Peter Spätling rekonstruiert im Fränkische-Schweiz-Museum ein Artefakt detaillgetreu Nachbau eines Ritterhandschuhs

Peter Spätling macht im Fränkische Schweiz Museum ein Praktikum und baut einen Harnischhandschuh nach. Foto: red

Peter Spätling steht fast täglich im Innenhof des Fränkische-Schweiz-Museums. Dort schwingt er den Hammer, weil er aus Spaß an der Freude einen Ritterhandschuh zu rekonstruieren. „Mich hat diese Zeit des Mittelalters schon immer interessiert“, sagt der 18-Jährige.

 
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„Peter kam zu mir und fragte, ob er hier ein Praktikum machen kann“, sagt der Museumsleiter Rainer Hofmann. Besonders interessiert ist der 18-Jährige an Rüstungen und Waffen des Mittelalters. Und genau da war er bei Hofmann an der richtigen Adresse. Denn im Museum ist ein Teil eines alten Harnischhandschuhs ausgestellt.

Seit gut zwei Wochen steht der Hobbyschmied im Innenhof des Fränkische-Schweiz-Museums. Denn dort wurde ihm eine kleine Schmiede eingerichtet. Ein Ofen steht dort, Meißel und Hämmer in verschiedenen Größen liegen am Boden. Er erhitzt Metall, biegt es, erhitzt es wieder, bearbeitet es mit Werkzeug, um es wieder zu erhitzen und wieder zu biegen. Nur um dann eines herauszufinden: nämlich, dass das Metallblech, aus dem er die Stücke herausschneidet, zu dick, oder dass mancher Meißel zu scharf ist. „Es ist passiert, dass ich ein Teil des Handschuhs durchgeschlagen habe. Und ich hatte auch gemerkt, dass es zu schwierig ist, zu dickes Metall richtig in die Form zu biegen. Aber was soll’s, dann fange ich eben wieder von neuem an“, sagt er – und arbeitet mit beinahe stoischer Ruhe weiter, während er ein Metallstück solange ins Feuer hält, bis es glüht, um es formbar zu machen. Der englische Ausdruck „learning by doing“ – etwas tun, um daraus zu lernen, scheitern und wieder von Neuem beginnen, um dann letztendlich irgendwann doch einmal ans Ziel zu kommen, trifft auf Spätling zu einhundert Prozent zu.

Hofmann nennt die Arbeit von Spätling eine „Win-Win“ Situation – jeder hat etwas davon. Zum einen das Museum: Wenn Spätling mit einem Eisenhandschuh fertig ist, dann wird der im Museum ausgestellt. Zum anderen hat der junge Mann die Möglichkeit, weitere Modelle anzufertigen. „Ich mache dann noch zwei weitere Paare. Eines verkaufe ich dann, eines behalte ich“, erklärt er seinen Plan. Aber bis er hier fertig ist, wird es noch dauern. Momentan sind gerade einmal die Grobformen zu erkennen. Die Besucher des Museums können Peter Spätling bei seiner Arbeit beobachten – beim Erfolg und eben auch beim Scheitern. Und Spätling steht jedem auch jederzeit Frage und Antwort. Denn er kennt sich mit der Geschichte des Mittelalters aus.

Das Buch „Mit eiserner Faust“ von Matthias Goll liegt neben ihm, während er das Metall bearbeitet. Dort ist eine Abbildung eines Ritterhandschuhs abgedruckt. Danach richtet sich Spätling, während er auf ein anderes Stahlblech deutet und sagt, dass daraus irgendwann einmal ein Ritterhelm werden soll. Wann genau kann er nicht sagen, erst einmal will er mit diesem Projekt fertig werden. „Wenn ich die groben Formen alle habe, dann muss ich noch die Flutungen machen“, erklärt er. Das sind die Verzierungen, die wie Wellpappe aussehen, und zur damaligen Zeit, als man tatsächlich noch mit der Lanze aufeinander einstach, dazu dienten, dass die Lanze eher abrutscht. Dann muss alles noch vernietet werden und ganz am Schluss wird poliert. Ganz fest, ganz oft, immer und immer wieder. Solange bis man sich darin spiegeln kann. Das passiert mit Stoff und einem sehr feinen Mineral, das sich Polierrot nennt. Wegen der Flutungen fährt Peter Spätling am kommenden Wochenende sogar nach Rust. Denn dort wohnt Peter Müller. Das ist ein Spezialist in Sachen Rüstungen. Und er ist genau jener, der dem Autor des Buches, welches neben Spätling liegt, alles Wissenswertes beigebracht hat. „Ich darf dort im Winter sogar einen Monat arbeiten“, ist Spätling begeistert.

Der junge Mann hat dabei auch schon einen Plan für die Zukunft:Rüstungsschmied will er werden. Seines Wissens gibt es davon weltweit einmal gerade fünf – ist ja auch kein Wunder. Zum einen ist in der heutigen Zeit eine Rüstung nicht alltagstauglich, zum anderen hält so etwas dann halt doch ein paar Jahre. „Ich will der Sechste sein“, sagt er, und hält das Metall weiter in das Feuer.

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