Die Automaten machen sich selbst Konkurrenz
Vielleicht gibt ihm das noch mehr Zeit, sich auf seine Alleinstellungsmerkmale zu konzentrieren. „Ich will die Probleme ja gar nicht weg reden“, sagt Wolf. Es gebe zurzeit Teiglinge überall: vorgefertigte Ware, angeliefert aus großen Fabriken, die in den Backstuben nur noch mit ein paar Körnern oder Salz veredelt werden. In vielen Supermärkten machten die Brotbackautomaten inzwischen den Teigling-Verkaufsstellen im Kassenbereich Konkurrenz. „Das spürt jeder Handwerksbäcker“, sagt Wolf. „Genau deshalb muss man genau das tun, was die nicht können.“
Backmittelverzicht - in der Fabrik undenkbar
Sein Geheimrezept fürs Überleben in Zeiten, in denen laut Wolf „jeder backt, der nicht bei drei auf den Bäumen ist“, sind geheime Rezepte. In Weidenberg, bekannt für seine Brezenwochen, sei dies natürlich die Anisbreze. Das traditionelle Rezept dafür hat Wolf von seinem Vorgänger übernommen, es gehört in diese Backstube und wird nicht weiterverraten. Kaiserbrötchen, zum Beispiel, könne Jeder. Alte Rezepte backen nicht.
„Weiche Teige die man nur mit der Hand machen kann, haben dort keinen Platz“, sagt Wolf. Wie sein backmittelfreier altdeutscher Brötchenteig. Die großen Brote. Oder Hörnchen – nur mit Butter, ganz ohne Palmöl. „Wir haben hier ja nur drei Meter vom Ofen in die Backstube. Die Sachen kommen genauso beim Kunden an, wie wir sie backen.“ Backmittelverzicht? Sei für die großen Fabriken undenkbar. „Die brauchen dort natürlich Produktsicherheit – und die Ware muss transportfähig sein“, sagt Wolf.
Auch die Jungen werden weise
Ein neuer Ofen: Wolf hat keine Angst, dass dies eine Fehlinvestition war. „Was machen wir nur, wenn die Alten wegsterben, die Jungen interessieren das ja alles nicht“, habe er noch vor zehn Jahren gedacht. Heute freue er sich, dass die Jungen ihn eines Besseren belehrt haben. „Sie interessieren sich inzwischen, was sie essen, wie und woraus es gemacht wird. Ehrliches Handwerk – das honorieren die Leute wieder.“