Mitmachen: Barockfest bei Residenztagen

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Schlüpfen bei den Residentagen in die Kostüme und tauschen den Alltag gegen die Welt des Barock und Rokoko: Michaela Hoppe (links) vom Verein Barock Oberfranken, und Cornelia Weiß, die Museumspädagogin der Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth und Eremitage. Laut Michaela Hoppe kommen am 16. September zum Barockfest während der Residenztage rund 60 GHäste aus der Barock-Szene nach Bayreuth. Foto: Eric Waha Foto: red

Sie halten die Zeit an. Und sie drehen die Zeit zurück. Ins 18. Jahrhundert, als die Markgrafen in Bayreuth Hof hielten. Eindringen in den Zirkel der Macht ist ausdrücklich erwünscht. Denn das Barockfest bei den Residenztagen im Neuen Schloss soll ein Fest für die ganze Familie werden. Mit Robenträgern, mit denen man feiern, spielen, schlemmen - und tanzen kann.

 
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Die Hand von Cornelia Weiß ist ziemlich heiß. Die Museumspädagogin der Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth und Eremitage hat einige Zeit gebraucht, bis sie in der Robe steckte, bis die Haare zu den typischen Locken gedreht waren. "Vor zwei Tagen habe ich es zum ersten Mal anprobiert", sagt sie. Jetzt steckt sie drin im Kleid, das Michaela Hoppe, eines der Bayreuther Mitglieder des Vereins Barock Oberfranken, selbst geschneidert und Cornelia Weiß ausgeliehen hat. Eng geschnürt, mit einem ausladenden Reifrock. "Warm hier drin", sagt sie und zückt den Fächer. Das Wedeln damit hat sie schnell sehr fürstlich drauf, um kühlende Luft zu produzieren, denn: "Der Rock ist so dick geschichtet." Aber: Cornelia Weiß fühlt sich gut. "Einmal Prinzessin. Schon schön. Ein Traum geht in Erfüllung."

Neues wagen mit dem Barockfest

Nicht nur für Cornelia Weiß. Auch für diejenigen, die in ihrer Freizeit in Roben schlüpfen. "Es ist schon mutig von der Schlösserverwaltung, dass sie mit dem Barockfest etwas Neues gewagt hat. Dass man am authentischen Ort im Neuen Schloss das Picknick veranstalten und die Räume nutzen darf", sagt Michaela Hoppe. Der erste Versuchsballon im vergangenen Jahr, als die Residenztage von vier auf zwei Tage reduziert worden waren und zum ersten Mal das Barockfest stattfand, ist hoch gestiegen: "Bayreuth hat sich einen guten Namen gemacht." Etwa 60 Gäste in Robe, vielleicht werden es auch mehr, erwarte man zum Barockfest am 16. September am Neuen Schloss. Einige werden wieder aus Ansbach kommen, zudem erwarte man Besucher aus der Barock-Rokoko-Szene aus Chemnitz und Dresden. "Die weiteste Anreise haben Gäste aus Hamburg, die extra wegen des Barockfestes kommen und vier Tage hier in Bayreuth bleiben werden", sagt Hoppe.

Hoheitengärtchen wird zur Spielwiese des Barock

Ab 12 Uhr wird das Hoheitengärtchen des Neuen Schlosses zur Spielwiese des Barock. Mitmachen beim Picknick, beim Spielen und Tanzen ist ausdrücklich erwünscht. Die Mitarbeiter der Werkstätten der Schlösserverwaltung haben Spiele von einst nachgebaut, außerdem wird es am Sonntag in der Eremitage einen Workshop - mit Cornelia Weiß - im Baille Maille geben, das ein wenig an Crocket erinnert. Gerade die Tänze am Samstag, "die alle einer festgelegten Choreographie folgen", wie Michaela Hoppe sagt, haben es in sich. "Da geht es flott zur Sache, es gibt nicht nur die langsamen Tänze. Und wehe, einer tanzt aus der Reihe. Der schmeißt das ganze Set. Denn dann hat plötzlich der nächste keinen Partner mehr." Nicht zuletzt deshalb habe die Kunst des Tanzens ganz oben gestanden zur Zeit Wilhelmines. "Da konnte jeder tanzen." Zumindest bei Hofe.

Bei der Premiere waren fast 600 Bayreuther dabei - trotz Landesgartenschau

Allein das Barockfest hatte bei der Premiere am ersten der beiden Residenztage im vergangenen Jahr fast 600 Besucher angelockt, die mit dem Hofstaat den Besuch von Wilhelmines Schwester in Bayreuth gefeiert haben. Beim größten Barockfest Deutschlands in Gotha mit rund 300 Robenträgern und gut 7000 Besuchern hat Michaela Hoppe zusammen mit den Mitgliedern von Barock Oberfranken "kräftig die Werbetrommel gerührt". Denn das Potenzial sei da: "In Ansbach wuchert man bereits mit dem Barock-Pfund, das man hat. Da hat Bayreuth noch ein bisschen Nachholbedarf."

Wilhelmines Briefwechsel mit Voltaire

Nachholbedarf sah Markgräfin Wilhelmine ganz offensichtlich auch beim von ihr bewunderten Philosophen Voltaire, wie aus einem Briefwechsel hervorgeht, der am Sonntag, 17. September, bei den Residenztagen vorgestellt wird. Im Frühjahr hatte die Schlösserverwaltung die beiden Briefe im Kunsthandel erwerben können, die nach der Vorstelung in der Eremitage künftig nach der Eröffnung des Welterbes Markgräfliches Opernhaus im dazugehörigen Museum gezeigt werden sollen. „Der Neuankauf beider Briefe ist ein außerordentlicher Glücksfall“, wird der Museumsreferent der Bayerischen Schlösserverwaltung, Thomas Rainer, in einer Mitteilung der Schlösserverwaltung zitiert. Rainer wird die Briefe in seiner Themenführung „Wilhelmine an Voltaire: Mehr Frauenrollen!“ um 11 Uhr und um 15 Uhr im Alten Schloss der Eremitage vorstellen wird. „Ich wundere mich über die verschiedenen Denkweisen, die es in der Welt gibt“, schreibt Wilhelmine am 23. Januar 1751 von ihrem Musenhof in Bayreuth an „frère Voltaire“. „Sie schließen die Frauenrollen aus Ihren Potsdamer Tragödien aus und wir würden gerne, wenn wir einen Voltaire hätten, die Männerrollen aus denen streichen, die wir hier spielen. Wäre es nicht möglich, dass Sie eines Ihrer Stücke für uns umschrieben und dort die zwei Hauptrollen an Frauen vergäben?“Der originale, in französischer Sprache verfasste Brief, der dieses "erstrangige, kulturhistorische Dokument zur Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts enthält, wird gemeinsam mit einem Antwortbrief Voltaires an Wilhelmine vom 1. März 1751 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

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