Neue Ausstellung im Töpfermuseum

Von Michael Weiser

Ein loser Verbund von Künstlern tritt an: Am Sonntag beginnt im Töpfermuseum Thurnau ihre erste Ausstellung, die bis zum 19. August zu sehen sein wird. Die Ausstellung will die Kunst der Grafik in die Gegenwart zurückholen. Die vertretenen Künstler zeichnen und radieren und üben damit eine der ursprünglichsten Formen der Kunst aus.

 
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Nähert man sich von der richtigen Seite aus, sagen wir mal auf der Staatsstraße aus südöstlicher Richtung: dann wirkt Thurnau selbst auf schöne Art aus der Zeit gefallen. Das gewundene Pflasterband der Hauptstraße lässt als Höchstgeschwindigkeit „gemächlich“ zu, links und rechts stehen überwiegend alte Häuser aus Sandstein Spalier.

Schließlich gerät der wuchtige Bau des Schlosses ins Blickfeld, gegenüber die Kirche St. Laurentius. Und daneben, an einem steilen Gässchen, entdeckt man das Töpfereimuseum. Das Museum widmet sich ebenfalls einer gewissermaßen aus der Zeit gefallenen Kunstfertigkeit: Das Handwerk des Hafners hat schließlich schon mal eine größere Rolle gespielt.

Bis auf Ausnahmen eher stille Werke

Im Obergeschoss zeigt das Museum ab Sonntag eine Ausstellung, die wiederum eine Kunst in die Gegenwart zurückbringen soll. Genauer: Die Kunst der Grafik. „Es wird doch heute fast nur noch gemalt“ sagt Stephan Klenner-Otto, einer der in der Ausstellung vertretenen Künstler. „Und zwar nicht mehr in Öl, sondern fast nur noch in Acryl.“ Die in Thurnau vertretenen Künstler hingegen zeichnen und radieren und üben damit eine der ursprünglichsten Formen der Kunst aus.

Nimmt man Andreas Rudloffs expressiv-lebendige, bunte Tierbilder aus, sind es eher stille Werke, die in den drei Räumen zu sehen sind. Neben Klenner-Otto und Rudloff stellen Walli Bauer, Brigitte Hadlich, Kornelius Wilkens und Horst Sakulowski aus, und zwar unter dem Titel „Blickwinkel“: ein so schlichter wie treffender Verweis auf die Verschiedenheit der Stile und der Art und Weise, auf die Welt zu schauen, von der altmeisterlich fein gestrichelten Zeichnung bis zu Phantasiewelten. Mit der Gemeinsamkeit, dass sich die Künstler als Mitglieder einer Grafiker-Loge betrachten. „Eine freie Gruppe, ja keine Vereinsmeierei“: So beschreibt der Neudrossenfelder Klenner-Otto das Vorhaben.

Unauffällig nur auf den ersten Blick

Die freie Versammlung bringt eine kleine, feine Ausstellung nach Thurnau, von teilweise überragender Qualität. Vor allem dort, wo die feine Linie ins Reich der Phantasie führt. Kornelius Wilkens wie beiläufig hingetuschten Zeichnungen etwa: Unauffällig nur auf den ersten Blick, den Betrachter hineinziehend spätestens beim zweiten. Und von einem unaufdringlichen Humor. Was ist das für eine Straßenszene, deren Akteure und Elemente Wilkens mit Pfeilen und Kommentaren versieht: eine Gestalt ist als Bär bezeichnet, eine am rechten Bildrand lümmelende Figur ist der „Affe“. Ein Pfeil zeigt nach oben: „Himmel und so.“

Beeindruckend sind nicht zuletzt die Bilder Sakulowskis. Als Schüler von Bernhard Heisig zeigt er sich der zu Unrecht oft als DDR-Kunst verschrieenen „Leipziger Schule“ verwandt. Von großem handwerklichen Können zeugen seine ans Groteske grenzenden Portraits. Als hintersinniger Melancholiker zeigt er sich in Grafiken wie dem „Resignierten Tod“. Großartig.

Ein echter Hingucker

Als Bruder im Geiste sieht sich Stephan Klenner-Otto. „Der Horst und ich, wir lieben uns“, sagt er und lacht. Ein fröhlicher Melancholiker auch er, mit wohlbekanntem Hang zum Surrealen. In Thurnau zeigt er sich als Erbe des fantastischen Caspar Walther Rauh. Ein echter Hingucker auch das. Ein Luftschloss hat er auf einen wie abwehrend gestikulierenden Baum gesetzt: Türmchen und Giebel. Ganz fern erinnert das Gebäude an Thurnau. Das Werk heißt „Spielende Bäume“.

Das Töpfereimuseum in Thurnau lohnt den Besuch ohnehin. Nun noch mehr, durch diese kleine Ausstellung, die hoffentlich am Anfang einer Reihe steht: Zwölf Logenbrüder und Schwestern zählt die Grafiker-Loge. Da dürfen’s demnächst auch mal mehr als drei kleine Räume sein.

Die Ausstellung: Die Ausstellung wird am Sonntag, 25. März, mit geladenen Gästen eröffnet und läuft bis 19. August. Öffentlich zugänglich ist sie ab Dienstag, mit folgenden Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage 11 bis 17 Uhr.

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