Norbert Maisel: Der schreibende Musiker

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Vom Liedtexter zum Autor: Gedichte und Geschichten hat Norbert Maisel in zwei Büchern verfasst. Im Dialekt das eine, hochdeutsch das andere. Foto: Gunter Becker Foto: red

Eigentlich könnte Norbert Maisel die Hände in Schoß legen, ein bisschen Musik machen und hin und wieder ein Liedchen komponieren. Oder einfach nur spazieren gehen. Fast 70 Jahre alt blickt „Nobby“, so sein Spitzname seit vielen Jahrzehnten, auf ein langes Musikerleben zurück. Jetzt hat der Vollblutmusiker zwei Bücher verfasst: Gedichte und Geschichten, mal im Dialekt, mal in Hochdeutsch.

 
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Mehr als fünf Jahrzehnte hat der gebürtige Mistelbacher an Wochenenden in Bierzelten seine fränkischen Lieder gespielt oder in Tanzpalästen mit lateinamerikanischen Klängen zum Tanzen animiert. Maisel ist ein Vollblutmusiker seit Kindesbeinen an. Und Komponist und Arrangeur und Texter. Und jetzt auch Autor. Drei Monate habe er benötigt, sagt Maisel, um die beiden Bücher „Nobbys Erzählungen“ und „A scheens Gwaaf“ niederzuschreiben.

Geschichte und Gedichte habe er verfasst, sagt Maisel. Hat sich zur Weltgeschichte seine Gedanken gemacht, sich mit dem Leben und seinen schönen, aber auch seinen Schattenseiten beschäftigt, hat Kurioses festgehalten und sich eingehend mit dem Thema Liebe auseinandergesetzt. Herausgekommen sind lustige und hintersinnige, kurze und lange, mal mehr, mal weniger gelungene Gedichte, Aphorismen und kurze und weniger kurze Kurzgeschichten. Geschrieben hat Maisel zweisprachig: Im Dialekt seiner Heimatgemeinde Mistelbach und in Hochdeutsch. Und allen Gedichten und Geschichten ist eines gemein: „Sie sind alle schee hinterfotzig“, sagt der Hobbyautor.

Ein Leben für die Musik

Um Maisels künstlerischen Drang verstehen zu können, muss man sein Leben kennen. Und liegt nicht falsch, wenn man behauptet, es bestand eigentlich nur aus Musik. Im Kindesalter beginnt er mit dem Akkordeonspielen. Zwingen musste man den kleinen Norbert nicht, seine Eltern spielten Klavier (Vater) und Mandoline (Mutter). „Ich hatte schon immer Musik im Blut“, meint Maisel. Nach dem Akkordeon sattelte er auf Keyboard um, der Bass kam hinzu. „Als Musiker musst du mindestens zwei Instrumente beherrschen“, sagt Maisel. Eine Empfehlung, die er auch seinem Sohn Markus mitgegeben hat, der in des Vaters Fußstapfen getreten ist und ebenfalls die Bierzelte rockt. Der Name seiner Band kommt nicht von ungefähr: „Die jungen Schlawiner“, hat Markus seine Band getauft. In Anlehnung an den Namen der Gruppe seines Vaters „Die Schlawiner“. Die Namensfindung ist typisch für Norbert Maisel: „Wir waren im Bus unterwegs und ich hab vor mich hin geträumt. Dabei muss ich mich wohl unterbewusst mit der Suche nach einem passenden Namen für die Band beschäftigt haben. Ich bin mit einem lauten Ruf Schlawiner aufgewacht. Die Kollegen waren erst mal geschockt von meinem Aufwachen. Aber der Name stand damit fest. Schlawiner drückte genau das aus, was wir sein wollten: pfiffig und gerissen im positiven Sinne.“

Lieder für den Papierkorb

Maisels musikalisches Leben bestand jedoch nicht nur aus Auftritten. Rund 1800 Lieder hat er in 50 Jahren geschrieben und komponiert. Für den Eigengebrauch ebenso wie für Musikerkollegen und Musikverlage. Viele Lieder waren für den Papierkorb, sagt Maisel. „Da ruft ein Verlag an und bittet dich, ihnen einige Lieder zu komponieren und Texte dazu zu schreiben. Also habe ich geschrieben und hingeschickt. Und hab nie mehr etwas gehört“, sagt Maisel. Aber es gab auch Erfolge: Immer wieder seien Lieder auf vorderen Plätzen irgendwelcher Radiocharts gelandet, Radiostationen, die er überhaupt nicht gekannt habe. Ob er davon leben konnte? Maisel lacht. Nein, natürlich nicht. Die Tantiemen bewegen sich, wenn überhaupt, im Cent-Bereich. Sauer ist er deswegen nicht. Denn: „Musik, das ist mein Leben. Das war nie Arbeit, sondern immer nur Spaß für mich“, betont er.

Texte für Nicht-Franken

Mit den Texten, den Gedichten und Geschichten, ist es nicht anders. „Sie fliegen mir zu, ich muss mich nicht anstrengen“, sagt Maisel. Fließen einfach so aufs Papier wie früher die Texte zu seinen Kompositionen. Aber einen Antrieb, den gebe es schon, sagt Maisel. Und der heißt Literarischer Verein. Seit drei Jahren trifft er sich regelmäßig mit den Literaturfreunden in Kulmbach. Dann liest man sich eigene Texte vor, die von den Zuhörern bewertet werden. Dort traf er auch auf seinen Verleger, der nicht zögerte, seine Werke zu veröffentlichen. Mit einer Einschränkung: Nicht alles durfte im Dialekt geschrieben sein. Deshalb sind es auch zwei Bücher geworden: „A scheens Gwaaf“ im Dialekt und „Nobbys Erzählungen“, die in einer auch für Nicht-Franken verständlichen Sprache verfasst sind.

Info: Weitere Infos unter www.schlawinothek.de

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