Nachtfröste vernichten Kirschblüten

Von Elmar Schatz
 Foto: red

Die vergangenen Frostnächte haben in den fränkischen Obstkulturen und Weinbergen große Schäden angerichtet. Mit Wachskerzen, Fackeln oder Hubschrauber-Rotoren kämpften Kirschbauern und Winzer gegen die bittere Kälte an. Mit mäßigem Erfolg.

 
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Herbert Hubmann, der Geschäftsführer der Frankenobst GmbH in Igensdorf bei Forchheim, bestätigt unserer Zeitung, dass vor allem in der Frostnacht vom vergangenen Dienstag auf Mittwoch mit bis zu fünf Grad minus viele Kirschblüten im fränkischen Anbaugebiet erfroren sind. „Es wird aber auch in diesem Jahr Kirschen geben“, betont er. Es sei momentan noch zu früh, um das Ausmaß der Schäden anzugeben. Die Anbauberater ermittelten derzeit die Verluste. In etwa einer Woche ließen sich genauere Angaben machen. Allerdings stoßen die Bäume ohnehin einen Teil der Blütenfülle ab, die sie tragen, erklärt Hubmann.

Sehr viele Kerzen

Das große Einzugsgebiet der drei Genossenschaften der Frankenobst GmbH mit Höhenlagen und flachen Regionen erstreckt sich von Igensdorf über Pottenstein bis in die Haßberge. Hubmann erklärt, Obstbäume vor Frost zu schützen, sei sehr schwierig. Obstbauern stellten Wachskerzen zwischen den Kirschbäumen auf – sehr, sehr viele Kerzen. Damit könne ein Grad gut gemacht werden. Bei minus fünf bis sechs Grad Frost wie in der vergangenen Woche sei dies aber nicht ausreichend.

In der Fränkischen Schweiz liegt eines der größten Anbaugebiete Deutschlands für Süßkirschen und Zwetschgen mit allein etwa 200.000 Kirschbäumen. Etwa 2000 Kirschbauern pflegen hier ihre Kulturen. Die Fränkische Schweiz wird „Kirschenkammer Deutschlands“ genannt. Die Kirsche wurde im 11. Jahrhundert von Benediktiner-Mönchen nach Franken gebracht. Früher war die Kirsche eine Frucht, die den Adeligen vorbehalten war.

Auch Rebstöcke betroffen

Auch die Rebstöcke in den fränkischen Weinanbaugebieten haben wegen des warmen Wetters im März zehn bis zwölf Tage eher ausgetrieben als üblich. Deshalb sind sie nun deutlich empfindlicher, wenn es friert. Über die erste Frostnacht sagt Hermann Kolesch, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim: „Die Nacht war überraschend kalt. Wir haben bis zu minus vier Grad Celsius in den Weinbergen gemessen.“ Ungünstig sei zudem die fast sechsstündige Dauer des Frostes gewesen. „Franken ist insgesamt betroffen. Es sind in allen Regionen Frostschäden da. Wir können schon jetzt davon ausgehen, dass es keine normale Ernte werden wird“, sagte Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes.

Schutz durch Helikopter

Winzer versuchen derweil, mit Windrädern und Helikoptern die Luft zu verwirbeln, um die kalten Luftschichten mit wärmeren zu vermischen. „Bei minus sieben Grad geht das aber nicht mehr“, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim nahe Mainz. Es sei außergewöhnlich, dass Reben in ganz Deutschland betroffen seien. „Von der Ahr bis nach Baden, von der Mosel bis nach Sachsen.“ Temperaturen mit mehreren Grad minus seien für einen April nichts Ungewöhnliches, aber durch die sehr warmen Wochen zuvor seien die Rebstöcke zwei Wochen früher dran als sonst und hätten schon ausgetrieben. „Das war das Fatale“, sagte Büscher. Der Präsident des Weinbauverbands Mosel, Rolf Haxel, berichtet von großen Schäden vor allem an den Burgundersorten. In manchen Lagen sei die Lage „katastrophal“.