Nürnberger Tafel gibt auf

Symbolfoto: Maurizio Gambarini/dpa Foto: red

Bei den Tafeln verteilen Ehrenamtliche an Bedürftige Lebensmittel. Die Logistik dahinter gleicht einem Großunternehmen. Jetzt hat erstmals eine Tafel kapituliert: In Nürnberg wurden die Ausgabestellen geschlossen.

 
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Wegen Überlastung der ehrenamtlichen Mitarbeiter hat zum ersten Mal in Deutschland eine Tafel ihre Lebensmittelausgabe an Bedürftige eingestellt. In Nürnberg sind die sechs Ausgabestellen seit Anfang der Woche geschlossen. «Uns ist kein vergleichbarer Fall bekannt, weder in Bayern noch in anderen Bundesländern», berichtete die Sprecherin des Bundesverbandes Deutsche Tafel, Stefanie Bresgott, der Deutschen Presse-Agentur.

In der vergangenen Woche war der Vorstand der Nürnberger Tafel bei einer Mitgliederversammlung zurückgetreten. Man sehe sich nicht mehr in der Lage, die Lebensmittelausgabe für rund 6000 Bedürftige zu organisieren, hatte der jetzt kommissarische Vorsitzende Hermann Rupprecht bei der Versammlung gesagt.

Am Freitag wollen in Nürnberg nun Vertreter von Wohlfahrtsverbänden, der Stadt und der Tafel nach einem Ausweg suchen. «Wir hoffen, dass wir kurzfristig einen Notbetrieb organisieren können», sagte der Vorsitzende des Landesverbands der Tafeln Bayern, Reiner Haupka, der an dem Treffen teilnimmt. Es gebe genügend Leute, die guten Willens seien. 

Der Nürnberger Sozialamtschef Dieter Maly äußerte sich zurückhaltender: «Es wird am Freitag sicherlich noch keine Lösung geben, dazu werden noch mehrere Gespräche notwendig sein», betonte er. Er sieht das Treffen «allerhöchstens als Zwischenetappe». 

Maly hält es für denkbar, dass nach dem Vorbild anderer Städte ein Wohlfahrtsverband die Trägerschaft übernimmt. Es gebe bereits fünf Interessenten. «Man muss dann aber erst einmal tragfähige Finanzpläne und Konzepte entwickeln, damit die Tafel auf soliden Beinen steht». 

Rund 200 Ehrenamtliche arbeiteten zuletzt bei der Nürnberger Tafel - überwiegend in den Ausgabestellen und als Fahrer. «Die ganze Disposition lief aber über den Vorstand, da sitzt man fast den gesamten Tag am Telefon», sagte Maly.

Am Donnerstag war das überraschende Aus der Tafel auch Thema im Sozialausschuss des Stadtrats: Die Linke Liste forderte drei Vollzeitstellen und finanzielle Unterstützung durch die Stadt. Der Verein erhielt lange Zeit jedes Jahr 10 000 Euro aus dem städtischen Haushalt. Laut Maly wurde der Zuschuss aber einvernehmlich mit dem Verein im Jahr 2015 beendet. Seitdem finanzierte sich die Tafel ausschließlich aus Spenden. «Letztlich ist es auch nicht am Geld, sondern am Arbeitspensum gescheitert», gab Maly zu bedenken.

dpa

Hier lesen Sie, wie die Situation bei der Bayreuther Tafel ist

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