Mordprozess: Steckt die Mafia mit drin?

Von Manfred Scherer
Kurz nach der Tat ermittelte die Polizei intensiv am Tatort in der Innstraße. Archivfoto: Eric Waha Foto: red

Im Bayreuther Schwurgerichtssaal begann am Freitagmorgen der Prozess um den gewaltsamen Tod des Bayreuthers Friedrich Kuhn. Der 88-jährige alleinstehende Rentner war am 12. April 2017 schwer verletzt und nicht mehr ansprechbar in seinem Haus in der Innstraße am Roten Hügel aufgefunden worden. Am 14. April starb Kuhn im Krankenhaus. Seit heute, 9 Uhr, stehen für den mutmaßlichen Mord Anton S. und Firat T. vor Gericht. Anton S. belastet seinen Mitangeklagten schwer.

 
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Anton S. und Firat T., beide 36 Jahre alt, kommen aus dem Raum Augsburg. Die beiden waren Mitte Juni und Anfang August festgenommen und in Untersuchungshaft genommen worden.

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Fünf Verteidiger stehen den beiden Angeklagten zur Seite. Die Anklage wird von den Staatsanwälten Jochen Götz und Holger Gebhardt vertreten. Wie üblich wird nach der Feststellung der Personalien der Angeklagten der Inhalt der Anklage verlesen. Laut Anklage sollen die beiden Männer sich unter einem Vorwand bei Friedrich Kuhn eingeschlichen haben, um dort Wertgegenstände zu stehlen. Der Rentner sei laut Anklage getötet worden, um entweder einen Diebstahl zu ermöglichen oder zu verdecken.

Aussage: Betrugsmasche endet mit dem Tod des Rentners

Anton S. macht Angaben zur Anklage und gibt zu, dass er und sein gleichaltriger Mitangeklagter Firat T. am 12. April im Haus von Friedrich Kuhn gewesen seien. Sein Mitangeklagter habe sich mit Wein und Kuchen als neuer Nachbar vorgestellt, während Anton S. sich eingeschlichen habe, und im Wohnzimmer von Friedrich Kuhn Schmuckschatullen geleert und ein paar Goldkettchen habe mitgehen lassen. Er habe sich wieder aus dem Haus geschlichen.

Doch Firat T. sei ihm nicht gefolgt, weshalb er nach 40 bis 50 Minuten wieder ins Haus zurück sei. Dort habe ihn sein Mitangeklagter mit den Worten empfangen: "Verdammt, es ist ein Unfall passiert". Friedrich Kuhn sei bewusstlos gewesen, er habe geglaubt, der Rentner sei "nur K.o." und nicht in Lebensgefahr. In Crailsheim habe er von einem Münztelefon aus die Polizei angerufen: "Mir war wichtig, dass ein Krankenwagen kommt."

Bekannte aus dem Knast

Anton S. und Firat T. lernten sich im Jahr 2009 im Knast in Aichach kennen. Anton S. sagt, er sei ein Trickdieb, der sich bei Leuten einschleicht, oft unter dem Vorwand ein Wasserwerker zu sein, der wegen eines Rohrbuchs in der Nähe in den Keller müsse, um Wasser abzusperren. Firat T. habe das gewusst und ihn gefragt, ob er ihn auf solche Straftaten mitnehme, laut Anton S. soll Firat T. "finanziell Klamm" gewesen sein.

Nach dem Notruf in Crailsheim, bei dem Anton S. seine Stimme mit einem ausländischen Akzent verstellt habe, sei man nach Mannheim gefahren, habe in ein Hotel eingecheckt. Anton S. will Firat T. den gestohlenen Schmuck gegeben haben und nichts mehr mit der Sache zu tun haben: "Ich sagte zu ihm, das ist kein Diebstahl mehr, es ist was schlimmes passiert"

Steckt am Ende die Mafia mit drin?

Laut Anton S. soll Firat T. in Mannheim den gestohlenen Schmuck verkauft haben und dann angeblich 2400 Euro per Western Union nach Südamerika überwiesen haben. S. behauptet, Firat T. habe Probleme mit der "Kolumbianischen Mafia" gehabt und sei deshalb unter finanziellem Druck gestanden.

Der erste Verhandlungstag wurde am frühen Nachmittag beendet, auch deshalb, weil Anton S.' Verteidiger Uwe Krechel zurzeit keine Fragen der Verteidiger von Firat T. zulässt. Aus den Fragen der Staatsanwälte Jochen Götz und Holger Gebhard, und auch aus Fragen des Gerichts, geht hervor, dass Firat T. sich wohl während des Erittlungsverfahrens zu den Vorwürfen eingelassen hatte. Demnach hat Firat T. bislang bestritten, je am Tatort gewesen zu sein. Ob Firat T. beim nächsten Prozesstag am kommenden Freitag, 11. Mai, eine Prozesseinlassung abgeben wird, ist offen. Am Tatort wurde eine DNA-Spur gefunden, die von Firat T. stammen könnte - diese Information ist allerdings noch nicht offiziell in das Strafverfahren eingeführt. Und somit auch nicht die Diskussion darüber, ob die DNA-Spur tatsächlich von T. stammt und ob sie womöglich auf anderem Weg an den Tatort gelangt ist.

Für den nächsten Verhandlungstag plant das Schwurgericht die Vernehmung von gerichtsmedizinischen Gutachtern.

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