Eisenbahnfreunde Pegnitz sind schon fünfmal umgezogen und tüfteln jetzt in einem abbruchreifen Gebäude Modellbauer auf Herbergssuche

Von Luisa Degenhardt
Der zweite Vorsitzende der Pegnitzer Eisenbahnfreunde, Thorsten Fuchs, bei seiem liebsten Hobby. Foto: Ralf Münch Foto: red

Zum heutigen Tag der Modelleisenbahn hat der Nordbayerische Kurier mit den Pegnitzer Eisenbahnfreunden gesprochen. Anders als bei vielen anderen Vereinen ist es nicht der fehlende Nachwuchs, der den Zugfans zu schaffen macht. Es ist das Vereinsheim, das ihnen Sorgen bereitet. Momentan haben sie ihre Bleibe im Neuhofer Weg, doch das ist keine Lösung auf Dauer. Findet sich nicht bald eine neue Bleibe, scheint der Zug für die Eisenbahnfreunde abgefahren.

 
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Die ganz kleine Welt, die ist hier oben noch in Ordnung. Im ersten Stock im Neuhofer Weg 6 steht eine Frau mit ihren beiden Kindern am Bahnsteig von Fischbrunn und wartet auf den Zug. Alle drei haben rote Haare, alle drei tragen Gelb. Ein silberner Roller wartet im Grünen auf jemanden, der nie wieder kommen wird, um ihn abzuholen. Es ist fünf vor fünf, langsam wird es dunkel, die Laternen sind angeknipst.

Gleich hinter dem Grün beginnt die große Welt. Die Welt von Thomas Siegel, Thorsten Fuchs und ihrem Eisenbahnverein. Die ist allerdings gar nicht so idyllisch wie die in Fischbrunn. Thomas Siegel ist der Vorsitzende der Pegnitzer Eisenbahnfreunde, Thorsten Fuchs sein Stellvertreter. Beide treibt die Sorge um, ob es ihren Verein in ein paar Jahren noch geben wird.

1999 gründeten sich die Eisenbahnfreunde, seitdem sind sie fünfmal umgezogen. Nun ist das Vereinsheim im Neuhofer Weg. Der Besitzer des Gebäudes kommt den Zugfans entgegen, er lässt sie bleiben, obwohl er das Haus abreißen lassen will. Die Klingel funktioniert nicht mehr, es gibt kein fließendes Wasser, keine Toiletten, keine Heizung. Es ist ein „Notquartier“, seit vier Jahren. Ein Ofen sorgt für ein wenig Wärme. Die Eisenbahnfreunde sind froh, dass sie überhaupt eine Bleibe haben, die sie sich leisten können. „Wir müssen froh sein, wenn der Vermieter noch so geduldig mit uns ist. Aber man weiß ja, er will das Haus weg haben“, sagt der 49-jährige Thomas Siegel.

Seit der Gründung 1999 ist Siegel Mitglied im Verein, seit 2001 dessen Vorsitzender. „Es findet sich kein anderer“, sagt er, lächelt ein bisschen schüchtern und zuckt mit den Schultern. Siegel hat die Leidenschaft für Züge von seinem Vater, genauso wie sein Vize Thorsten Fuchs. Der 28-Jährige ist seit 2003 bei den Eisenbahnfreunden. Gefunkt hat es bei einer Ausstellung. „Ich war zehn Minuten drin und habe mich gleich für den Mitgliedsantrag entschieden“, so Fuchs.

Seine Passion für Züge ist nicht zu überhören. Während des Gesprächs klingelt sein Handy, ein Dampflokpfeifen ertönt. Wenige Minuten später will jemand Thomas Siegel erreichen. Wieder schrillt eine Dampflok. Die Klingeltöne hören sich für den Laien identisch an, für die Experten ist da aber ein gehöriger Unterschied. „Das ist ein anderer Pfiff“, klärt Siegel auf und lacht.

Einmal die Woche treffen sich die Zugfans zum Basteln im Vereinsheim. Sie bauen Module, die man fix wieder abbauen und beliebig aneinander reihen kann. Jeder hat seine Aufgabe, hier ist das Basteln Teamwork. Ein Mitglied ist Zahntechniker, hat aus Gips die Felsen gestaltet. Es gab auch jemand, der die Miniaturfiguren bemalt hat. Leider sei er vergangenes Jahr verstorben. Siegel und Fuchs sind eher die Männer fürs Grobe. Sie sägen Module, kümmern sich um die Elektrik und überlegen, wie die Landschaft realistisch wird. „Es ist das Umsetzen von der Idee in das reale Modul“, erklärt Thomas Siegel seine Leidenschaft für den Modellbau.

Die Eisenbahnfreunde haben ein teures Hobby. Auch wenn der Verein das meiste zur Verfügung stellt. Das fahrbare Material wie Loks und Waggons müssen die Mitglieder selbst mitbringen. „Das könnte sich der Verein nicht leisten“, erklärt Siegel. Eine Dampflok kann schon 140 Euro kosten. Trotzdem hat der Verein keine großen Nachwuchssorgen. Man zählt 29 Mitglieder, das jüngste ist 15, das älteste 77 Jahre. „Wenn man nicht schon als Kind anfängt, ist es später schwierig, das Hobby für sich zu entdecken“, sagt Siegel. Im Schnitt liegt das Alter der Mitglieder bei 50 Jahren. Aber das ist verglichen mit den Sorgen um ein Vereinsheim vernachlässigbar. Es sei schwierig, in Pegnitz Räume zu finden, die groß genug und bezahlbar sind.

Irgendwann wollen die Eisenbahnfreunde den Pegnitzer Bahnhof nachbauen. Wenn es vorher nicht heißt: „Endstation. Bitte alle aussteigen.“

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