Claas Daun verkauft auch Blaha an die österreichische Getzner-Gruppe Neuer Eigentümer für Webatex

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Einer der Websäle bei Webatex. 50 Prozent der Maschinen will der neue Eigentümer ersetzen und so rund sechs Millionen Euro investieren. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Es gibt auch noch gute Nachrichten aus der Bayreuther Wirtschaft. Die Textilunternehmen SR Webatex und Blaha haben einen neuen Eigentümer. Und der will kräftig investieren.

 
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Um 12.30 Uhr wurden am Dienstag die Verträge unterschrieben, zwei Stunden später wurde das Ereignis in einer Betriebsversammlung verkündet. Die Getzner Textil AG, ein Familienunternehmen aus Bludenz im österreichischen Bundesland Vorarlberg, übernimmt die beiden Bayreuther Unternehmen SR Webatex und Blaha von der norddeutschen Daun-Gruppe, die sich damit nach dem Verkauf des Bindlacher Textildiscounters NKD endgültig aus der Region zurückzieht. Über den Verkaufspreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.

Sechs Millionen Euro sollen investiert werden

Das sagt der Käufer: Josef Lampert ist Vorstandsvorsitzender der zur Getzner-Gruppe gehörenden gleichnamigen Textil AG. Er berichtet auf Kurier-Nachfrage von fairen und sachlichen Verhandlungen mit der Daun-Gruppe, die nach rund einem halben Jahr jetzt zum Erfolg geführt hätten. Und er hat einiges vor mit Webatex und Blaha. Wie es die Getzner-Gruppe seit Jahren vormacht, sollen auch die Bayreuther Unternehmen wachsen. Um das möglich zu machen, sollen in den kommenden beiden Jahren allein bei Webatex rund sechs Millionen Euro investiert und rund 50 Prozent der Maschinen ersetzt werden, um die Produktivität zu steigern und zugleich die Energiekosten zu senken. "Webatex und Blaha machen uns noch stärker", sagte Lampert. Vor allem das Know-how und die qualifizierten Mitarbeiter machten den Reiz der Übernahme aus. In Bayreuth soll laut Lampert weiter eigenständig gearbeitet werden. Die bisherigen Geschäftsführungen bleiben an Bord, werden aber um einen Getzner-Mann ergänzt.

Ein halbes Jahr verhandelt

Das sagt der Verkäufer: Claas Daun ist im Raum Bayreuth alles andere als ein Unbekannter. Ihm gehörte der Textildiscounter NKD, den er 2013 in einer schwierigen Situation an einen Finanzinvestor verkaufte. Ganz anders Webatex und Blaha, die heute gut dastehen, so Daun im Gespräch mit dem Kurier. Mit beiden habe er seit seinem Einstieg 1979 beim Webatex-Vorgänger Mechanische Baumwollspinnerei einiges durchgemacht, deshalb liege ihm das Unternehmen auch sehr am Herzen. "Ich bin jetzt auch schon 73 und kann mich deshalb nicht mehr so intensiv um die Firma kümmern wie bisher", sagte Daun. Deshalb sei er froh, einen so soliden Käufer gefunden zu haben. Den Mitarbeitern sagte er: "Getzner zeigt, was im Textilbereich auch heute noch möglich ist. Ich bin zuversichtlich, dass da etwas Gutes entsteht - auch für Sie."

Stimmung in der Belegschaft ist gut

Das sagen die Beschäftigten: "Die Stimmung in der Belegschaft ist gut", sagt Betriebsratsvorsitzender Mario Goßler. Es herrsche Zuversicht, dass die Zukunft unter Getzner positiv werde: "Was da an Investitionen angekündigt wird, ist schon gut." Allerdings gebe es durchaus auch Nachholbedarf. Das gelte auch bei der Zahl der Beschäftigten, vor allem angesichts des angestrebten Wachstums. Goßler betonte, dass er sich immer gut eingebunden und über den Sachstand der Verkaufsverhandlungen informiert gefühlt habe. So sei auch nie wirklich Unsicherheit in der Belegschaft aufgekommen.

Umsatzsprünge

Das ist Getzner: Getzner ist ein international tätiges Textilunternehmen mit Hauptsitz im österreichischen Bludenz, dessen Wurzeln bis 1818 zurückreichen und das unter seinem Dach noch mehrere Tochterfirmen vereint. Unter anderem die Schweizer Unternehmen Weberei Russikon und Meyer-Mayor, die Herbert Kneitz GmbH in Bad Mitterndorf und die Weberei Zoche in Gera, für die gerade erst mit Millionenaufwand ein neuer Standort gebaut wurde - und jetzt eben auch Webatex und Blaha. Die Gruppe beschäftigt damit rund 1400 Mitarbeiter und legte in den vergangenen Jahren auch durch Zukäufe eine immense Steigerung des Umsatzes hin - von 110 Millionen Euro im Jahr 2010 auf rund 200 Millionen Euro in 2015. Für 2017 sind bereits 320 Millionen Euro eingeplant. Möglich werden diese Steigerungen laut Vorstandschef Josef Lampert auch durch hohe Investitionen, die 2015 rund 53 Millionen Euro betrugen und dieses Jahr auf 59 Millionen Euro steigen sollen. Die Getzner Textil AG als Kern der Gruppe erwirtschaftet ihren Umsatz zu rund 60 Prozent mit Damaststoffen, die nach Westafrika geliefert und dort zu traditioneller Kleidung weiterverarbeitet werden. Auf Sicht soll der Bereich der technischen Textilien in der Gruppe auf 50 Prozent erhöht werden, wozu auch der jetzige Zukauf beiträgt.

Spezialtextilien

Das sind Webatex und Blaha: Die SR Webatex ist Spezialist in der Herstellung von anspruchsvollen technischen Textilien für nahezu alle Anwendungsgebiete wie zum Beispiel Flammschutzgewebe, Wetterschutz oder textiler Schutz vor elektromagnetischer Strahlung. Aber zum Beispiel auch der Einband des deutschen  Reisepasses kommt von hier. Webatex hat derzeit 130 Mitarbeiter, der Umsatz betrug 2014 etwa 21 Millionen Euro.

Blaha kümmert sich mit 80 Mitarbeitern um die Veredelung von Wirk-, Strick- und Webwaren aus Baumwolle, Viskose, Polyester, Polyamid, Aramiden und deren Mischungen und arbeitet bereits seit Jahren eng mit Webatex zusammen.

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