Mit dem Schmerz leben lernen

Von Andrea Pauly

Wer immer unter Schmerzen leidet und als austherapiert gilt, leidet oft nicht nur unter den körperlichen Schmerzen, sondern auch psychisch. In der neuen Schmerztagesklinik in der Hohen Warte sollen die Patienten lernen, wie sie selbst ihre Schmerzen lindern können - und mit ihnen leben.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Mit einem Diagnostiktag geht es los: Dort prüfen die Ärzte, ob wirklich alle möglichen Ursachen und Therapien für einen Patienten ausgeschöpft wurden. Für etwa zehn bis 15 Prozent der Patienten, so schätzt der Leitende Oberarzt Dr. Roman Koshedub, würden sich voraussichtlich weitere Behandlungsmöglichkeiten ergeben. Für die anderen geht es darum, mit dem Schmerz zu leben und ihn möglichst erträglich zu machen. Das Angebot richtet sich vor allem an Patienten mit Rücken- und Knochenleiden.

Hilfe zur Selbsthilfe

"Wir behandeln Patienten, die seit mindestens einem halben Jahr an Schmerzen leiden", sagt die Psychotherapeutin Tanja Nüsslein-Saraiva. "Das oberste Ziel ist Hilfe zur Selbsthilfe: Sie sollen möglichst viel von dem, was sie her lernen, im Alltag umsetzen." Deshalb ist die Tagesklinik kein Ort für Massagen, Akupunktur oder Schmerzmittel. Stattdessen lernen die Patienten Strategien zur Entspannung und Achtsamkeit, neue Bewegungsabläufe und wie sie ihren Alltag so gestalten können, dass sie wieder aktiver werden, sagt Nüsslein-Saraiva.  Denn viele Schmerzpatienten haben die Angewohnheit, dass sie viel schaffen wollen, wenn es ihnen besser geht. "Dann werden die Schmerzen wieder stärker." Diesen Kreislauf zu unterbrechen, müssen sie lernen.

Therapien, Sport, Vorträge

Wer einen Platz in der Tagesklinik bekommt, kommt vier Wochen lang täglich von morgens bis zum späten Nachmittag in die Hohe Warte. Dort gibt es Psycho-, Physio- und Ergotherapie, Vorträge, Bewegungsbäder, Sportangebote und QiGong. Danach folgt eine Pause von drei Monaten, in denen die Patienten das Gelernte zuhause anwenden sollen. "Dann schauen wir, was im Alltag funktioniert, wo es Schwierigkeiten gibt und was wir intensivieren können." Koshedub ergänzt: "Es gibt für jeden Patienten eine Therapie, die zu ihm passt. Aber man muss danach suchen."

Das Leben wieder genießen

Oft leiden die Menschen seit Jahren und Jahrzehnten unter Schmerzen. "Sie sollen besser damit leben und ihr Leben auch wieder genießen können", sagt Nüsslein-Saraiva. "Sie lernen: Trotz der Schmerzen gibt es Momente des Wohlbefindens."

Bilder