Die Unterkunft im ehemaligen Feierabendhaus der Diakonie Hensoltshöhe stößt noch nicht an ihre Grenzen. Momentan leben dort 51 Personen, fast die Hälfte davon sind Kinder. Kaum einer der Männer und Frauen, die im Garten im Schatten unter den Bäumen sitzen, spricht Deutsch oder Englisch. Einige Männer haben Smartphones und darauf Übersetzungsprogramme, die aber kaum weiterhelfen. Frage in die Runde: Woher sind Sie? Syrien, sag einer. Eine Frau und ein Mann mit Kind sind aus Aserbaidschan. Andere stammen aus Serbien, Albanien, Tschetschenien. Ein Serbe stellt seine Frau und die vier Kinder auf. Sie sollen fotografiert werden, wünscht er sich. Verständigung über Gesten. Die 19-jährige Serbin zeigt mir ihr Zimmer: Zwei Betten, nur eines ist bezogen. Ein Tisch, zwei Stühle, ein Kühlschrank, ein paar Lebensmittel im Regal. Toilette und Dusche teilt sie sich mit den anderen auf dem Gang. Höflich bietet sie eine Tasse mit Limo an. Sie zeigt ein Formular, das sie ausfüllen soll, alles ist auf Deutsch geschrieben. Es ist nicht das, was sie bräuchte, um ihre Verwandten in Stuttgart zu besuchen. Warum sie hier ist? "Besser leben hier." In ihrer Heimat könne sie als Christin nicht mit ihrem Partner, einem Muslim, ungestört zusammenleben. Eine Mutter aus Tschetschenien schlüpft noch mit ihrem Baby auf dem Arm ins Zimmer. Sie hat noch vier weitere Kinder, sie gehen in die Schule und lernen Deutsch. Zwei Jahre wartet sie schon auf eine Entscheidung von den Behörden. Ihr Mann ist schwerkrank. Was aus ihnen wird? Sie zuckt die Schultern. Keiner weiß es.