Juragruppe hofft auf Pilotprojekt für den Anbau der Becherpflanze – Zwei Landwirte ziehen bereits mit Mit Silphie Mutterboden schützen

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Mit dem Anbau der Silphiepflanze will die Juragruppe neue Wege gehen und dem Maisboom entgegenwirken. ⋌Foto: Kerstin Goetzke Foto: red

Ziel ist es, ein bayerisches Pilotprojekt an Land zu ziehen. Dafür nimmt der Wasserzweckverband Juragruppe auch Geld in Hand – immerhin 120 000 Euro. Um was es geht? Um die Anpflanzung der Becherpflanze Silphie auf bis zu 40 Hektar. Um dem Mais-Boom entgegenzuwirken und damit den Mutterboden vor Erosion zu schützen.

 
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Die Erosion des Mutterbodens sei bei den zunehmenden Wetterkapriolen mit Starkregen ein Riesenproblem, sagt Werkleiter Hans Hümmer. Die Politik scheint auf den Zug aufspringen zu wollen. Das gilt zumindest für die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU). Sie hat für diese Woche ein Gespräch in München zu diesem Thema initiiert. Mit Vertretern des Landwirschafts- und des Umweltministeriums. Fördergelder sollen her, um das Projekt voranzubringen. Für Juragruppen-Geschäftsführer Hümmer ein Muss. Man müsse neue Wege gehen, sagt er. Das zeigten die massiven Umwelt- und Sachschäden nach den jüngsten Unwettern. Etwa in Rotttal-Inn.

Daran trage der immer mehr zunehmende Maisanbau eine nicht unerhebliche Mitschuld. Weil gerade im Frühling eine geschlossene Pflanzendecke, die vor Bodenabtrag schützt, fehle. Und gerade in Trinkwassereinzugsgebieten spiele auch die Nitratbelastung eine Rolle: „Im Herbst werden dort die höchsten Restnitratgehalte im Vergleich zu anderen Fruchtarten gemessen.“ Da im Landkreis Bayreuth der Maisanbau einen dramatischen Zuwachs aufweise, bestehe hier besonderer Handlungsbedarf.

So sieht das auch Gudrun Brendel-Fischer. Vorausschauend sei das, was die Juragruppe da plane. Für den Erhalt der Wasserqualität, für den Hochwasserschutz. Sie erachtet das Silphie-Projekt als sinnvoll, „bisher ist das an den hohen Kosten für das Saatgut gescheitert“. Das sei jetzt nicht mehr das zentrale Problem. Sehr wohl aber die Akzeptanz unter den Landwirten: „Die muss man dafür begeistern, man muss ihnen sagen, dass sie auf den Anbauflächen nicht den Ackerstatus verlieren, wenn sie diesen Weg mitgehen.“

Und das ist ein echtes Problem. Denn die ziehen noch nicht so richtig mit. Dies bestätigen auch Heinz Weidinger aus Betzenstein und Michael Schatz aus Hollfeld. Sie sind selbst Landwirte, wissen, wovon sie reden. Sie wollen mitmachen bei diesem Silphie-Projekt. Entscheidend sei, „dass das Saatgut funktioniert“, sagt Schatz. Das wird es, sagt dazu Christoph Hartman vom Büro Geoteam in Bayreuth. Der Geoökologe hat schon 2015 Gutachten erstellt, wie die Becherpflanze bei den Förderprogrammen berücksichtigt werden könnte.

Denn ohne finanzielle Anreize wird man kaum Landwirte für das Vorhaben gewinnen können, so Heinz Weidinger: „Das muss passen.“ Für Hartmann liegen die Vorteile eines Silphie-Anbaus über mehrere Jahre hinweg im Vergleich zu den einjährigen Kulturarten Mais und Getreide auf der Hand. Vorteile für den Boden-, Gewässer- und Artenschutz. Weil dann nicht mehr alles unter dem Blickwinkel der Bestückung von Biogasanlagen gesehen wird. „Der Mais als Deckfrucht kann dabei durchaus bleiben, die Becherpflanze beschädigt diesen Anbau nicht, das kann parallel laufen“, so Hartmann. Aber durch Silphie sei der Boden schon im Frühjahr gefestigt, nach zehn bis zwölf Jahren komme auch die Humusbildung.

Hartmann hat seine Studie in Abstimmung mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth und Münchberg sowie mit dem Lehrstuhl für Pflanzenökologie an der Uni Bayreuth erstellt. Hat Verschläge erarbeitet, wie das Silphie-Modell in das Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) des Freistaats und in die Greening-Förderung integriert werden könnten. Um zum Beispiel die Saatkosten von rund 1500 Euro pro Hektar und den Ertragsausfall im ersten Anbaujahr zu kompensieren.

„Das braucht es“, sagt Heinz Weidinger, der Silphie vor allem als Futterpflanze nutzen will. Sein Berufskollege Michael Schatz warnt davor, allzu sehr über den Maisanbau zu schimpfen: „Wir brauchen das Image in Bevölkerung für dieses Projekt, wir brauchen die Anerkennung für das , was wir da tun wollen.“

Gudrun Brendel-Fischer hofft, dass die zuständigen Ministerien einem Pilotprojekt zustimmen, „einem Feldversuch für unsere Region“. Das hoffen auch Horst Häußinger und Walter Fischer von der der Bezirksregierung. Auch sie unterstützen das Vorhaben. Dabei gehe es auch um den Trinkwasserschutz, sagt Häußinger. Fischer verweist auf ein laufendes Modellverfahren mit Silphie-Saatgut aus Thüringen auf einer Fläche von fünf Hektar. Im Herbst werde man die Ergebnisse auswerten, wie sich dort die Nitratbelastung der Bäche entwickelt hat.

Doch zunächst ist Akzeptanz für weitere Aktivitäten auf diesem Gebiet nötig, so die Landtagsabgeordnete Brendel-Fischer. Und die will man sich jetzt in München erkämpfen.

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