Immobilie in Neuenmarkt soll an Regierung vermietet werden Neue Unterkunft für Asylbewerber

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 Foto: red

Das Gemeinschafts-Diakonissen-Mutterhaus Hensoltshöhe mit Sitz in Gunzenhausen will seine Immobilie in Neuenmarkt an die Regierung von Oberfranken vermieten. Dann könnte daraus eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber werden. Wohnheime werden angesichts steigender Flüchtlingszahlen dringender denn je benötigt.

 
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Flüchtlingskatastrophen vor der italienischen Insel Lampedusa, Bürgerkriege in Syrien und in Afrika: Immer mehr Menschen suchen in Europa Zuflucht. Nach Angaben von Jürgen Neubauer von der Regierung von Oberfranken haben bis zum 30. September bundesweit rund 74 000 Menschen einen Erstantrag auf Asyl gestellt. 11 400 der Exilsuchenden kamen bisher nach Bayern, die nach einem Schlüssel auf die Bezirke verteilt werden. „Wöchentlich kommen etwa 450 Flüchtlinge in Bayern an“, sagt Neubauer. Bis zum Jahresende werden rund 125 000 Asylbewerber bundesweit prognostiziert.

In Oberfranken sind derzeit 18 Unterkünfte vorhanden, in denen 1221 Menschen leben; in privaten Wohnungen seien 505 Flüchtlinge untergebracht. Neubauer war bei der Besichtigung des Geländes der Hensoltshöhe in Neuenmarkt dabei. „Von den drei Gebäuden kommen zwei nicht infrage. Das Feierabendhaus wäre aber geeignet.“ Und der Bedarf nach weiteren Unterkünften sei vorhanden, steige sogar noch weiter.

Im sogenannten Feierabendhaus haben die Diakonissen ihren Ruhestand verbracht. Im Februar dieses Jahres seien die letzten Frauen ausgezogen, wie Frank Micolajczak vom Mutterhaus mitteilt. Der Leiter der Abteilung Immobilien und Liegenschaften sagt über die weiteren Pläne, dass von Anfang an mit offenen Karten gespielt worden sei. Dass die Möglichkeit bestehe, daraus eine Gemeinschaftsunterkunft zu machen, habe der Gemeinderat gewusst. Deshalb sei diese Option „keine Drohkulisse“ und auch „nichts Überraschendes“. Micolajczak erinnert daran, dass die Gemeinde Neuenmarkt das Gelände im September 2011 bereits gekauft habe. Es habe auch ein Nutzungskonzept bestanden. Damals wollte Bürgermeister Siegfried Decker das Anwesen für soziale Zwecke nutzen, zum Beispiel für ein Ärztehaus oder Seniorenwohnungen.

Doch dann habe der Kauf plötzlich wegen politischer Differenzen wieder rückabgewickelt werden müssen, so Micolajczak. „Die Folge war, dass wir uns einen Plan B überlegt haben, den wir jetzt realisieren wollen.“ Der Gemeinde sei das Gelände noch ein zweites Mal angeboten worden – zu einem noch günstigeren Preis. „Aber es hat nicht geklappt.“

Deshalb habe man sich mit Gemeindevertretern und der Regierung zusammengesetzt und das Gelände zusammen begutachtet. „Dabei hat sich herausgestellt, dass das Feierabendhaus ideal geeignet wäre, um es an Flüchtlinge und Asylanten zu vermieten“, sagt Micolajczak. Viele der Gebäude, die der Regierung angeboten würden, fielen durch. Doch das Feierabendhaus mit einer Nutzfläche von 783 Quadratmetern würde sich eigenen. In jedem Zimmer seien Waschbecken, der Brandschutz sei geregelt und nach kleineren Schönheitsreparaturen wäre das Haus schnell bezugsfertig, so der Immobilienbeauftragte der Hensoltshöhe. Ungefähr 50 Personen hätten in dem Gebäude Platz. Wenn die Gemeinde nicht an einem Kauf interessiert sei, handele es sich mit einer Gemeinschaftsunterkunft um eine gute Lösung. Zumal die Betreuung – im Gegensatz zu einem Studentenwohnheim – keine Kosten verursache. Daher werde der Mietvertrag jetzt vorbereitet.

Im benachbarten Kinderhort sieht das Personal der Entwicklung gelassen entgegen. „Wir fühlen uns sehr wohl hier und warten erst einmal ab.“ Ein dauerhafter Leerstand sei ebenfalls nicht wünschenswert. „Wir sind offen für alles“, sagt eine Mitarbeiterin. „Das ist wie immer bei Nachbarn: Man muss sich aneinander gewöhnen und jeder muss seine Grenzen einhalten.“

Nach dem Gottesdienst am Sonntag lädt die Kirchengemeinde zu einer Diskussion über das Projekt ein.

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