Momentan leben rund 50 Flüchtlinge in dem neuen Asylbewerberheim Neuenmarkt: Noch ist Platz in der neuen Unterkunft

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 Foto: red

So viele Flüchtlinge wie nie strömen gegenwärtig nach Deutschland. Die zentralen Aufnahmestellen sind längst überfüllt. Auch in der neuen Asylbewerberunterkunft im Landkreis Kulmbach sind bereits 51 Personen untergebracht. Vermutlich werden es noch mehr werden.

 
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Rund 100 Asylbewerber leben derzeit in Stadt und Landkreis Kulmbach, in Gemeinschaftsunterkünften oder privaten Wohnungen. In ganz Oberfranken sind es über 2000 Flüchtlinge, die in 21 Wohnheimen leben. Da die zentralen Aufnahmestellen in München und Zirndorf überfüllt sind, sollen jetzt in jedem Regierungsbezirk solche Einrichtungen geschaffen werden.

Auch in Bayreuth wird nach einem Standort gesucht. Adilye Plavici und Dusan Varga sind vor zwei Tagen in Neuenmarkt angekommen. Seit gut einem Monat ist das Paar, 19 und 20 Jahre alt, aus Serbien in Deutschland. Zuerst seien sie in Karlsruhe gewesen, erzählt die dunkelhaarige Frau in gesprochenem Englisch. Dann war sie in Zirndorf, wo sie in einer Garage Unterschlupf fanden. Schließlich gelangten sie über Lauf nach Neuenmarkt. "Ich weiß nicht, was jetzt kommt", sagt sie und fühlt sich sichtlich verloren. Zwei Monate dürfe sie offiziell noch bleiben. Geld hätten sie bekommen, ja. Doch ein Gespräch bei einer Behörde, um einen Asylantrag zu stellen, habe es noch nicht gegeben. Darauf hofft sie. Allerdings gelten die Länder des ehemaligen Jugoslawiens wie Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina als wengier gefährdet. Wegen des anhaltenden Zustroms an Flüchtlingen forderte Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) jetzt ein EU-Sofortprogramm.

"Besser leben hier"

Die Unterkunft im ehemaligen Feierabendhaus der Diakonie Hensoltshöhe stößt noch nicht an ihre Grenzen. Momentan leben dort 51 Personen, fast die Hälfte davon sind Kinder. Kaum einer der Männer und Frauen, die im Garten im Schatten unter den Bäumen sitzen, spricht Deutsch oder Englisch. Einige Männer haben Smartphones und darauf Übersetzungsprogramme, die aber kaum weiterhelfen. Frage in die Runde: Woher sind Sie? Syrien, sag einer. Eine Frau und ein Mann mit Kind sind aus Aserbaidschan. Andere stammen aus Serbien, Albanien, Tschetschenien. Ein Serbe stellt seine Frau und die vier Kinder auf. Sie sollen fotografiert werden, wünscht er sich. Verständigung über Gesten. Die 19-jährige Serbin zeigt mir ihr Zimmer: Zwei Betten, nur eines ist bezogen. Ein Tisch, zwei Stühle, ein Kühlschrank, ein paar Lebensmittel im Regal. Toilette und Dusche teilt sie sich mit den anderen auf dem Gang. Höflich bietet sie eine Tasse mit Limo an. Sie zeigt ein Formular, das sie ausfüllen soll, alles ist auf Deutsch geschrieben. Es ist nicht das, was sie bräuchte, um ihre Verwandten in Stuttgart zu besuchen. Warum sie hier ist? "Besser leben hier." In ihrer Heimat könne sie als Christin nicht mit ihrem Partner, einem Muslim, ungestört zusammenleben. Eine Mutter aus Tschetschenien schlüpft noch mit ihrem Baby auf dem Arm ins Zimmer. Sie hat noch vier weitere Kinder, sie gehen in die Schule und lernen Deutsch. Zwei Jahre wartet sie schon auf eine Entscheidung von den Behörden. Ihr Mann ist schwerkrank. Was aus ihnen wird? Sie zuckt die Schultern. Keiner weiß es.

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