Spontaner Besuch bei "Southside" entwickelt sich für zwei Pegnitzer zum Albtraum Nass-kalte Festivalnacht im Auto

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Es sah alles so gut aus: Der Pegnitzer Stephen Schaak entschloss sich am Donnerstag kurzfristig, zum legendären Southside-Festival in Baden-Württemberg aufzubrechen. Die Wetterprognose verhieß heißes Partywetter. Sonnenschein durch die Bank, Temperaturen jenseits der 30 Grad. Doch es kam anders. Ganz anders.

 
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„Es war eine spontane Entscheidung“, sagt Schaak. Eine Freundin vom ihm verkaufte ihre Tickets günstig, „da schlugen wir zu“. Bestes Wetter war angekündigt für das Wochenende. Bei 34 bis 36 Grad –„es sprach also nichts dagegen“. Um 11 Uhr brachen er und sein Kumpel auf, gegen 19.30 Uhr waren sie am Ziel. „Da herrschte noch Bombenwetter, keine Wolke am Himmel, kochend heiß war es.“ 20 Minuten später hatten sie dann ihre Eintrittsbändchen und pilgerten auf das Gelände, um sich einen Zeltplatz zu suchen.

Wie aus Eimern

Urplötzlich begann es zu regnen. „Wie aus Eimern, rund 45 Minuten lang“, sagt Schaak. Sie stellten sich in einem fremden Zelt unter, warteten ab, lernten gleich ein paar Leute kennen – „und beschlossen, mit denen zu zelten, weil sie meinten, bei ihnen ist noch was frei.“

Ab in die Autos und Busse

In den 20 regenfreien Minuten danach marschierten sie zum Platz der neu gewonnenen Bekannten. Schaak: „Kaum waren wir dort, wurde es zappenduster und die Durchsagen kamen, dass der Festivalbetrieb unterbrochen wird und alle in ihre Autos oder die Busse sollen.“

Radio-Container geflutet

Die Security-Leute waren „ein wenig patzig“, so Schaak. Also ließen die Pegnitzer ihr Zelt dort, wo es war, und quetschten sich mit den anderen laut Veranstalter etwa 60 000 Festivalbesuchern Richtung Parkplatz. Wir haben dann, pitschnass wie wir waren, versucht, im Auto zu schlafen.“ Bei elf Grad Außentemperatur und zu Zweit in einem VW Polo „nicht unbedingt das Gelbe vom Ei“, sagt Schaak. Und nebenbei versuchten sie bis 3 Uhr Morgens herauszufinden, wie es denn nun weitergeht. Über Facebook, über SWR 3. Schaak: „Eigentlich hat das Festival einen eigenen Radiosender, aber der ist ausgefallen, weil der Container geflutet wurde.“

Stoßstange abgefahren

Bis zu dem Zeitpunkt hieß es noch, dass der Festivalbetrieb am nächsten Tag weiterlaufen soll. Es folgte der nächste Anlauf, ein wenig Schlaf zu finden. Was aber nicht so einfach war. Denn: „Da gab es genügend hysterische und volltrunkene andere Gäste, die versucht haben, wegzufahren. Einer hat dann auch dem Auto uns gegenüber die Heckstoßstange abgefahren, als er mit seinem Wohnwagen das Weite suchte.“ Gegen 5 Uhr kam dann die Ankündigung, dass wegen einer weiteren Gewitterwarnung und des Zustands des Geländes die ganze Veranstaltung abgeblasen wird. Alle Besucher sollten schauen, dass sie nach Hause kommen, aber vorher ihre Sachen noch aus dem Areal holen.

Mit Abschlepphaken

„Das war nicht so schön; denn alles war geflutet, das Aufgebaute völlig ramponiert“, sagt Schaak. Wieder zurück auf dem Parkplatz trafen er und sein Freund auf ein riesiges Durcheinander, „weil keiner mehr rauskam, da die Wiesen völlig durchweicht waren“. Man half sich gegenseitig beim Schieben, auch Abschlepphaken kamen zum Einsatz bei Fahrzeugen, die über Allradantrieb verfügten.

Eine nervige Sache

Zwei, drei Stunden lang kam aber so gut wie niemand vom Parkplatz weg, sagt Schaak. Weil die Polizei „alles dicht gemacht hat, was in Kombination mit den Durchsagen, das Gelände bitte zu räumen echt nervig war“. Der höchstens 15 Kilometer lange Weg von Neuhausen ob Eck zur Autobahn kostete über drei Stunden Zeit, „weil das Verkehrschaos unbeschreiblich war“.

Löcher im Dach durch Hagel

Beim Warten auf die Freigabe der Straße durch die Polizei kamen sie mit anderen Besuchern ins Gespräch: „Die haben erzählt, in ihr Vorzelt hat der Blitz eingeschlagen, sie hätten da saumäßiges Glück gehabt“. Und auf der Heimfahrt trafen sie bei einer Rast auch noch eine andere Festival-Rückkehrerin, bei der die Hagelkörner Löcher in das Hubdach ihres VW T4 California geschlagen hatten. Ganz abgesehen von den zahlreichen Dellen in der Karosserie.

„Wir haben das Ganze bis auf eine Erkältung glimpflich überstanden“, sagt Stephen Schaak. Aber klar, es sei schon schade, dass es gar keine Chance gab, irgendwelche Bands zu hören“.

 

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