Mittelstufe plus: Und jetzt eine Reform

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Kurier-Reporter Eric Waha. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Das Ding dreht keiner mehr um. Die Mittelstufe plus wird nach dem Modellversuch in zwei Jahren sicher an allen bayerischen Gymnasien zum Regelangebot.

 
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Es hatten sich schon mehr Schulen beworben als gedacht. Und jetzt wollen deutlich mehr Kinder in den Pilotschulen die Mittelstufe in vier statt in drei Jahren durchlaufen. Nach dem Flexi-Jahr, das keiner wollte, die nächste unliebsame Überraschung für Kultusminister Ludwig Spaenle. Denn mit dieser Resonanz hatte Spaenle nicht gerechnet. 20 Prozent der Schüler hatte er erwartet. Bis zu 80 Prozent werden es.

Vielleicht hatte Spaenle die Resonanz des gescheiterten G 9-Volksbegehrens der Freien Wähler als Messlatte angelegt. Das jedoch ist zu kurz gesprungen: Die Frage, ob ein Kind acht oder neun Jahre ins Gymnasium geht, betrifft eine eng begrenzte Zielgruppe. Und die bringt keine Mehrheit bei einem Volksbegehren. Was die Menschen vom G 8 – immer noch – halten, kann der Kultusminister genau jetzt an der Resonanz in den 47 Pilotschulen ablesen. Belastbare Zahlen gibt es am 4. Mai, aber die Tendenz ist klar. Die Mehrheit will vor allem eins: mehr Zeit. Mehr Zeit zum Leben, mehr Zeit zum Lernen, für Sport, Musik. Zum erwachsen werden und Ausleben der schwierigsten Jugendphase, der Pubertät. Die Zeit haben die Schüler normalerweise im achtjährigen Gymnasium nicht.

Die Mittelstufe plus wird flächendeckend kommen. Aber sie darf nicht die Endstation für das Gymnasium bleiben. Das Gymnasium braucht dringend eine Reform, die den Namen verdient. Weg vom Frontalunterricht. Raus mit Stoff, der einmal im Leben – zur Abfrage – gebraucht wird und sonst nur das Hirn verstopft.

So spannend es ist, dass die Schulen vor Ort bei der Mittelstufe plus Konzepte basteln müssen, um die vier Jahre Mittelstufe auszugestalten: Der Pilotversuch Mittelstufe plus kann der Grundstein sein für eine Reform. Weil die Praktiker vor Ort kreativ sein können. Weil sie wissen, was gut ist für die Schüler. Kreativität statt Basta-Politik. Was Neues fürs bayerische Gymnasium.

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