Gemeinderat stimmt mit großer Mehrheit gegen Neubau in Engelmannsreuth Nein zu neuem Feuerwehrhaus

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Es herrscht große Platznot im Engelmannsreuther Feuerwehrhaus. Trotzdem gibt es kein neues. Foto: Ralf Münch Foto: red

Der Vorsitzende der Feuerwehr Engelmannsreuth, Jörg Teufel, war zu Ende der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates hörbar enttäuscht: „Danke, euer Beschluss zeigt deutlich, wie ihr zur Feuerwehr steht, was sie euch wert ist.“ Das Gremium hatte zuvor, nach fast einstündiger kontroverser Diskussion mit 7:3 gegen den Neubau eines Feuerwehrhauses gestimmt.

 
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In der Bürgersprechzeit hatten sich Teufel und der stellvertretende Kommandant Sebastian Leuchner deutlich für einen Neubau ausgesprochen. „Es muss etwas passieren, ein Neubau wäre eine Chance für die Feuerwehr für die nächsten 30 Jahre“, so Teufel. Nur so könnten die neuesten Standards erfüllt werden. Beide machten die Problematik des Abfahrtsweges – zu eng –, die erschwerte Parkplatzsituation bei Veranstaltungen auf dem gegenüberliegenden Sportplatz – von Besuchern wird häufig das Parkverbot missachtet, die Einfahrt zur Fahrzeughalle ist zugeparkt – und die logistischen Schwierigkeiten einer Sanierung bei laufendem Betrieb deutlich.

Projektanalyse listet viele Mängel auf

Das bestehende Feuerwehrhaus wurde 1980 gebaut. Mit der Anschaffung eines Löschfahrzeuges mit Atemschutzausstattung sei man platzmäßig in arge Bedrängnis gekommen, so Bürgermeister Hans Freiberger. Zusätzlich gehört noch ein Mehrzweckfahrzeug zur 36 Aktive zählenden Wehr. Eine Projektanalyse listet die bestehenden Mängel auf: keine Dämmung, Fehlen eines rutschhemmenden Bodens in der Fahrzeughalle, Risse und Feuchtigkeitsschäden, fehlende Öl- und Fettabscheider bei der Schlauchpflege, mangelhafte Schlauchpflegeeinrichtung, fehlende Entwässerung in der Halle, zu kleine Tore, fehlender Schwarz-Weiß-Bereich für die persönliche Schutzausrüstung, kein Lagerraum für Uniformen und Einsatzmittel, kein Verwaltungsraum für den Komandanten, fehlende Waschräume und Werkstatt für den Gerätewart sowie die Atemschutzausrüstung, kein Jugendraum und fehlende Kommunikationsleitungen für ein Netzwerk sowie Stellplätze im Außenbereich, keine Heizung in der Halle.

Haftungsansprüche sind möglich

Die Kosten für eine Sanierung des bestehenden Gebäudes werden mit 664 000 Euro – es ist keine Förderung möglich - sowie mit 864 000 Euro für einen Neubau mit staatlicher Förderung der Stellplätze beziffert. Grundsätzlich sei das Gebäude weiterhin als Feuerwehrhaus zu nutzen. „Aber wenn etwas passiert, sind Haftungsansprüche gegenüber der Gemeinde möglich“, so Freiberger. Eine Sanierung würde über den Verwaltungshaushalt laufen und müsste auf zehn Jahre verteilt werden. „Der Gemeinderat müsste jedes Jahr einer Zuführung aus dem Vermögenshaushalt zustimmen“, betonte er.

Bürger wird belastet

„Ich bin prinzipiell nicht gegen einen Neubau, halte aber den Zeitpunkt nicht für passend“, so Dieter Rodler. Man habe zurzeit viel anderes zu tun. Er appelliere daher, den Punkt auf 2018 oder 2019 zu verschieben. „Ein Neubau würde die Bürger zu sehr belasten“, sagte er. Wenn man etwas beschließe, müsse man genau wissen, was auf einen zukommt. „Du bringst uns in eine Zwangslage“, wandte er sich an den Bürgermeister.

Auch Klaus Gräbner sprach sich gegen einen Neubau aus, gegen eine Sanierung sei er nicht. „Ein Neubau würde uns in eine finanzielle Schieflage bringen“, sagte er. Außerdem habe man Platz für einen Anbau. „Die Feuerwehr ist ausgerüstet und wenn ich die Summe sehe, tut mir das innerlich weh“, so Gräbner.

Plan und Summe

Sie könne darüber nicht abstimmen, so lange sie die genauen Kosten für ein Grundstück nicht wisse, sagte Jana Kraft. „Ich möchte einen Plan und eine Summe“, sagte sie. Als Entscheidungsbasis gebe es nur diese Studie mit zwei Zahlen. „Ein Beschluss für einen Neubau bricht uns das Genick“, machte sie deutlich. Eine Sanierung könne Jahr für Jahr umgesetzt werden. „Wie können wir uns das leisten? Wir sind Prebitz und nicht Grünwald“, so Kraft.

Er sei für einen Neubau, so Stefan Ritter, aber erst 2020/2022. „Wir können ein Millionenprojekt nicht im Schnellverfahren durchziehen“, sagte er. Außerdem habe die Gemeinde vier Feuerwehren, die unterhalten werden müssen.

Neubau ist nachhaltig

„Ich war lange für eine Sanierung“, so Horst Hufnagel. Aber die Studie beweise nun die Nachhaltigkeit eines Neubaus für mindestens 30 Jahre. Und eine Sanierung im laufenden Betrieb sei nicht machbar. Es müsse gut für einen Neubau geplant werden, aber die Entscheidung dafür müsse jetzt fallen. Unterstützung erhielt er damit von Christine Diersch, die sagte, man könne nicht mit einer Sanierung herumstückeln.

Der Bürgermeister betonte noch einmal, dass es lediglich um einen Grundsatzbeschluss für einen Neubau gehe, erst danach könnten genaue Kosten ermittelt und ein potenzieller Standort gesucht werden. „Wir sind keine arme Gemeinde“, machte er deutlich, „aber wollen wir auf 30 Jahre sanieren?“ Bei einer Summe von gut 800 000 Euro spiele der Grunderwerb keine Rolle mehr. Das jetzige Gebäude könnte bei einem Neubau für den Bauhof genutzt werden. Sollte man mit einer Entscheidung über einen Neubau bis 2020 warten, sei fraglich, wer vom jetzigen Gremium dann noch zur Kommunalwahl antrete und überhaupt gewählt würde. „Soll dann der neue Gemeinderat die Diskussion von vorne anfangen und eine Entscheidung treffen?“, fragte er.

Prioritätenliste gefordert

Bei der abschließenden namentlichen Abstimmung votierten Freiberger, Hufnagel und Diersch für einen Neubau. Gräbner, Rodler, Ritter, Kraft, Jennifer Hempfling, Gerhard Hagen und Helmut Pezolt waren dagegen.

Kraft forderte anschließend, dass die Feuerwehr und die Verwaltung eine Prioritätenliste zur Sanierung aufstellen sollen. „Wenn man etwas ablehnt, muss man ein Gegenkonzept haben“, reagierte Freiberger. Man könne Bürgermeister und Verwaltung nicht einfach im Regen stehen lassen. Er werde vom Landratsamt die Umsetzung des Beschlusses prüfen lassen.

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