Obdachlose: Neue Heimstatt auf Zeit

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Gewog-Geschäftsführer Uwe Prokscha übergab symbolisch den Haustürschlüssel an Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und Diakonie-Geschäftsführer Franz Sedlak (rechts).⋌Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Zimmer sind möbliert, die Mitarbeiter stehen bereit: Am Dienstag wurde im Beisein von Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe die neue Obdachlosenunterkunft der Stadt Bayreuth eröffnet. In dem denkmalgeschützten Haus an der Cosima-Wagner-Straße finden Menschen Unterkunft, bis sie in eine eigene Wohnung umziehen können. Die Betreuung der Bewohner liegt in den Händen der Diakonie.

 
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Man wolle bei der neuen Obdachlosenunterkunft neue Wege gehen, sagte Merk-Erbe. Nicht die Verwahrung, wie sie in den zuletzt heruntergekommenen Gebäuden in der Herzogmühle üblich war, soll praktiziert werden, sondern die aktive Hilfe und Unterstützung bei der Suche nach einer eigenen Wohnung. Im Zuge der Eröffnung der neuen kurz und schlicht Cosima genannten Obdachlosenunterkunft komme auch das neue Obdachlosenkonzept der Stadt Bayreuth zur Anwendung. In dessen MIttelpunkt stehe die Aufgabe, den Menschen dabei zu helfen, aus der Obdachlosigkeit herauszufinden.

Zwei Sozialarbeiter betreuen Bewohner

Die Betreuung der Menschen, die in der Cosima untergebracht werden, übernimmt die Diakonie mit zwei Sozialpädagogen. Verstärkt wird das Team von einer Hauswirtschafterin, die - auch das sieht das Konzept vor - hauswirtschaftliche Kompetenzen vermitteln soll. Die Betreuung der zukünftigen Bewohner sei einer der „Kernbereiche der Diakonie“, betonte Geschäftsführer Franz Sedlak. Erfahrungen hätte man bereits mit dem Projekt Chance plus sammeln können, einem Wohnprojekt für obdachlose junge Menschen.

Nach den Umbauarbeiten des rund 130 Jahre alten Gebäudes, das die Gemeinnützige Wohnungsbau- und Wohnungsfürsorgegesellschaft (Gewog) im Jahre 2003 der Stadt Bayreuth abgekauft hat, die sich von August bis Oktober erstreckten, bietet das Haus im Erdgeschoss in vier Doppelzimmern Platz für mindestens acht Personen. Diese Schlafräume sind mit je zwei Betten und Schränken ausgestattet. Bei Bedarf können drei Zimmer zu einer separaten Wohnung für eine Familie abgetrennt werden. Im Obergeschoss stehen fünf Doppelzimmer zur Verfügung. Beide Etagen verfügen über Küchen und Badezimmer.

Schlafräume sind tagsüber versperrt

Eine wichtige Rolle spielt die Wärmestube im Erdgeschoss. Dort können sich die Bewohner am Tage aufhalten. Die Schlafräume werden, so sieht es das Konzept vor, nur am Abend aufgeschlossen. Die Bewohner sollen schnell eine Tagesstruktur lernen und ihr Leben selbst gestalten. Nicht der dauerhafte Aufenthalt in der Cosima, sondern die schnelle Rückkehr in den Alltag lautet das Ziel.

In die Sanierung des Gebäudes, für das die Stadt eine monatliche Kaltmiete von 1200 Euro zahlen muss, hat die Gewog rund 250.000 Euro investiert. Sichtlich stolz betonte Gewog-Geschäftsführer Uwe Prokscha: „Was wir gemeinsam geschaffen haben, kann sich sehen lassen.“

Spätestens ab Januar ist die Siedlung Herzogmühle mit der Obdachlosenunterkunft Geschichte. Auf dem Areal entsteht das neue Wohngebiet „Untere Rotmainaue“.

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