Moll Batterien global aufgestellt

Von Roland Töpfer
 Foto: red

Das Elektroauto steht vor der Tür. Moll in Bad Staffelstein produziert Starterbatterien für Benziner und Diesel. Wie sieht die Firma mit gut 300 Beschäftigten der Zukunft entgegen? „Gelassen“, sagt Geschäftsführende Gesellschafterin Gertrud Moll-Möhrstedt. Es werde noch lange einen großen Bedarf an Blei-Batterien für Verbrenner geben.

 
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Die gute alte Blei-Batterie, sie ist technisch immer aufwendiger geworden. Moll nimmt für sich in Anspruch, Pionier der modernen Start-Stopp-Aggregate zu sein, die viel mehr können müssen als ein Auto nur zu starten. Die vielen Stromverbraucher machen die Bordversorgung immer aufwendiger, Zyklenfestigkeit (Aufladen/Entladen) oder Rekuperation (Rückgewinnung von Bremsenergie) sind ein Muss. EFB-Technologie soll ein widerstandsarmes Auf- und Entladen und eine lange Lebenszeit der Batterie gewährleisten. Trotz vieler neuer Aufgaben müssen die Batterien vier, fünf Jahre halten, sagt Rainer Wagner, der Verantwortliche für den Bereich International.

Viel Geld für Forschung und Entwicklung

Moll hat in den letzten Jahren viel Geld in Forschung/Entwicklung und die Erweiterung der Produktion gesteckt. Parallel dazu hat sich der Mittelständler global aufgestellt und zwei neue Gesellschafter ins Boot geholt: die chinesische Chaowei-Gruppe und die südafrikanische Metair Group. Beide Konzerne sind zu jeweils deutlich über 20 Prozent bei Moll eingestiegen, die Familie hat die Mehrheit eingebüßt. Knapp, sagt Moll-Möhrstedt. Zu einem dritten möglichen Mit-Gesellschafter in Lateinamerika gibt es gute Kontakte. Ob es tatsächlich zu einer Beteiligung kommt, wird später entschieden.  

Autohersteller verlangen die globale Präsenz ihrer Zulieferer. Allein nach China zu gehen, das war Moll eine Nummer zu groß. Mit Chaowei, einem führenden chinesischen Batteriehersteller mit rund 20.000 Beschäftigten und 2,5 Milliarden Dollar Umsatz, hat man den Fuß in Asien. Die Partnerschaft mit dem Autozulieferer Metair soll Fertigungskapazitäten in Rumänien und der Türkei sichern, wo die Südafrikaner Werke haben.

Spuren in der Bilanz

In Bad Staffelstein hat Moll die Produktion in wenigen Jahren auf für dieses Jahr geplante 1,5 Millionen Batterien fast verdoppelt. Die nächsten Jahre sollen es bis zu 1,8 Millionen werden. Der Expansionskurs hat viel Geld (rund 15 Millionen in den letzten fünf Jahren) gekostet, die Beschäftigtenzahl auf über 300 erhöht und Spuren in der Bilanz hinterlassen. Nach mehreren Verlustjahren hat Moll 2017 wieder eine schwarze Null geschafft. Die will man auch im laufenden Jahr mindestens halten. Beim Umsatz ging es zügig voran: Von 46 Millionen 2014 auf 77 Millionen Euro 2017. Rund 80 Millionen werden dieses Jahr angepeilt.

Wurde zu viel Geld für die neuen Start-Stopp-Batterien ausgegeben? Nein, sagt Moll-Möhrstedt. „Wir haben bewusst in neue Technologie investiert.“ Die Kosten müssten nun aber auf höhere Stückzahlen verteilt werden.

Beliefert wird vor allem der VW-Konzern mit allen Marken und Daimler. Zwei von vielen Autobauern, die strategisch auf das E-Auto setzen. Und dann? Auch E-Autos brauchen Blei-Batterien für die Bordnetze, sagt Wagner, der aber nicht an eine schnelle Dominanz der Stromer glaubt. Der Verbrenner werde immer weiter optimiert und nicht so schnell verschwinden, wie viele glauben. Wagner kann sich vorstellen, dass 2030 erst 20 Prozent der Neuzulassungen reine Elektroautos sind. Die Konzerne könnten ihre Produktion ja auch gar nicht so schnell umstellen.

Robuste Blei-Batterie

Die Blei-Batterie hat Zukunft, sagt auch Moll-Möhrstedt. Auch, weil sie wesentlich robuster sei als ein Lithium-Ionen-Akku, der zum Beispiel sehr hohe oder sehr niedrige Temperaturen schlecht verkrafte. Eine Blei-Batterie sei von minus 30 bis plus 70 Grad gut einsetzbar.

Lithium-Ionen-Batterien, die den Antrieb im E-Auto übernehmen, werden nie aus Bad Staffelstein kommen. „Das ist nicht zu stemmen“, sagt Moll-Möhrstedt. Bis zur Produktionsreife müsse mit drei bis vier Milliarden Euro an Kosten gerechnet werden – für einen Mittelständler unbezahlbar.

Im Tagesgeschäft hat sich bei Moll auch mit den neuen Gesellschaftern nichts geändert, sagt Moll-Möhrstedt. Aber die Gesellschafterin hat nun keine Mehrheit mehr in ihrem Betrieb. Bedauern, Trauer, Herzschmerz? „Null“, sagt sie. „Das ist noch nicht einmal eine Sekunde lang durch meinen Körper gezuckt.“