgreich man in Oberfranken sein kann.

 
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Die bayerische Gesundheitsministerin und die oberfränkische Regierungspräsidentin haben in Selb Bilanz gezogen: Seit knapp einem Jahr gibt es als Ableger von Oberfranken Offensiv das Demografie-Kompetenzzentrum (Demko) in Kronach. Eine Einrichtung, die appelliert, argumentiert und inspiriert, wie Moderator und Oberfranken-Offensiv-Geschäftsführer Frank Ebert im Selber Porzellanikon sagt.

Fachkräfte halten und nach Oberfranken locken

Zum erfolgreichen Netzwerken gehört Melanie Huml zufolge, dass nicht jeder alles neu erfinden muss. Es genüge, gute Beispiele für die anderen sichtbar zu machen – als Anregung und Ansporn. Dann müsse sich Oberfranken dem demografischen Wandel hin zu einer Gesellschaft mit deutlich mehr Omas und Opas nicht machtlos ergeben, dann könne man diesen Wandel bewusst gestalten. „Wir müssen in die Zukunft schauen“, fordert Huml bei der Demko-Jahrestagung. Durch die Entwicklung und Umsetzung innovativer Strategien werde man den von Strukturwandel und Abwanderung gebeutelten Bezirk „demografiefester“ machen können.

Die bei der Tagung vorgestellten Beispiele aus der Praxis zeigen nach Humls Worten, dass die Wirtschaft der Region es schaffen kann, Arbeitsplätze zu schaffen und Fachkräfte in Oberfranken zu halten oder sogar hierher zu locken. „Das Thema ,Fachkräftesicherung’ ist eine der elementaren Herausforderungen für unsere Wirtschaft und die ganze Region Oberfranken“, sagt Huml. Denn: Ohne Fachkräfte könne man im internationalen Wettbewerb nicht mithalten.

Wer braucht schon die Großstadt?

Sechs von zehn oberfränkischen Unternehmen sehen im Fachkräftemangel eine konkrete Gefahr für ihre wirtschaftliche Zukunft. Und das in einer Phase, in der die Firmen ihre Mitarbeiterzahlen spürbar aufstocken wollen: Knapp zwanzig Prozent der von der IHK dazu befragten Unternehmen planen im nächsten Jahr Einstellungen. „Da ist Dynamik drin“, sagt Melanie Huml. Und fügt hinzu: „Wer braucht schon die Großstadt, wenn er in Oberfranken Erfolg haben kann?“

Eine der Branchen im Aufbruch ist der Gesundheitstourismus. Gerade in Oberfranken ist er ein Innovationstreiber. Davon berichtet den Tagungsteilnehmern Stephan Gesell, Geschäftsführer des Gesundheitszentrums und des Siebenquell-Gesundzeitresorts in Weißenstadt. Der nach eignener Aussage „bekennende Lokalpatriot“ hat seine Vision von der Stadt am See als erstklassige Gesundheitsdestination für Selbstzahler konsequent verfolgt.

Aufbruchstimmung für ganz Oberfranken

Sein 2007 eingeweihtes Kurzentrum ist mit bislang mehr als 550.000 Gästeübernachtungen derzeit zu 94 Prozent ausgelastet. Das im Oktober 2016 eröffnete Gesundzeitresort, das ganz gezielt auf den wachsenden Markt der Wellness und der Entschleunigung setze, bekommt immer mehr Zulauf, das zeige schon die Viertelmillion Tagesgäste, von denen Gesell stolz berichtet. Der Geschäftsführer macht deutlich, dass es ohne Unternehmergeist und eine gehörige Portion Mut nicht funktioniert hätte.

Er erzählt zum Beispiel davon, wie er bei der Bohrung nach Thermalwasser nicht am geplanten 1500-Meter-Limit aufgab, sondern weiterbohren ließ. Und dann tatsächlich in 1835 Metern Tiefe auf 53 Grad heißes, stark fluorhaltiges Wasser stieß. Er fasst zusammen: „Wir haben in unserer Region alle Chancen. Wir müssen nur an uns glauben und zeigen, was in uns steckt!“ Mit seinen Mutmacher-Projekten vermittle Weißenstadt Aufbruchstimmung für ganz Oberfranken.

Erfolgreiche Firmen stellen sich vor

Zu den optimistischen Netzwerkern gehört auch Katharina Hupfer von der Willkommensagentur „Leben im Fichtelgebirge“. Sie sagt: „Wir können stolz darauf sein, was wir hier haben und leisten.“ Und sie redet den Nörglern von einst ins Gewissen: „Nur mit einer positiven Innenwahrnehmung kann man auch positive Außenwahrnehmung schaffen.“ Ihre Agentur will den Menschen Steine aus dem Weg räumen, die planen, in die Region zu ziehen oder hierher zurückzukehren. Ihr Angebot umfasse dabei alle Lebensbereiche.

Positive Beispiele werden auch bei der Podiumsdiskussion vorgestellt. Maximilian Körner von Franconia Films in Selb, Timo Piwonski von Iprotex in Münchberg, Alexander Schütz vom Restaurant „Berghof“ in Wartenfels und Michael Spitzbarth von Bleed Clothing in Helmbrechts stellen ihre erfolgreichen Firmen vor.

Überregionale Wahrnehmung stärken

Alle sprechen von einer Image-Trendwende und heben die Bedeutung des Sich-für-Neues-Öffnens und des aktiven Netzwerkens hervor, um die Region mit vereinten Kräften voranzubringen. Dieser Zusammenschluss unter dem Motto „Es geht nur gemeinsam“ sei immens wichtig, fasst der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Brehm zusammen: „Nur so werden wir überregional wahrgenommen als das, was wir sind: ein Land des Aufbruchs.“

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