Nachhilfe: Büffeln statt Freibad?

Jana Stammberger
Die Nachhilfeschulen haben Sommerpause. Gegen Ende der Ferien starten neue Kurse. Foto: Malte Christians / dpa Foto: red

Endlich Ferien! Die Schüler können aufatmen. Wer nutzt die freie Zeit nicht gerne, um in den Urlaub zu fahren oder sich Hobbys zu widmen, die während der Schulzeit zu kurz kommen? Doch sehen wir die Sache einmal andersrum. Ferien sind die perfekte Zeit des Jahres, in der man versäumten Unterrichtsstoff nachholen kann. Gegen Ende der Ferien geht es bei den Nachhilfeschulen in und um Pegnitz wieder los mit den Kursen.

 
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Büffeln statt Erholung am Strand? „Dieser Gedanke ist bei den meisten nicht so ganz angekommen“, sagt Margret Berries, Organisatorin der Schülerhilfe in Pegnitz. In den Ferien herrscht auch dort Flaute. Erst ab September fangen wieder Kurse an. Auch Wolfgang Nierhoff, der privat Nachhilfe gibt, hat gerade Sommerpause. „Erst in den letzten ein oder zwei Wochen der Ferien finden wieder Stunden statt. Wenn das Schuljahr anfängt, wollen die Schüler nicht ins kalte Wasser geworfen werden.“

Dass man auch Schülern ihren Urlaub gönnt, erscheint ihm nur sinnvoll. Egal wie viel man büffle, ohne die nötigen Erholungsphasen gehe schließlich nichts. Allgemein ist von einem Nachhilfe-Boom die Rede. „Tatsächlich ist die Nachfrage in den vergangenen Jahre gestiegen“, sagt Nierhoff.

Mathe ist das Nachhilfefach Nummer eins

Davon merkt Karl Schwemmer aus Auerbach aber nichts. Er war bis 2008 Leiter der Schulfreunde Pegnitz und ist nun als selbstständiger Nachhilfelehrer tätig. Früher war er der einzige Nachhilfelehrer in der Region, inzwischen hat er Konkurrenz bekommen. Von einem Aufschwung merkt er nichts. Es gibt ein paar Fächer, die immer gefragt sind.

Mathematik ist bei der Schülerhilfe stets das Fach Nummer eins“, sagt Berries. Doch auch für Deutsch und Fremdsprachen wie Englisch, Französisch und Latein bestehe immer eine Nachfrage.

Immer mehr Gymnasiasten kommen in die Nachhilfe

Einen Trend gebe es jedoch. Immer mehr Gymnasiasten nutzen das Angebot. „Früher hatten wir mehr Realschüler“, sagt Berries. Macht sich die Umstellung auf G8 bemerkbar? „Die Anforderungen und der Druck sind definitiv höher geworden“, sagt Nierhoff. „Das Schulsystem hat dazu beigetragen.“ Ein direkter Zusammenhang sei laut Berries allerdings schwer auszumachen. „Inzwischen bieten auch viele Gymnasien eigenen Ergänzungsunterricht an, von Hausaufgabenbetreuung bis Nachhilfe.“

Einmal hinterher, sind Lücken schwer aufzuholen, sagen die Nachhilfelehrer. Allgemein kommen laut Berries einige zu spät, auch während des Schuljahres. Dieses Problem sieht auch ein Karl Schwemmer.  Eine schlechte Note sei für viele noch ein Ausrutscher. Erst wenn die Notenskala durchgehend rotes Licht zeige, klingelten die Alarmglocken. Doch dann sei die Frustration meist schon größer als die Motivation.

Sogar Einserkandidaten kommen zur Schülerhilfe

An dieser Stelle müsse der Nachhilfelehrer zusätzlich psychologische Arbeit leisten. Darum empfiehlt er, möglichst frühzeitig zur Nachhilfe zu gehen, sobald sich Probleme abzeichnen. Auch wenn die Noten noch gut sind. Je höher die Motivation, desto größer der Erfolg. Sogar Einserkandidaten kommen zur Schülerhilfe. Damals hat sich Margret Berries selbst zuerst gewundert. „Da kam jemand mit super Noten und meinte, er wolle diese eben auch halten.“ Es muss also nicht immer die Notlösung sein.

„Zu uns kommen Schüler von der Grundschule bis zum Abitur. Das ist eine große Bandbreite“, sagt Berries. Je älter die Schüler, umso mehr sei eine Eigeninitiative zu erkennen. Das sei der Trend. Natürlich gebe es Ausnahmen, aber im Allgemeinen stünden bei Grundschülern und Fünftklässlern die Eltern dahinter. „Jüngere Schüler gehen zur Nachhilfe, weil Mama und Papa es sagen. Nicht weil sie sich Sorgen um ihre Noten machen.“ Für Nierhoff ist das ein ganz normales Phänomen. „Ein Grundschüler hat den Weitblick noch nicht. Man kann ihm nicht klar machen, dass sich dadurch langfristig seine Noten verbessern. Er sieht nur, dass er heute Nachmittag nicht ins Freibad gehen kann.“

Jeder Schüler bekommt seine individuellen Aufgaben

Für Nierhoff ist das eine zusätzliche Herausforderung, aber auch eine Bereicherung. Schließlich habe er Pädagogik studiert. Zwar findet der Unterricht bei der Schülerhilfe in Kleingruppen statt, doch der Lehrer muss auf jeden Schüler einzeln eingehen. Er wechselt von Teilnehmer zu Teilnehmer, gibt Hilfestellungen und Tipps, ist offen für Fragen. „Synchronschach“ nennt Berries das. Jeder Schüler kriegt dabei seine individuellen Aufgaben, die er selbstständig erledigt. „So haben die Schüler nicht das Gefühl, dass ihnen die ganze Zeit jemand kritisch über den Rücken schaut.“

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