Mit Computerspielen lernen

Von Martina Schwager, epd
Foto: Marius Becker/dpa Foto: red

Die Lernpotentiale von Computerspielen werden nach Ansicht der Medienexpertin Linda Breitlauch in deutschen Klassenzimmern noch viel zu wenig genutzt.

 
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Gute Computerspiele könnten nachweislich das eigenständige und kooperative Lernen bei Schülern fördern, sagte die Trierer Professorin in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch das räumliche Vorstellungsvermögen, das logische Denken, Problemlösungskompetenzen und motorische Fähigkeiten würden durch das Spielen mit Konsole und Tastatur gestärkt.

Dennoch würden solche Spiele in Schulen bislang kaum eingesetzt. Sogar Computerspiele, die ausschließlich für den Unterhaltungsmarkt produziert worden seien, steigerten nach einer Studie der Berliner Charité die Intelligenz, betonte Breitlauch am Rande des Deutschen Stiftungstages in Osnabrück: «Es wird immer noch vor allem über die Gefahren von Computerspielen gesprochen - und zwar meistens von Menschen, die noch nie eines selbst gespielt haben.»

Eigenes Tempo

Kinder und Jugendliche könnten mit Computerspielen nach ihrem eigenen Tempo lernen und spürten unmittelbar, wie sie Lösungen näherkämen. Auch die Belohnung erhielten sie sofort und nicht zeitversetzt durch Zensuren der Lehrer, betonte die Professorin für Game Design. Die Expertin entwickelt mit ihren Studenten vor allem Spiele, die neben der Unterhaltung auch Informationen und Bildung vermitteln.

Natürlich gebe es, wie bei anderen Medien auch, gute und schlechte Computerspiele, betonte Breitlauch. Da sei es wichtig, eine Auswahl zu treffen. Spiele und sogar Geräte zur Erzeugung einer virtuellen Realität könnten etwa im Geschichtsunterricht eingesetzt werden und historische Szenarien nachstellen. «Das ist oft viel eingängiger als die Darstellung in einem Buch.»

Nachholbedarf

Hinzu komme, dass Lehrer sich den Spaß der Kinder und Jugendlichen am Computerspielen zunutze machen könnten. In Österreich werde sehr erfolgreich ein Physikspiel eingesetzt, in dem Schüler ein Raumschiff zusammenbauen müssten.

Deutschland hat nach den Worten der Expertin diesbezüglich Nachholbedarf. Skandinavien oder auch Frankreich seien deutlich weiter. Bis Computerspiele als Lernmethode hierzulande in die Lehrpläne Einzug halten, werde es wohl noch Jahre dauern. Erst Lehrergenerationen, die selbst mit diesem Medium aufgewachsen seien, brächten vermutlich den grundlegenden Wandel.