Nach 20 Jahren: Kulturverein hört auf

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Er war 2012 im Zentrum in Bayreuth. Aber noch viel früher trat Harry Rowohlt in Thurnau, auf Einladung des Kulturvereins. Fotograf: Archiv/Peter Kolb Foto: red

Seit dem 24.Oktober 2014 tut sich nichts mehr im Verein Kultur in Thurnau. Der weit über Thurnau hinaus bekannte Verein stellt seitdem kein kulturelles Jahresprogramm mehr zusammen. Jetzt beschlossen die Mitglieder des im Jahr 1997 gegründeten Kulturvereins seine Auflösung.

 
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Und zwar ohne eine Gegenstimme. Nach 20 Jahren verschiedenster Konzerte, Kabarettabende und Lesungen fällt also der Schlussvorhang.

Vor drei Jahren war die Hälfte der stimmberechtigten Mitglieder noch gegen eine Auflösung. Der Zweite Bürgermeister Veit Pöhlmann hatte damals noch heftig für den Erhalt des Kulturvereins plädiert. Er hatte vor dem großen Verlust für Thurnau und seine Kulturszene gewarnt. In der letzten Versammlung am Donnerstag klang selbst Pöhlmann ernüchtert: "Was nicht geht, geht halt nicht."

"Es hat uns zerbröselt"

Dieser Satz traf wohl die resignative Stimmung ganz gut, die sich angesichts des Dahinsiechens des Kulturvereins breit gemacht hat. Denn dem Vorsitzenden Eberhard Beier und langjährigen Mitstreitern war es nicht gelungen, Nachfolger für den Vorstand zu finden. "Wir haben die Problematik auf mehreren Vorstandssitzungen angesprochen", sagte der 78-Jährige Beier über das letztlich vergebliche Bemühen, den Kulturverein am Leben zu halten. Zuletzt habe es noch Differenzen mit dem Kassierer gegeben, der schließlich aus dem Verein austrat. "Es hat uns immer mehr zerbröselt", sagte Beier. Auch der Versuch, mit dem Verein "Pro Thurnau" zu verschmelzen, sei nicht geglückt.

Kutschenhaus nicht mehr, wie es war

Anders als zu Zeiten der Gründung des "Vereins zur Förderung kultureller Veranstaltungen in Thurnau" sei das kulturelle Angebot in der Gemeinde mittlerweile sehr groß. Das Forschungsinstitut für Musiktheater veranstalte selbst Konzerte im Ahnensaal. Für das Kutschenhaus im Schloss, einst der Hauptveranstaltungsort für den Kulturverein, sei mittlerweile Miete zu bezahlen. Früher standen darin Kutschen. Heute sei die ursprüngliche Atmosphäre verloren gegangen und einer "kommerziellen" gewichen. Das Schlosstheater, die Kulturscheune in Putzenstein, das Blaue Haus in Döllnitz: In vielen Räumen würden inzwischen Kulturangebote gemacht. "Man braucht uns nicht", sagte Beier in bitterem Tonfall. "Es ist Zeit, die Hängepartie zu beenden."

An den Finanzen lag's nicht

In den zwei Jahrzehnten seines Bestehens organisierte der Kulturverein jährlich sieben bis acht Veranstaltungen, die gut besucht waren. Es habe aber an Leuten gefehlt, die die Vereinsaufgaben verwirklichen wollten. Letztlich sei nicht die finanzielle Lage der Grund fürs Aufgeben gewesen, so Beier. Das bescheinigte dem Vorsitzenden auch Gerd Sell, der die Kassenbücher zuletzt führte. Der Verein besitzt noch ein Vermögen von rund 7000 Euro. Diese sollen nach Beiers Wunsch für ein Abschlusskonzert mit den Bamberger Symphonikern verwendet werden. An der technischen Ausstattung habe unter anderem die Schule Interesse.

Neues Konzept fehlte

Ein Abgang in Würde, der doch nicht ohne Moll-Töne auskommt. So sagte Vorstandsmitglied Ulrich Hüttemann: „Der Markt für Kultur ist eng geworden. Uns fehlte ein Konzept zur Neuorientierung.“ Und Gründungsmitglied Norbert Lawatsch merkte an: „Der Vereinszweck hatte sich überholt. Es hat alles seine Zeit.“

Info: 121 waren es laut Beier bis zum Schluss. 16 298 bezahlende Besucher wurden gezählt, im Durchschnitt waren es 115 pro Kulturabend.161.000 Euro Gesamtgage erhielten die in Thurnau auftretenden Künstler. Zuletzt hatte der Kulturverein 135 Mitglieder, einst waren es über 200.

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