Mit dem Hanomag quer durch Afrika

Von Andrea Pauly

Mit einem umgebauten Hanomag aus dem Jahr 1968 quer durch Afrika reisen - das war der Traum von Patrick Fuchs und Verena Renneberg. Und sie haben ihn wahr gemacht. Nicht einmal eine Attacke, bei der vier Männer mit Macheten in Malawi auf sie losgingen, haben sie daran gehindert.

 
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Ein Campingplatz im Oktober 2014 in Malawi in Afrika, spät in der Nacht: Patrick Fuchs schläft, seine Freundin Verena Renneberg arbeitet noch am Laptop. Plötzlich tauchen vier Männer vor dem Hanomag auf, in dem sie leben und arbeiten. Sie schlagen ohne Warnung mit Macheten auf die Frau ein, reißen den Computer an sich. Verenas Schreie wecken ihren Partner, der ihr sofort zur Seite springt. "Ich wusste nicht, dass die Männer bewaffnet waren, ich bin einfach auf sie los. Da sind sie abgehauen", sagt Patrick Fuchs. "Ich habe einfach nur reagiert."

Vier Sehnen mit der Machete durchtrennt

Er bleibt unverletzt, sie nicht: Die Strecksehnen von vier Fingern der rechten Hand sind durchtrennt. Verena Renneberg wird operiert, trägt zwei Monate lang einen Gips, fürchtet um die Beweglichkeit ihrer Hand. Insgesamt sechs Monate bleibt sie nach dem Überfall in Malawi. Als die Sehnen verheilt sind und sie ihre Finger wieder bewegen kann, kommt der psychische Zusammenbruch: Sie hat Angst, erlebt Panikattacken, fühlt sich in ihrem geliebten Fahrzeug nicht mehr sicher. Die beiden kehren für ein halbes Jahr zurück nach Deutschland. Dort macht Verena Renneberg eine Therapie. Danach entscheidet sie, dass sie ihre Reise fortsetzen will. "Aber es war schon eine Überwindung."

Der Traum geht weiter

Die Attacke der Unbekannten in Malawi ist der einzige Moment, in dem der Traum der beiden ins Wanken geraten ist - aber das Paar hat sich davon nicht unterkriegen lassen. Patrick Fuchs aus Bayreuth hat schon als Kind davon geträumt, einmal quer durch Afrika zu reisen. Er hatte seinen Wunsch schon fast aufgegeben - dann lernte der Bayreuther Verena Renneberg kennen. "Sie wollte die Welt bereisen", sagt er.

Kein genauer Plan

Als sich die beiden im Oktober 2010 auf den Weg nach Afrika machten, hatten sie keinen genauen Plan. Sie wussten nur: Sie wollen am Ende der Reise in Südafrika ankommen. Sie hatten einen alten Hanomag-Laster zum Camping-Mobil umgebaut, gaben ihre Wohnungen auf, nahmen ihre Ersparnisse und fuhren los. Vorher hatten sie nur entschieden, dass sie durch den Osten des Kontinents reisen wollten. Dort sind Visa für das nächste Land oft an der Grenze oder in der Botschaft  zu bekommen. Das Paar wollte sich nicht auf feste Reisedaten festlegen und spontan entscheiden können, wann sie ein Land verlassen und ins nächste fahren.  

Route von Tag zu Tag geplant

Die Route planten die beiden von Tag zu Tag spontan: Wo ist es am sichersten? Wo gibt es die besten Straßen? Und wo ist etwas Interessantes zu entdecken? "Wir haben unterwegs immer mit anderen Reisenden und Einheimischen gesprochen", sagt Patrick Fuchs. "Bei Äthiopien dachten wir vorher: Da fahren wir ganz schnell durch, weil wir so viel Schlechtes gehört hatten", berichtet Verena Renneberg. "Aber dann hat uns das Land total überrascht und supergut gefallen, so dass wir sieben Wochen lang dort geblieben sind."  Im südlichen Teil des Kontinents gibt es viele Campingplätze, im östlichen Teil hielten die beiden oft bei Hotels - niemals in der freien Landschaft, wenn sie ihren Laptop dabei hatten. "Das ist wegen der hohen Kriminalität zu gefährlich", sagt der Bayreuther.

Das Ende ist nur der Anfang

Bis März 2012 tourten die beiden mit ihrem alten Hanomag durch Afrika. Schon kurz nach ihrer Heimkehr stand fest: Das war erst der Anfang. "Das Leben hier taugt nicht so richtig", beschreibt Fuchs sein Gefühl. Die Routine, die immer gleiche Aussicht vor dem Fenster - das störte die beiden. Schon 2013 brachen sie wieder auf. Nun mussten sie ihren Lebensunterhalt unterwegs verdienen. Für ihr Nomadenleben brauchten sie im Durchschnitt zusammen etwa 1000 Euro pro Monat. Beide sind selbstständig und können von unterwegs arbeiten, Verena Renneberg als PR-Redakteurin und Autorin, Patrick Fuchs als Webdesigner. Auch mit ihrem Reiseblog www.runterwegs.de verdienen sie Geld über Verlinkungen zu Produkten. In jedem Land schauten sie deshalb zuerst, welcher Anbieter das beste Telefon- und Internet-Netz hat.  

Seit Ende Februar zurück in Oberfranken

Seit Ende Februar sind sie wieder in Oberfranken, wohnen erst einmal in Heinersreuth. Sie planen bereits die nächste Reise - diesmal nach Südamerika. Ihnen fehlen die Sonne, die Freiheit, das Draußen-Sein und immer dorthin gehen zu können, "wo wir grad Bock haben". In den nächsten Monaten wollen sie Geld verdienen, größere Internet-Projekte anstoßen, ein Buch über ihre Reise und einen Ratgeber über die Nationalparks im Osten Afrikas schreiben, eine Live-Diaschau entwickeln - und den Hanomag noch ein bisschen umbauen. Verena Renneberg wünscht sich eine größere bequeme Sitzfläche. Und auch wenn sie dies alles vermutlich von Berlin aus planen wollen, weil sich dort die Reiseblogger-Szene befindet, vergisst Patrick Fuchs dabei seine fränkische Heimat nicht. Denn als Franke ist er Bier-Fan. Und ein Plan, an dem er gerade arbeitet, ist eine Internetplattform über die weltweiten Anbieter von Craft Beer, also handgebrautem Bier aus kleinen Brauereien. "Das ist nämlich auch eine Leidenschaft."

Zur Webseite der beiden Afrikareisenden geht es hier.

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