MRI: Rechkemmer geht in Ruhestand

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Nach acht Jahren an der Spitze des neugegründeten Max Rubner-Instituts für Ernährung und Lebensmittel geht Prof. Gerhard Rechkemmer (65) in den Ruhestand. Foto: red Foto: red

Gerhard Rechkemmer hat ab 1. September mehr Zeit fürs Private: Der vielbeschäftigte Präsident des Max Rubner-Instituts (MRI) ist am Dienstag in den Ruhestand verabschiedet worden. Wer sein Nachfolger wird, ist noch unklar.

 
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Um Sicherheit und Qualität bei Fleisch dreht sich die Arbeit der Wissenschaftler in der MRI-Außenstelle Kulmbach. Hier war Rechkemmer regelmäßig zu Gast bei der Kulmbacher Woche. Den Hauptsitz hat das MRI in Karsruhe. Forschungsschwerpunkte sind Ernährung, Gesundheit und Verbraucherschutz. Vier Institute sind in Karlsruhe, zwei am Standort Kiel und je eines in Detmold und Kulmbach. Vorgängerin war die Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL).

Rechkemmer taufte das Institut auf seinen Namen

Als erster Präsident war Prof. Gerhard Rechkemmer auch für die Namensgebung der Forschungseinrichtung verantwortlich. Er entschied sich für Max Rubner, den Begründer der modernen Ernährungswissenschaft. Wie Sprecherin Iris Lehmann mitteilt, seien ihm zwei Ziele wichtig gewesen: Die wissenschaftliche Qualität des aus mehreren Bundesforschungsanstalten zusammengefassten Instituts weiter zu heben und es besser mit der Wissenschaftswelt im In- und Ausland vernetzen.

Im Auftrag des Ministeriums leitete Rechkemmer die Umstrukturierung der Forschungsanstalten. Was auch mit erheblichen personellen Veränderungen einherging. Darum sei die Aufgabe Rechkemmers am MRI keine einfache gewesen. Schon vor seiner Berufung zum Präsidenten war er von 1995 bis 2002 Leiter des Instituts für Ernährungsphysiologie an der ehemaligen Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel.

Unter Rechkemmers Führung entwickelten sich am MRI die neue Forschungsfelder wie Nanotechnologie und Antibiotikaresistenzen. Vergleichsweise neu auf der Agenda des MRI ist das Thema Kinderernährung, wofür es womöglich bald ein eigenes Institut geben wird. Eine Nationale Ernährungs- und Gesundheitsstudie wird am MRI mit dem Robert-Koch-Institut unternommen.

Berufungskommission hat getagt

Wer Rechkemmers Nachfolger wird, ist noch nicht bekannt. Sprecherin Lehmann zufolge hat die Berufungskommission bereits getagt. Die Vorschlagsliste gehe ans Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Die endgültige Entscheidung werde dort getroffen. Wann, sei derzeit noch offen.

Neben der Mitarbeit in wissenschaftlichen Fachgesellschaften war Rechkemmer vier Jahre Präsident des Senats der Bundesforschungsinstitute im BMEL. Zudem war er Mitbegründer der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA), in deren Vorstand er gewählt wurde. Auch wirkte er in zahlreichen Beiräten wissenschaftlicher Organisationen mit und  verlieh dem MRI in der Welt der Wissenschaft eine Stimme.

So sagte der Wissenschaftsrat, der das Max Rubner-Institut 2013 evaluierte: „Das 2008 gegründete Max Rubner-Institut hat sich zu einer wettbewerbsfähigen Beratungs-, Service- und Forschungseinrichtung entwickelt. Mit seinen Beratungsleistungen zur Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln sowie zur Ernährung trägt das MRI dazu bei, die Gesundheit und das Wohlbefinden der deutschen Bevölkerung zu erhalten.“

Zur Person

Prof. Gerhard Rechkemmer, geboren 1951 in Heilbronn, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler und hat am 2. April 2007 sein Amt als Präsident an der damaligen Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel, des jetzigen Max Rubner-Instituts (MRI) in Karlsruhe angetreten.

Rechkemmer war nach dem Studium und der Promotion an der Universität Hohenheim an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover tätig, wo er sich 1989 habilitierte und Lehrbefugnis für das Fachgebiet Physiologie erhielt. Nach zwei Jahren Forschungsaufenthalt in den USA arbeitete er von 1992 bis 1994 als Leiter der Abteilung Funktionsanalyse des Niedersächsischen Instituts für Peptidforschung GmbH (IPF). Von 1995 bis 2002 war er Direktor und Professor an der Bundesforschungsanstalt für Ernährung (BFE) in Karlsruhe und leitete dort das Institut für Ernährungsphysiologie. Zum 1. Januar 2003 wurde Gerhard Rechkemmer als Ordinarius auf die Stiftungsprofessur „Biofunktionalität der Lebensmittel“ an das Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München berufen. Dort war er bis zu seinem Wechsel an das MRI tätig war.

Der Ernährungswissenschaftler hat eine außerplanmäßige Professur für das Fach Physiologie an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und eine Honorarprofessur am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) inne. Auch ist Rechkemmer Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen Fachgesellschaften, zum Beispiel im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Er ist ferner Mitglied der Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln (SKLM) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Beim Rhein-Neckar-Forum Kulinaristik ist er Sprecher des erweiterten Vorstands. Von 2004 bis 2014 war er Herausgeber des European Journal of Nutrition, der europaweit führenden wissenschaftlichen Zeitschrift für Ernährungswissenschaft.

Als deutscher Delegierter war er beim Europarat in der Kommission für Ernährung, Lebensmittelsicherheit und Verbrauchergesundheit und in der AG Funktionelle Lebensmittel tätig. red

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