Grüne sind das Zünglein an der Waage: Wiese an der Dr.-Konrad-Pöhner-Straße wird für Forschung freigehalten Nix Uni: Möbler muss ins Industriegebiet

Von Thorsten Gütling
Wenn sich ein Möbelriese in Bayreuth niederlassen will - und XXXLutz hat genauso wie Höffner bereits Interesse signalisiert - dann muss er sich im Industriegebiet ansiedeln. An die Dr.-Konrad-Pöhner-Straße sollen nur universitätsnahe Betriebe. Foto: Archiv Foto: red

Es ist eine Klatsche für die CSU. Ein Möbelriese, so er denn jemals nach Bayreuth kommt, darf sich auf dem Gelände der früheren Markgrafenkaserne im Industriegebiet ansiedeln, aber nicht an der Dr.-Konrad-Pöhner-Straße. Der CSU die Klatsche zugefügt haben die Grünen im Stadtrat.

 
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Gleich zwei Überraschungen gibt es zu vermelden. Erstens: Konnte sich die Stadtverwaltung im Bauausschuss noch zu keinem Vorschlag durchringen, welcher der beiden Standorte der bessere ist, wirbt die Verwaltung jetzt für das Gelände der früheren Markgrafenkaserne. Damit hat sich Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (Bayreuther Gemeinschaft) gegen Stadtdirektor Ulrich Pfeifer durchgesetzt. Denn während Pfeifer noch vor einer Woche im Ausschuss für die Dr.-Konrad-Pöhner-Straße warb, stimmte Merk-Erbe damals schon dagegen.

Die Grünen entscheiden sich um

Zweitens: Hatten die Grünen im Bauausschuss noch beide Standorte abgelehnt, weil ein Möbelladen dieser Art weder ökologisch sinnvoll sei, noch Arbeitsplätze sichere, stimmen sie jetzt für das Kasernengelände. Fraktionssprecherin Sabine Steininger erklärt: Lehne man wieder beide Standorte ab, erhalte man aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat das, was man auf gar keinen Fall wolle: Nämlich einen Möbelriesen auf der Wiese in der Dr.-Konrad-Pöhner-Straße. Und auf der wünschen sich auch die Grünen eine Erweiterung der Technologieachse zwischen Universität und Wolfsbach.

Hacker: "Die haben ihre Seele verkauft"

Der Ton im Stadtrat ist nach dieser Offenbarung ein anderer. Thomas Hacker, Fraktionssprecher der FDP und Unabhängigen, sagt: „Erstaunlich, dass die Grünen heute ihre Seele verkaufen.“ Steininger hält dagegen: „Ihre Seele verkauft haben die, die sich hier zum Cheflobbyisten der Möbler aufschwingen.“

An der Uni tut sich nichts

Aber der Reihe nach: Die Möbelriesen XXXLutz und Höffner haben ihr Interesse bekundet, in Bayreuth eine Filiale zu eröffnen. Die Fraktionen von CSU, FDP und Junges Bayreuth sind sich einig: Der beste Standort dafür ist eine 110.000 Quadratmeter große Wiese an der Ecke Dr.-Konrad-Pöhner-Straße/Nürnberger Straße. Auch der Präsident der Universität Bayreuth, Stefan Leible, macht keinen Hehl daraus, dass er das so sieht. Denn: Eigentümer des Grundstücks, auf dem die Stadt gerne Unternehmen ansiedeln würde, die eine gewisse Nähe zur Universität schätzen, ist eine Erbengemeinschaft. Und also ob das nicht kompliziert genug wäre, hat sich auch noch ein Investor Rechte an der Fläche gesichert und ins Grundbuch eintragen lassen. Einen Grund zu verkaufen, sieht der nicht. Leible und die Fraktionen von CSU, FDP und Junges Bayreuth sind sich sicher: An die Flächen kommt man nur mit der Durchschlagskraft eines Möbelriesen. Und weil auch ein Riese nur 35.000 Quadratmeter Fläche brauche, blieben für forschungsnahe Unternehmen etwa 70.000 Quadratmeter übrig.

Die Mehrheit schwindet

Entsprechend eindringlich sind die Appelle, als die Befürworter der Dr.-Konrad-Pöhner-Straße merken, dass sie keine Mehrheit zusammen bekommen. Thomas Hacker sagt: Nach jahrelangen Verhandlungen habe man mit XXXLutz und Höffner nun endlich einen Schlüssel, um die schwierigen Eigentumsverhältnisse aufzubrechen und die Oberbürgermeisterin werfe diesen Schlüssel leichtfertig weg. Die Entwicklung des Areals gar „auf Jahrzehnte gefährdet“, sieht der stellvertretende Bürgermeister Thomas Ebersberger (CSU). Und Christian Wedlich (CSU) sagt: Wenn einem Möbelriesen bewusst werde, dass die Hochbrücke über der Autobahn ab 2019 für vier Jahre gesperrt und saniert wird, würde er sich bestimmt nicht auf dem Gelände der früheren Markgrafenkaserne ansiedeln.

SPD gibt sich kämpferisch

Aber auch die Befürworter des Kasernenstandorts haben Argumente: „Wir wollen das gesamte Areal und nicht nur einen Teil an der Dr.-Konrad-Pöhner-Straße für universitätsnahe Betriebe bekommen“, sagt Merk-Erbe. Eine Garantie dafür, dass die Eigentümer nicht nur an den Möbler, sondern auch an die Stadt verkaufen, gebe es schließlich nicht. Ein „wunderbares Grundstück“, das besseres als einen Möbler verdient habe, nennt die fraktionslose Christa Müller-Feuerstein die Wiese in Uninähe. Von einem „Sahnestück“, das alleine für die Forschung freizuhalten sei, spricht Karsten Schieseck (Bayreuther Gemeinschaft). Und Halil Tasdelen (SPD) gibt sich gewohnt kämpferisch, wenn er sagt: „Von einer Erbengemeinschaft lasse ich mich doch nicht erpressen.“ Ähnlich sieht das der Stadtrat und Landtagsabgeordnete, Christoph Rabenstein (SPD): „Wenn der Möbler nicht kommt, werden sich die Eigentümer schon überlegen, ob sie das Grundstück jahrzehntelang brach liegen lassen.“

Fünf Grüne geben den Ausschlag

Gegen die Stimmen von CSU, FDP/Die Unabhängigen und Junges Bayreuth – und damit mit 23 zu 18 Stimmen – fällt die Entscheidung: Will sich ein Möbelriese künftig in Bayreuth niederlassen, dann darf er das nur auf dem Gelände der früheren Markgrafenkaserne.

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