Mitten in eine wunde Welt

Regionalbischöfin Dorothea Greiner in der Erlöserkirche in Bayreuth. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Das Gebet als Trost, der Glaube an Gott als Basis von Hoffnung und Vertrauen. Oberfrankens Regionalbischöfin Dorothea Greiner ist überzeugt, dass unsere christlich geprägte Kultur duch islamistischen Terror nicht in Gefahr ist. Ihre Gedanken zu Weihnachten:

 
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"Ein Kind ist uns geboren!“ Wenn ein Kind geboren wird, dann ist das in den meisten Familien eine große Freude und ein Hoffnungszeichen. Manchmal habe ich erlebt, dass im selben Zeitraum in einer Familie ein Mitglied sterbenskrank war oder starb – und ein Kind zur Welt kam. Alle empfanden dies als großen Trost. Inmitten von erfahrener Vergänglichkeit blüht neues Leben auf.

Unsere Vergänglichkeit wurde uns in den letzten Tagen überdeutlich. Du trinkst ein Glas Glühwein, denkst an nichts Böses und bist im nächsten Augenblick tot. Dass wir verwundbar sind und gefährdet, wissen wir, doch dies so brutal vor Augen geführt zu bekommen, verunsichert viele. Wir fragen uns, was im Jahr 2017 noch kommen wird. Denn vermutlich wird der islamistische Terror noch lange wüten.

Ort und Zeit des Terroranschlags waren wohl bewusst gewählt: Der Weihnachtsmarkt neben der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und kurz vor dem Christfest. Es scheint, als ob auch unsere christlich geprägte Kultur Zielscheibe des Anschlags war.

Unsere christlich geprägte Kultur ist aber durch solche Anschläge nicht in Gefahr. Viele sagen „jetzt erst recht“ und gehen auf den Weihnachtsmarkt. Gefährdet wäre unsere Kultur, wenn wir nicht mehr den inneren Sinn wüssten, warum wir auf Weihnachtsmärkten Geschenke kaufen: Es ist das Geschenk der Geburt Jesu mitten in unsere wunde Welt hinein.

Jesus kam so verwundbar wie jedes Neugeborene. Er teilte unser Leben, doch blieb in ungebrochenem Vertrauen zum Vater im Himmel. Er ging den Weg völliger Liebe zu allen Menschen. Er wurde selbst Opfer von Gewalt und starb. Aber Gott hat ihn auferweckt. Er lebt und ist wirksam unter uns. Denen, die zu ihm beten, schenkt er dieses Gottvertrauen, das er selbst hatte, diese Liebe und den Frieden, den die Welt nicht kennt und gerade in diesen Tagen ersehnt.

Pray for Berlin, pray for Germany, diesen Aufruf sah ich im Fernsehen und in den sozialen Medien. Eine bessere Reaktion auf Terror als diesen Aufruf gibt es nicht. Denn das Gebet tröstet und stärkt, schenkt neue Hoffnung und Vertrauen. Gerade dieser Aufruf zeigt, dass die christliche Prägung unseres Landes – so tot gesagt sie oft ist – doch trägt; in solchen Momenten wohl mehr denn je. Den Weg zu beten in jeder Lebenslage, hat Jesus uns gewiesen.

„Uns ist ein Kind geboren!“ Am ersten Weihnachtsfeiertag werde ich in der Bayreuther Stadtkirche Gottesdienst feiern. Dort und in vielen weiteren Gottesdiensten werden die Hoffnung stiftenden Worte Jesajas erklingen: „Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.“

Jesus, unser Friede, erfülle Sie. Er segne und behüte Sie und Ihre Lieben im ganzen Jahr 2017.

Info: Dorothea Greiner, Oberkirchenrätin im Kirchenkreis Bayreuth, ist seit April 2009 Regionalbischöfin.

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