Mit Fußtheater in britischer Casting-Show

Von Andrea Munkert
Das Fußtheater von Anne Klinge wird immer bekannter. Vor kurzem trat sie damit sogar im englischen Fernsehen auf. Das Foto entstand jedoch bei den Maffeispielen in Auerbach.⋌ Foto: Archiv/Hans von Draminski Foto: red

Die Wahl-Betzensteinerin Anne Klinge startet mit ihrem Fußtheater international durch. Sie hat bei der englischen Ausgabe von „Das Supertalent“ überzeugt.

 
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Die Frau besticht mit ihren Fußsohlen und ihrer Schauspielgabe. Anne Klinge ist 44 Jahre alt, zweifache Mutter, studierte Schauspielerin und Theaterregisseurin. Sie hat die Gabe sich auszudrücken, ohne ein Wort zu sagen oder das Gesicht zu verziehen und die Mimik in Falten zu legen. Momentan geht es von Betzenstein immer mehr in die große weite Welt.

Plastiknase und Perücke

Denn Klinge hat mit einer Plastiknase, einer Perücke und ihrer Ferse das Publikum bei dem TV-Format „Britain’s got talent“ begeistert. Seitdem schlägt ihr Auftritt im Sender ITV auch in der Netzgemeinde hohe Wellen. Das Video zu ihrer Performance wird oft geklickt – und Anne Klinge? Hat schon Anfragen, ob sie nicht beim gleichen Format in Frankreich und der Tschechoslowakei oder bei Puppenspieler-Festivals wie in San Francisco mitmischen möchte.

Alles an ihrem Spiel ist für die Zuschauer stilecht und nachvollziehbar, denn die Verwandlungen geschehen so schnell, dass sie Realität zu werden scheinen und sich die Füße in Personen verwandeln. Lebende Wesen, die das darstellen, was die Künstlerin zeigen will: Menschen, die im Märchen mitspielen oder wie im englischen TV-Format zu Liebestollen werden.

Puppentheaterfestival

„Die Produktionsfirma von 'Britain’s got talent' hat mich angefragt, ob ich mitmachen möchte. Ich habe ein paar Jahre zuvor bei einem Puppentheaterfestival in Großbritannien mitgewirkt. Dessen Chef kannte jemanden bei der Produktionsfirma und hat mich empfohlen“, erinnert sich Anne Klinge an die Nachricht, die vor wenigen Wochen in ihr E-Mail-Postfach flatterte. Dann schossen ihr Gedanken durch den Kopf – schließlich musste ja alles ganz schnell gehen: Wie bewältige ich Interviews in Englisch, wie mache ich eine fernsehtaugliche Nummer, die ungefähr drei Minuten lang ist?

TV-Format Die Puppenstars

Erfahrungen hat die Fußtheaterschauspielerin erst kurz zuvor im deutschen TV-Format Die Puppenstars (RTL) gesammelt, das 4,7 Millionen Menschen gesehen haben – und hat dabei das Publikum und die Jury so überzeugt, dass sie bis ins Finale kam. Bei „Britan‘s got talent“ mitzumachen, sei eine super Entscheidung gewesen, betont sie. „Die Show selbst hat mir sehr Spaß gemacht: Es war ein schönes altes Theater, ein Hippodrom, das Publikum war so gut drauf und so begeisterungsfähig. Es hat mich animiert, ein toller und gar nicht steriler Ort. Und die Show war nicht vorinszeniert, wie man es vermutlich erwartet.“

Die Jury und das Auditorium haben ihren Auftritt nicht vorhergesehen oder eine Ahnung gehabt, was da auf sie zukommt. „Insofern waren die Reaktionen und die Überraschung absolut echt — und das hat mich begeistert.“ Angst vor dem Buzzer, der den Auftritt bei Nicht-Gefallen jäh beendet, habe sie aber nicht gehabt. „Ich hatte so oder so eine tolle Erfahrung. Ich wollte natürlich gut sein, aber gelohnt hat es sich schon, weil ich als Fußtheater- beziehungsweise Puppenspielerin ein Alleinstellungsmerkmal hatte. Das hat mir mehr persönlich gebracht und mich natürlich überrascht – vor allem, als ich von anderen hörte, welche Stars ich mit der Jury von mir überzeugt habe“, sagt sie.

„Pantomime-Körpertheater“

Das Echo nach der Show hallte nicht nur durch Großbritannien, sondern durchs Netz und bis an die Westküste Nordamerikas. Anne Klinge hat in Erlangen Theaterwissenschaft, Psychologie und Literatur studiert, wurde im „Pantomime-Körpertheater“ ausgebildet, ist freischaffende Regisseurin, hat am Coburger Landestheater und anderswo über 50 Inszenierungen betreut und hat unzählige Fernsehauftritte absolviert.

Auch bei „Gottschalk Live“ und bei den Maffeispielen in Nitzlbuch war sie. Als einzige Fußtheater-Solistin ihrer Art im deutschsprachigen Raum ist sie auch im benachbarten Ausland eine begehrte Künstlerin. Sogar in Peru und bei der Expo in China trat sie auf. Dabei hat die Schauspielerin, die schon das Sams und die Kleine Hexe gespielt hat, rund um das Jahr 1998 einfach mit Gumminasen herumexperimentiert – irgendwann landeten sie an ihren Füßen und überzeugten damit. Sie sagt: „Ich habe einen kreativen Hintergrundberuf. Ich spiele zwar die Figuren mit viel Emotion, kann aber auch der Zuschauer von hinten sein.“

Sie lebt nun seit zwei Jahren in Illafeld mit ihrem Lebensgefährten und ihren zwei Kindern, weil „ich auf einer Erdbebenstation mitten im Thüringer Wald groß geworden bin und der Wald für mich ein guter Ausgleich ist“. Ihre Kinder, sagt sie, seien fast ausgeflippt, als sie davon gehört hätten, dass Mama bei der englischen Version von Das Supertalent auftreten soll – und dann noch ein bisschen mehr, als sie mit viermal Yes weitergekommen ist — „it was a piece of magic“, hieß es von der Jury unter anderem. Seitdem wartet sie darauf, wie und vor allem wann es für sie in der Show weitergeht. „Das passiert immer recht kurzfristig“, sagt sie. In der Zwischenzeit bewältigt sie den Presserummel und viele Auftritts-Anfragen. Und macht ein wenig Urlaub.