Neues Leben im alten Bahnhof

Von Dieter Hübner
Bei einem Ortstermin am Trebgaster Bahnhof besprachen die Awo-Kreisvorsitzende Inge Aures, Awo-Geschäftsführer Peter Konrad (rechts) und Bürgermeister Werner Diersch das weitere Vorgehen für die Verwirklichung eines Senioren-Begegnungszentrums mit Tagespflegestätte.⋌ Foto: Dieter Hübner Foto: red

In den alten Bahnhof von Trebgast soll noch in diesem Jahr wieder Leben einkehren. Der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt plant, in das der Gemeinde gehörende Gebäude eine Seniorenbetreuung einzurichten.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Am Morgen des 20. Juni 2015 startete Bürgermeister Werner Diersch zu einer eher ungewöhnlichen Dienstfahrt nach Berlin. Punkt 15.41 Uhr besiegelten dort drei Hammerschläge des Auktionators den Zuschlag an die Gemeinde für den Erwerb des Trebgaster Bahnhofs. Zwei Stunden später – nach der notariellen Beurkundung des Kaufvertrags vor Ort – war die Gemeinde offiziell neuer Eigentümer dieses um 1900 errichteten Gebäudes. Am 23. März 2012 endete die letzte Schicht eines Fahrdienstleiters im Trebgaster Bahnhof.

Nachdem sich Überlegungen seitens des Bürgermeisters, Außenwohngruppen der Himmelkroner Heime im Ort anzusiedeln, mangels dafür geeigneter Grundstücke zerschlagen hatten, entschloss sich die Gemeinde dazu, die Möglichkeiten einer Seniorenbetreuung auszuloten. Drei Bewerber haben im Januar dem Gemeinderat ihre Vorstellungen unterbreitet. In einer nichtöffentlichen Sitzung beschloss das Gremium, dem Konzept des Awo-Kreisverbandes Kulmbach den Vorzug zu geben.

Der Kurier sprach bei einem Ortstermin mit der Awo-Kreisvorsitzenden Inge Aures, dem Awo-Geschäftsführer Peter Konrad und Bürgermeister Werner Diersch über das weitere Vorgehen.

Was hat die Awo mit dem Bahnhof vor?

Inge Aures: Dass die Gemeinde den Bahnhof erworben hat, war eine gute Entscheidung. Sinn und Zweck ist es ja, die Innenkerne der Gemeinden mit Leben zu erfüllen. Und das hier ist eigentlich ein Paradebeispiel dafür. Die Leute werden immer älter. Darauf müsste eigentlich jeder Bürgermeister reagieren. Die Awo war sehr dankbar, dass sie deshalb ihr Konzept für ein „Senioren-Begegnungszentrum mit Tagespflegestätte“ vorstellen konnte. Durch die Änderung der bisher drei Pflegestufen in fünf Pflegegrade zeichnet sich ab, dass in Zukunft weniger Leute in Alten- und Pflegeheime gehen und dafür mehr daheim und in Tagespflegestätten betreut werden. Die ambulante Betreuung wird künftig immer mehr im Vordergrund stehen. Deshalb hatten wir uns entschieden, für Trebgast und die umliegenden Gemeinden dieses Angebot zu unterbreiten. Die Awo beabsichtigt, das ganze Haus zu übernehmen. Dann macht es für uns auch einen Sinn. Wir freuen uns auf jeden Fall.

Unterhält die Awo bereits identische Einrichtungen?

Peter Konrad: Wir haben bereits Erfahrungen mit Tagespflegeeinrichtungen. In unseren vollstationären Einrichtungen haben wir überall eine integrierte, eingestreute Tagespflege. Die nächste reine Tagespflegestätte befindet sich 18 Kilometer entfernt in Unterzaubach. Das Pflegestärkungsgesetz II geht heute mehr in den Bereich der ambulanten Pflege. Es ist wichtig, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger möglichst lange in ihrer Region, das heißt bei ihren Bekannten, Freunden und Verwandten, bleiben können. Genauso wichtig ist auch, dass diesen Leuten eine Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr zur Verfügung steht. Genau das haben wir hier mit einer optimalen Zug- und Busverbindung vor der Haustür. Im Erdgeschoss sind zunächst 15 Tagespflegeplätze mit den entsprechenden Räumlichkeiten nach den Empfehlungen der Deutschen Altershilfe geplant. Im Obergeschoss haben wir sechs Kleinstwohnungen für ältere Bürgerinnen und Bürger vorgesehen. Für diese Bewohner bietet die Awo viele wichtige Pflegeleistungen an.

Was gab den Ausschlag für die Awo?

Werner Diersch: Wir sind dem Awo-Kreisverband dankbar, dass er in den Standort Trebgast investieren will. Für den Gemeinderat haben die Kompetenz, das Engagement und das Konzept dieses Trägers den Ausschlag gegeben. Die Erweiterung des Awo-Angebotes von der reinen Tagespflege um diese Möglichkeit der Wohnungen hat uns natürlich bei einem zweiten Ansatz sehr stark geholfen. Wir haben so ein Angebot für Senioren ja immer mit der Intention betrieben, dass dann Wohnungen und Häuser für junge Familien frei werden. Diese Mischung ist ein Synergieeffekt für die Gemeinde.

Der Haushalt der Gemeinde war ja in den letzten Jahren eher von einer Konsolidierungsphase gekennzeichnet. Jetzt muss aber richtig Geld in die Hand genommen werden.

Diersch: Das Gebäude zu erwerben, war nicht die große Ausgabe. Nach ersten Schätzungen liegen die Investitionen für den Umbau im Bereich zwischen einer und zwei Millionen Euro. Mit dem Leerstandsprogramm, von dem auch der Landkreis profitiert, sind 90 Prozent der unrentierlichen Kosten förderfähig. Wir sind daran interessiert, dass die Maßnahme so schnell wie möglich realisiert und der Awo möglichst noch in 2017 zur Verfügung gestellt werden kann. Damit kann der Bahnhof dann als prägendes Gebäude der Ortsmitte wieder in den Blickpunkt gerückt werden.

Bilder