Mittler zwischen Biber und Mensch

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Mein Freund, der Biber: Karl-Heinz Amberg wird sich ab Mittwoch ehrenamtlich als Biberberater der Stadt Bayreuth um kleine und große Probleme kümmern, die das Verhältnis von Mensch und Tier belasten. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Er ist ein reiner Pflanzenfresser, aber kein Kostverächter: Um seinen Appetit zu stillen, bricht er gerne in Maisfelder ein, gräbt sich durch Rübenäcker und fällt Obstbäume der leckeren Rinde wegen. Der Biber ist in der Stadt Bayreuth seit Jahren schon heimisch, seine Spuren sind an nahezu allen Gewässern zu sehen. Natürlich sind nicht alle Besitzer von gewässernahen Gärten und Landwirte begeistert vom Treiben des Wasserbewohners. Deshalb hat die Stadt Bayreuth einen Biberberater engagiert, der sich um die Belange der Geschädigten, aber auch um die des Bibers kümmern soll. Am morgigen Mittwoch wird Karl-Heinz Amberg mit der Unterzeichnung des Vertrages offiziell in sein Amt als Biberberater eingeführt.

 
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Die Bezeichnung seines Aufgabengebietes sei natürlich irreführend, sagt der ehemalige Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes. Er berate schließlich nicht den Biber, sondern Menschen, die in positiver oder negativer Hinsicht Erfahrungen mit dem Tier gemacht hätten. In erster Linie trete er in Aktion, wenn die Untere Naturschutzbehörde darüber informiert werde, dass es Probleme gebe. Dann sei es seine Aufgabe, zusammen mit den Mitarbeitern im Rathaus und dem oder den Betroffenen eine Lösung zu finden, die dem Interesse beider Seiten gerecht wird: also Gartenbesitzer oder Landwirt ebenso wie dem Biber. Kein leichtes Unterfangen, schließlich sei der Biber geschützt.

Maschendraht um den Obstbaum

Auf seine zukünftige Aufgabe hat sich der 65-jährige Amberg bestens vorbereitet. Die theoretischen Grundlagen für das Ehrenamt des Biberberaters hat er sich in einem einwöchigen Kurs an der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege angeeignet. Dort hat er erfahren, in welchen Bereichen es zu den häufigsten Stresssituationen zwischen Mensch und Biber kommt. Angenagte oder gar gefällte Obstbäume sind noch das kleinste Übel. Mit einfachen Hilfsmitteln, Maschendraht zum Beispiel, lasse sich vermeiden, dass noch weitere Bäume dem Appetit des Hamsters zum Opfer fallen. Schwieriger wird es, wenn der Biber die Dämme von Fischteichen unterhöhlt und es zu Schäden am Gewässer oder Maschinen, die einbrechen, kommt. Dann stelle sich die Frage, ob Geschädigte Anspruch auf die Zahlung von Schadensersatz haben und wer diesen letztendlich zahlt. Besonders interessant wird es aber, wenn der Biber Gewässer anstaut, so dass ufernahes Gelände überschwemmt wird. Darf oder muss in diesem Fall der Biberdamm entfernt werden, um Wiederholungen zu vermeiden oder muss der Biber selbst umgesiedelt werden. Solche Fragen müssen im Einzelfall entschieden werden, sagt Amberg. Die eine alles entscheidende Lösung gebe es nicht.

In vielen Gewässern angesiedelt

Das Betreuungsgebiet des städtischen Biberberaters ist groß. Schließlich hat sich die Population in den vergangenen Jahren über viele Gewässer in der Stadt verteilt. Biber gibt es im Roten Main oberhalb und unterhalb der Stadt, im Mistelbach, in der Warmen Steinach, im Mühl- und im Aubach sowie im Tappert und nun auch im Glasenweiher, wo Amberg bereits den ersten gefällten Baum entdeckt hat.

Dass der Biber und der Biberberater etwas gemeinsam haben, will Amberg nicht verschweigen. Als ehemaliger Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes hätte er in vier oberfränkischen Landkreisen Gewässer renaturiert. Amberg: „Wir sind beide Wasserbauer, ich ein großer, der Biber ein kleiner.“

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