Neubürger wollen keine Neubürger

Von Sonny Adam
Gegen die Ausweisung weiterer Bauplätze wenden sich die Bewohner eines Neubaugebietes in Kasendorf. Foto: red Foto: red

Bewohner eines Neubaugebietes in Kasendorf wenden sich gegen die Auswesung weiterer Bauplätze. Sie befürchten eine Zunahme von Lärm und Verkehr. Der Gemeinderat sieht das anders.

 
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In Kasendorf gibt es aktuell keine Flächen, auf denen Häuslebauer ihren Traum verwirklichen können. Aus diesem Grund möchte der Markt im Baugebiet „Am Fichtig“ direkt an das bereits bestehende Baugebiet eine neue Fläche für zwölf Parzellen ausweisen. Die dort wohnenden Bürger haben jetzt Unterschriften gesammelt und eine fünfseitige Stellungnahme abgegeben.

Die Bewohner des Baugebietes „Am Fichtig I“ fürchten mehr Lärm und Verkehr. Jetzt hat sich im Zuge des Planungsverfahrens dieser Protest in einer fünfseitigen Stellungnahme, die von 19 in Heubsch lebenden Bürgern unterschrieben worden ist, manifestiert. In einer Sondersitzung beschäftigten sich die Kasendorfer Räte mit jedem einzelnen Einwand. „Die Notwendigkeit des Neubaugebietes ist nicht gegeben“, behaupten die Bürger und weisen auf die demografische Entwicklung in Oberfranken hin.

Nur fünf freie Bauparzellen

In Kasendorf sei der Bevölkerungsschwund nicht so dramatisch wie in anderen oberfränkischen Kommunen, entgegnete Bürgermeister Bernd Steinhäuser (CSU). Seit 1994 hätte der Markt insgesamt 99 Bauparzellen ausgewiesen, nur fünf seien derzeit noch nicht bebaut. „Wir haben einen rechnerischen Bedarf von jährlich vier bis fünf Bauparzellen“, so Steinhäuser. Natürlich habe der Markt auch die Flächenverdichtung im Blick, aktuell werde ein Leerstandskataster erstellt. Doch obwohl die Erhebung noch nicht abgeschlossen sei, kristallisiere sich schon jetzt heraus, dass von den 39 Eigentümern, die angeschrieben worden seien, gerade einmal 20 Prozent verkaufsbereit wären. „Wir haben in den letzten Jahren auch andere Alternativen geprüft, doch alle Alternativen wie das Areal am Pfarrwald in Kasendorf, in Döllnitz Richtung Hutschdorf oder eine Erweiterung der Nussallee in Peesten erwiesen sich entweder mangels Verkaufsbereitschaft der Eigentümer oder aus Gründen des Natur- und Immissionsschutzes als nicht umsetzbar“, so Steinhäuser. Aus diesem Grund sei ein Baugebiet dringend nötig. Die Erweiterung des Baugebietes Am Fichtig beschränke sich übrigens auf zwölf Parzellen.

Die Bürger bemängeln, dass es in Heubsch keine Schule gäbe, keinen Kindergarten, keine Einkaufsmöglichkeiten. „Solche Einrichtungen können die künftigen Bürger nicht erwarten. Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist zwar verbesserungsfähig, aber nicht gänzlich unzumutbar“, erwiderte Steinhäuser auf diesen Einwand.

Bürger müssen nicht zahlen

Gedanken hat sich der Markt auch über die Verkehrssituation in Heubsch gemacht. Architektin Anja Müller überlegt sich, einen Fußweg – so weit dies möglich ist – anzulegen. „Sofern der nötige Grunderwerb gelingt, wird die wegmäßige Verbindung im Entwurf für die Auslegung zur Bürgerbeteiligung und der Beteiligung von Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange dargestellt“, versprach Steinhäuser. Außerdem soll es Verkehrsberuhigungsmaßnahmen auf der Golfstraße geben. Die Erschließungsmaßnahmen würden übrigens nicht auf die Anlieger abgewälzt, betonte die Verwaltung. Denn in Kasendorf gebe es keine Straßenausbaubeitragssatzung.

Seltene Pflanzen und jagende Raubvögel

Probleme sahen die Anwohner, die bisher in Fichtig gebaut haben, auch bezüglich der Anbindung an Kasendorf. Deshalb brachten sie eine Erweiterung Richtung Industriegebiet ins Gespräch. Dies funktioniere nicht, weil es sich um ein Gewerbegebiet handele, erklärte Steinhäuser. Außerdem befürchten die 19 Anwohner Probleme in Sachen Umwelt. Sie bemängeln, dass in eine offene Fläche gebaut wird und befürchten „Flächenfraß“. Außerdem seien die Flächen aktuell Jagdrevier für Greifvögel und Weideflächen für Rehe. Und auf den feuchten Wiesen würden auch seltene Pflanzen und Gräser wachsen. Der Markt Kasendorf hat sich allerdings im Vorfeld mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Baureferat des Landkreises besprochen. Tatsächlich gibt es in Heubsch eine Streuobstwiese, die aber aus der beplanten Fläche herausgenommen werde, weitere Ausgleichsmaßnahmen auf einer Fläche von 4150 Quadratmetern seien geplant.

„Die Einwände der Bürger stammen alle von Bürgern, die im Randbereich leben, die also überwiegend zugezogen sind. Kein einziger Einwand stammt von Bürgern aus dem Ursprungsort“, merkte Steinhäuser an.

Schließlich genehmigten die Marktgemeinderäte einstimmig die Würdigungen und beschlossen, dass ein Bebauungsplan aufgestellt werden soll. Der Flächennutzungsplan für das Gebiet soll ebenfalls geändert werden. Damit geht das Verfahren in die nächste Runde.