Ex-Manager Michael Krause schießt zurück: "Die wollten mich mit falschen Behauptungen loshaben" NKD-Prozess: Schwarzgeld, Intrigen und Verleumdung

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Im NKD-Prozess gab es am Dienstag eine neue Wende. Die Frage ist, ob es jetzt noch um Veruntreuung geht oder eher um schwarze Kassen, Intrigen und Verleumdung. Archivfoto: Ritter Foto: red

Schwarzgeld, Intrigen und Verleumdung – Sündenpfuhl NKD. So jedenfalls stellt es Ex-Manager Michael Krause (38) dar. Die oberste Konzernriege habe ihn loshaben wollen. Deswegen sei die Veruntreuung der 3,7 Millionen Euro erfunden worden, wegen der Krause vor dem Landgericht Hof steht. Und das alles, um den unbequemen Manager loszuwerden.

 
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Es sind harte Vorwürfe, die Krause gegen seinen Ex-Chef Claas E. Daun (72) auspackt. Der wollte ihn schlicht loshaben. Denn Krause will gemerkt haben, dass Daun ihn mit gefälschten Zahlen nach Bindlach als Manager gelockt hatte. NKD habe viel schlechter da gestanden, als in Krauses Bewerbungsgesprächen dargestellt. In die Intrigen verwickelt gewesen waren laut Krause auch der Prokurist der NKD und die Chefin der Auslandstocher in Hongkong. Die hätten mit weiteren Mitarbeitern „verabredet“, Krause bei der obersten Konzernführung „anzuschwärzen“, um ihn zu „diskreditieren“. Ziel dieses abgekarteten „Spiels“ sei gewesen, Gründe für Krauses Entlassung zu finden. Und die Mitarbeiter wollten sich „bereichern“. Es habe nämlich „umfangreiche Schwarzgeldgeschäfte“ gegeben. Bei dem viele mitgemacht haben – nur Krause nicht.

Gretchenfrage: Hat es für die 3,7 Millionen Euro eine Gegenleistung gegeben oder nicht?

Damit baut die Verteidigung eine neue Front im Krieg um die Frage auf: Hat es für die 3,7 Millionen Euro, wegen der Krause vor Gericht steht, eine Gegenleistung gegeben oder nicht? Krause sagt: Ja – die NKD-Auslandstochter habe geheime Hersteller-Informationen aus China, Bangladesh und Indien bekommen. Keinem sei ein Schaden entstanden. „Das Geld fehlt in keiner Bilanz“, alles sei ordentlich verbucht, sagten die Anwälte Krauses dem Kurier. Hieraus einen Schaden zu konstruieren, sei "willkürlich". Ganz anders sieht das der Staatsanwalt: Das Geld fehle der NKD. Also klarer Fall von Veruntreuung.

Belegen möchte Krause seine Aussagen mit unzähligen E-Mails, die von 2012 bis 2013 zwischen den Beteiligten hin- und hergeschickt wurden. Dazu stellten seine Anwälte 19 Beweisanträge – und das ist erst der Anfang. Krause selbst hat angekündigt, dass es gut 100 werden könnten. Am liebsten möchte er alle Hauptzeugen nochmals vorladen: vom Prokuristen der NKD, gegen den die Anklage inzwischen eingestellt wurde, bis zur Chefin der Hongkonger Auslandstochter. Alle hätten "gelogen", heißt es in den Beweisanträgen. Sie hätten sehr wohl Bescheid gewusst von Krauses Bemühungen und der Art und Weise, an geheime Informationen von Zulieferanten aus der Textilindustrie zu kommen. Außerdem sei es erst nach den "massivst günstigeren" Einkauf in Fernost zu Gesprächen mit anderen großen Textilfirmen gekommen: NKD soll nach den Worten von Krause mit Adler, Otto und Zeeman über eine Zusammenarbeit gesprochen haben. Auch die hätten die "Einkaufsvorteile" über die NKD-Tochter in Hongkong nutzen wollen. Man habe sich auf den Weg gemacht zum "Aldi der Textil-Discounter", so Krause.

Richter: Tut mir leid, ich versteh's nicht

Krause las über Stunden aus Emails der Betroffenen vor. In der U-Haft in Hof schaut er seit Tagen mehrere Stunden lang den gesamten E-Mail-Verkehr durch. Es seien tausende Mails, sagte er. Er wollte beweisen, dass ohne den Kauf der angeblich geheimen Informationen für 3,7 Millionen Euro der Umsatz bei NKD niemals um 40 Millionen Euro nach oben geschnellt wäre. Was der Staatsanwalt anders sieht: Es gebe kein geheimes Wissen. Krause widerspricht: "Ich kenne keine Industrie, die nicht massivst drauf achtgibt, dass ihre Kosten niemanden bekannt werden." Wären diese angeblich geheimen Daten schon längst bekannt gewesen, hätte der Umsatz von NKD schon längst steigen müssen. Das sei aber erst nach seinem Eingreifen der Fall gewesen.
Seinen ehemaligen NKD-Mitarbeitern aus dem Einkauf stellt Krause ein denkbar schlechtes Zeugnis aus: Ihr „Geschick und ihre Detailkenntnisse zu Kosten und Maschinenminuten“ benotet er „zwischen Null und sehr gering“. Deshalb habe er eingegriffen, um den schlechten Verhandlern „etwas an die Hand zu geben“. Deren Versagen hätte die Firma in zehn Jahren etwa 500 Millionen Euro gekostet. "Das ist wirklich Untreue", donnerte Krause.

Die nächsten vier oder fünf Prozess-Tage will Krause noch weiter aus den Emails vorlesen. Was viele davon mit dem Vorwurf der Untreue gegen ihn zu tun haben, erschloss sich dem Gericht nicht. Vorsitzender Richter Siegbert Übelmesser: "Tut mir leid, ich versteh's nicht."

Der Prozess gegen Krause läuft seit fast einem Jahr. Wie das Gericht auf die fast 100 Anträge reagieren wird, steht nicht fest.

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