Partei "Der III. Weg" plant am 14. November wieder ein "Helden-Gedenken" Neonazis lassen Wunsiedel nicht in Ruhe

Von
Verklärter Blick zurück: Neonazis bei einer Demonstration im Februar dieses Jahres in Wunsiedel. Foto: ott Foto: red

Wunsiedel kommt nicht zur Ruhe. Schon wieder haben Rechtsextreme im November eine Demonstration angemeldet: für Samstag, 14. November. Nach Informationen des Kuriers handelt es sich um Personen aus dem Umfeld der Partei „Der III. Weg.“

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

 

Anmelder ist Norman Kempken (47), eine ehemalige Führungsfigur aus dem verbotenen Freien Netz Süd. Er bestätigt auf Anfrage die Anmeldung der „Helden-Gedenk-Veranstaltung“ in Wunsiedel. Ein Fackelmarsch soll ab 16 Uhr durch die Innenstadt von Wunsiedel führen. Als Redner geplant sind die „Stützpunktleiter“, eine Art Vorstand der örtlichen Parteizentrale aus Vogtland, Tony Gentsch, und aus Ostbayern, Walter Strohmeier, sowie Edda Schmidt aus Schwaben. Außerdem kommt Thomas „Steiner" Wulff aus Norddeutschland, ebenfalls ein bundesweit bekannter Rechtsextremer. Kempken bestätigt diese Rednerliste. Angemeldet ist die „Stadt-Strecke“, also die Strecke vom Bahnhof direkt am Marktplatz vorbei. Dort ist die Zwischenkundgebung geplant. Somit ist dieselbe Strecke vorgesehen, die die Rechtsextremen schon im Februar dieses Jahres gewählt haben für ihre Gedenkveranstaltung zur Bombardierung Dresdens. Im Februar hatte ein breites Bündnis von Gegnern gegen diese Veranstaltung demonstriert.

Die Stadt Wunsiedel ist deshalb immer wieder Anlaufstelle von rechtsextremen Demonstrationen, weil dort jahrzehntelang das Grab des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß lag. Seitdem er 1987 gestorben war, entwickelte sich das Grab zu einer Art Wallfahrtsort. Bis zum Sommer 2011. Damals ließ die Familie, die ursprünglich gegen die Exhumierung war, dann doch in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde in Wunsiedel das Grab von Heß auflösen, seine sterblichen Überreste wurden exhumiert und auf offener See bestattet.

Zwar wurden die Märsche der Rechtsextremen als Heß-Gedenkmärsche verboten, was diese aber nicht abhielt, immer wieder nach Wunsiedel zu kommen. Auch den Namen des Stellvertreters zu erwähnen ist verboten. Die Rechtsextremen setzten weiter auf die Anziehung der Stadt in der Szene und auf die Provokation, die von den Demonstrationen ausgingen. Und sie veranstalteten seit dem Verbot Schweigemärsche oder stellten ihre Aufmärsche unter ein anderes Motto, meist Helden-Gedenken. Für eine Stellungnahme war in Wunsiedel niemand zu erreichen.

Kermpken gehörte zum Führungskreis des im vergangenen Jahr vom bayerischen Innenminister verbotenen Freien Netz Süd, einer Organisationsplattform der rechten Szene in ganz Bayern. Bereits länger vor dem Verbot, mit dem die Szene gerechnet hatte, schwenkten die meisten Mitglieder in die neue rechtsextreme Partei „Der III. Weg“ um. Diese war unter anderem deswegen gegründet worden, weil eine Partei sich nach dem Grundgesetz schwerer verbieten lässt als eine Vereinigung wie das Freie Netz. Auch „Der III. Weg“ steht unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.

Gegen das Verbot des Freien Netz Süd hatten die Rechtsextremen Einspruch eingelegt. Am 13. Oktober wird das Verbot in der höchsten Instanz in Bayern verhandelt: vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München.

 

Närrisch gegen Neonazis

Bürger protestieren gegen Neonazis

Autor

Bilder