Mobbing: Thema in der Grundschule

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Die Mädchen und Jungen der Oberen Schule in Kulmbach lernen in einem "Mitmachmärchen" etwas über Mobbing. Der Liedermacher Toni Tanner (rechts) erzählt die Geschichte von dem Außenseiter Uwe Weberknecht und seiner einzigen Freundin Rita Raupe. Foto: Ute Eschenbacher Foto: red

Was Mobbing bedeutet und was es anrichten kann, erfahren nicht erst Erwachsene. Auch in der Grundschule ist das Fertigmachen von vermeintlich Schwächeren ein Thema. Die Obere Schule in Kulmbach versucht, soziales Verhalten im Rollenspiel zu üben.

 
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Mobbing hat viele Gesichter: Ein dünner Junge wird auf dem Schulweg von älteren Schülern bedroht. Erst wenn er "Wegezoll" zahlt, also Geld herausrückt, darf er weitergehen. Ein Mädchen wird ausgelacht, weil es schlecht Deutsch spricht und einen ausländischen Namen trägt. Eine Gruppe von Schülern dreht sich weg, wenn ein bestimmter Mitschüler den Raum betritt und lästert lautstark über ihn.

Wenn Mobbing schon früh beginnt

Weil Mobbing schon in der Schule beginnt, kennt man das Phänomen auch an der Oberen Schule in Kulmbach. Aufgrund des Schulsprengels besuchen die Schule viele Kinder aus sozial benachteiligten Familien und Migrationshintergrund. Jede der vier Klassen mit rund 90 Jungen und Mädchen an der Ganztagesschule wird von einem Erzieher begleitet. "Wir haben viele Reibungspunkte, aber wir müssen lernen, miteinander auszukommen", sagt Lehrerin Brit Kopp. Deshalb lud sie den Liedermacher Toni Tanner ein, der in einem pädagogischen Mitmachstück erzählte, was Mobbing anrichten kann. "Ich empfinde das als ein gutes soziales Training für später", erklärt Kopp. Über konkrete Mobbingfälle weiß sie nichts zu sagen. Das Theaterspiel diene vor allem der Prävention. Sie bekomme aber nicht alles mit, was sich zwischen ihren Viertklässlern abspiele. Das Mobbing passiert, nimmt sie dennoch an, zum Beispiel über soziale Medien oder Whatsapp.

Ausgrenzen und Herabsetzen

Die Situationen sind unterschiedlich, aber das Ziel von Mobbing ist immer dasselbe: Eine andere Person sozial auszugrenzen und herabzusetzen. Das geschieht durch Hänseln, Drohen, Schimpfen, Abwerten, Bloßstellen und Schikanieren und Angriffe auf das Eigentum des anderen, so die Internetseite "Schüler gegen Mobbing". Diese will Eltern, Lehrer und Schüler aufklären. Die "Opfer" haben oft ein geringes Selbstwertgefühl, sehen anders aus, sind zu vertrauensvoll und verhalten sich sozial ungeschickt. Die "Täter" wollen Macht, Stärke und Überlegenheit demonstrieren und damit ihre eigenen Schwächen verdecken.

Schulleiter Karl Schmidt sagt, nicht alles sei gleich Mobbing. "Früher sagten man, einer wird geärgert, mittlerweile heißt das Mobbing." Dennoch kennt er das unfaire Verhalten auch von seinen Schülern: "Im Internet werden Mails verschickt, die sich gegen andere richten und sie schlecht machen. Das habe ich schon erlebt." Urheber war ein Mädchen, das gegen andere "hetzte". Er machte die Erfahrung, dass häufig die Leistungsstarken aus Konkurrenzgründen andere schlecht machten. Manchmal seien auch Eltern und Fernsehserien "schlechte Vorbilder". Die digitalen Möglichkeiten ließen Mobbing heutzutage leichter den je zu, ist der Pädagoge überzeugt.

Einmal ein Held sein

Das Stück "Käfer und Co." veranschaulicht den Schülern, was Mobbing bedeutet. Dabei schlüpfen einige Kinder in die Rollen, die Toni Tanner sich für sie ausgedacht hat. Andere begleiten das Geschehen musikalisch. Uwe Weberknecht, lange dünne Spinnenbeinchen auf dem Kopf, träumt davon, einmal ein Held zu sein. Aber die Babsi-Bande schreit: "Wir sind wir" und nimmt ihm seinen Schulrucksack mit. Uwe bekommt immer mehr rote Ärgerpunkte auf seinem Bauch. "Mein Herz ist schwer, ich mag nicht mehr, für sie bin ich nur eine Witzfigur", ist das Lied für ihn, das die Schüler für ihn singen.

"Weberknecht, toller Hecht"

Bis ein anderes Mädchen, Rita Raupe, ihn verteidigt. "Hey Mann, an dir ist was dran", ermutigt sie ihn. Und tatsächlich: Uwe rettet die Klasse bei einer Wanderung vor einem Gewitter und führt sie dank Karte und Kompass zurück. Die roten Pünktchen verschwinden von seinem Kostüm und die Babsi-Bande entschuldigt sich. Dafür machen die Kinder Vorschläge: Nett sein, ein Geschenk machen, um Verzeihung bitten, Hilfe anbieten, die entwendeten Sachen zurückgeben. Und am Ende rufen alle: "Weberknecht, toller Hecht".

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