Mutig: Hobbywinzer betreibt Weinbau

Von Dieter Hübner
Die Arbeit im Weingarten macht Alexander Fuchs und seiner Tochter Magdalena sowie den Freunden Manuel Ramming und Sebastian Schober (von rechts) sichtlich Spaß.Foto: Dieter Hübner Foto: red

Weinbau im kalten Oberfranken? Alexander und Jessica Fuchs wagen den Anfang. Nach dem Einbau einer Vinothek im ehemaligen Schweinestall ihres Bauernhauses gingen die beiden Weinliebhaber noch einen Schritt weiter und haben 80 Rebstöcke der kälteresistenten Sorte Muscat Bleu angepflanzt.

 
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Weinreben sind eine der ältesten, kultivierten Obstsorten. Auch rund um Kulmbach wurde früher Wein angebaut. Bereits 1398 verzeichnet das Landbuch der Herrschaft Plassenburg insgesamt 72 Weinlagen, darunter im Weißmaintal am Muschelkalkrücken zwischen Fölschnitz und Trebgast. Extrem kalte Winter, vor allem 1708 und 1816, brachten den Weinanbau im Kulmbacher Raum zum Erliegen. Um 1850 endete der Weinanbau auch an der Ködnitzer Weinleite. Heute ist die „Ködnitzer Weinleite“ mit ihren vielen senkrecht zum Hang verlaufenden Hecken ein wichtiges Landschaftselement für die Biodiversität und als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Begeistert vom südländischen Flair

Jetzt könnte die Weinbautradition einen neuen Anfang erleben. Alexander Fuchs, der mit seiner Frau Jessica 2007 den Sahrhof im Trebgaster Ortsteil Feuln übernommen und renoviert hat, hat vor einigen Jahren ein Faible für Wein entwickelt. Bei ihren Urlaubsreisen nach Italien, Kroatien und Slowenien war die Familie beim Besuch unzähliger Höfe immer wieder begeistert vom südländischen Flair der Agriturismo-Betriebe, und der Art, wie dort Gäste mit guten Weinen und kleinen Gerichten aus der kleinen Landküche verwöhnt werden. Diese Eindrücke führten 2013 dazu, in einem ehemaligen Schweinestall, der sich an das Bauernhaus anschließt, eine Vinothek einzurichten.

In diesem Ambiente, zwischen alten Sandsteinmauern und unter einem naturbelassenen Deckengewölbe, können die Gäste – immer freitags, sowie auf Bestellung – zu mediterranen Köstlichkeiten mittlerweile über 50 Weine aus Franken, Altbayern, Saale-Unstrut, Friaul-Julisch Venezien und Istrien genießen. Bei einer Weinprobe mit den Freunden Manuel Ramming und Sebastian Schober im Herbst 2014 kam am späten Abend die „Schnapsidee“ auf: Es wäre doch cool, selbst einen Weinberg zu besitzen. Alexander Fuchs erinnerte sich, dass hier früher schon einmal Wein angebaut wurde und schlug spontan vor: „Den können wir doch gleich hier bei uns anlegen.“

Wertvolle Tipps vom Winzer

Gemeint hat er damit ein knapp 100 Quadratmeter großes Stück Wildnis hinter seiner Scheune in Hangrichtung Süd-West, das er im Folgejahr erst einmal rekultivierte. Die Freunde machten Nagel mit Köpfen und beschäftigten sich intensiv mit dem Weinanbau. Wertvolle Tipps holt sich Fuchs regelmäßig im Frühjahr beim Rebschnitt im Weinberg eines befreundeten Winzers in Unterfranken und im Herbst bei der Ernte in einem Weingut in Kroatien.

Im Jahr 2016 war es soweit. Im Mai wurden 80 Rebstöcke der Sorte „Muscat Bleu“ gepflanzt. Diese fast kernlose Weintraube ist eine Neuzüchtung aus der Schweiz. Ihre großen, knackigen Trauben sind von dunkelblauer Farbe und zählen zu den beliebtesten Tafeltrauben. „Es ist zwar keine typische fränkische Traube. Aber diese Rotweinrebe wächst gut, zeichnet sich durch hohe Frostfestigkeit aus und ist resistent gegen Mehltau. Da muss ich keine Chemie einsetzen“, begründet Fuchs seine Wahl. Die anfangs nur 20 Zentimeter aus dem Boden ragenden Rebstöcke entwickelten bereits im ersten Jahr mehrere Triebe. Zwei davon lässt man stehen, die anderen werden abgebrochen. Deshalb wurde es jetzt Zeit, die Rebenanlage zu bauen. Dazu mussten 2,50 Meter hohe Weinbergpfähle aus verzinktem Stahl in den Boden geschlagen werden. Ein waagrechtes Drahtgeflecht hilft den Ranken, sich daran festzurren.

Jede Menge Arbeit

Arbeit gibt es im Weingarten genug. Die Bodenfläche muss gemäht, von Unkraut freigehalten und die Erde aufgelockert werden. Hauptrebschnitt ist im März/April. Die Triebe zieht Fuchs nach der Guyot-Methode, die in Europa am weitesten verbreitet ist. Das hat den Vorteil, dass man alle Arbeiten im Stehen erledigen kann. Gegossen werden müssen die Rebstöcke nach dem Pflanzen nicht mehr. Sie wurzeln bis zu 15 Meter tief im Boden.

Fränkischer Wein aus dem Kulmbacher Land – das wäre zweifelsohne ein Bereicherung des reichhaltigen kulinarischen Angebots der Region im Weißmaintal. Einheimische wie Gäste sind schon mal aufgefordert, über einen Namen für die Lage des künftigen neuen Wein nachzudenken. Wie wäre es beispielsweise mit „Feulner Sahrleite“?

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